Alles beim Alten? – Teil 1

Alles beim Alten? – Teil 1

Alles beim Alten? – Hes.36,26

Wie sieht es mit deinen Vorsätzen für dieses Jahr aus? Hast du dir überhaupt noch welche vorgenommen oder hast du bereits die Erfahrung gemacht, dass das mit den Vorsätzen eigentlich nicht wirklich funktioniert. Von den 10kg, die du letztes Jahr abnehmen wolltest, fehlen jetzt noch 13. Hast du dir vorgenommen mehr Sport zu machen und überlegst mittlerweile, ob man morgens Aufstehen eigentlich auch schon als Sport bezeichnen kann? Ist es nicht so, dass eigentlich immer „Alles beim Alten“ bleibt?

Und wenn wir mal unsere Beziehung mit Gott anschauen, sieht’s häufig nicht viel anders aus, oder? Ich hab auf der Silvesterfreizeit mit einer Person gesprochen. Die hat mir gesagt, dass sie Angst davor hat nach der Freizeit und dieser intensiven Zeit mit wieder in ihr altes Leben reinzustolpern, in dem Gott wenn überhaupt eine Nebenrolle mit Tendenz zum Statisten einnimmt. Und sie hat mich gefragt, ob ich für sie beten kann, dass genau das eben nicht passiert. Und das habe ich natürlich getan. Aber das habe ich schon oft getan. Für andere und für mich. Und ich habe häufig die Erfahrung machen müssen, dass sich doch nichts geändert hat und alles beim Alten geblieben ist.

Und dann steht dem gegenüber die Jahreslosung, ein Vers, der von der Herrnhuter Brüdergemeinde irgendwann mal für dieses Jahr ausgesucht wurde:

26 Und ich werde euch ein neues Herz geben und euch einen neuen Geist schenken.
(Hes.36,26a; NLB)

Wenn Gott sich Vorsätze für’s neue Jahr machen würde, würden sie wahrscheinlich so ähnlich klingen. „Und, Gott, was nimmst du dir für das nächste Jahr so vor?“ „Naja, ich werde weniger Zeit im Internet verschwenden, ein bisschen mehr Sport machen und… ach ja, und ich werde euch ein neues Herz geben und euch einen neuen Geist schenken.“

Ok, der Zusammenhang, in dem Gott das sagt, war nicht bei ner Feuerzangenbowle zu Silvester. Es war noch nicht mal zu einem Jahreswechsel, so weit ich weiß. Eigentlich war die Situation überhaupt nicht zum Zuprosten und Anstoßen. Also so überhaupt nicht. Das Volk Israel war gerade nicht zu Hause. Die waren nicht auf einer Freizeit. Sondern im Gegenteil. Sie waren gerade auf einer Unfreizeit, sprich Verbannung. Gott hatte zugelassen, dass sein eigenes Volk von einem anderen Volk, den Babyloniern, kassiert wird. Die Israeliten hatten es nämlich auch nicht geschafft, sich zu ändern. Manchmal wollten sie nicht, manchmal konnten sie nicht. Auf jeden Fall ist ihr Leben und auch ihr Glaube so vor sich hingedümpelt und hat sich dabei immer mehr von Gott entfernt. Und Gott hatte sie gewarnt und ihnen gesagt: „Leute, das Leben ist kein Selbstläufer. Nehmt euer Leben in die Hand und entscheidet euch es wieder in Ordnung zu bringen, sonst knallt’s.“ Sie haben nicht gehört und es hat geknallt. Und zwar keine Böller.

Nun leben wir nicht zur Zeit des Alten Testamentes und ich glaube auch nicht, dass Gott – weder heute noch damals – viel Interesse daran hat, dass es knallt. Ich glaube noch nicht mal, dass er es knallen lässt, weil er beleidigt ist, weil die Menschen nicht das tun, was er gesagt hat. Sondern er weiß, dass der Knall die Konsequenz davon ist, wenn wir nicht das tun, was er uns aufgetragen hat. Das heißt nicht, dass jeder Knall in unserem Leben damit zusammenhängt, dass wir uns gegen Gott aufgelehnt hätten. Im Falle der Israeliten war es aber klar. Sie waren gewarnt worden, haben die Warnung in den Wind geschlagen und dann ist das passiert, was Gott gesagt hatte, dass es passieren würde.

Keine Ahnung, ob es in deinem Leben in letzter Zeit mal ordentlich geknallt hat. Ob da etwas passiert ist, was dein Leben komplett erschüttert hat. Das Ende einer Beziehung, ein tragischer Todesfall oder einfach nur die Überforderung in der Schule oder sonst wo. Wenn ja, dann glaube ich, ist das, was Gott hier sagt, sehr wichtig für dich. Wenn nein, dann ist das, was Gott hier sagt, sehr wichtig für dich, damit es vielleicht gar nicht erst zum Knall kommt.

Zunächst mal ist es entscheidend zu erkennen, dass Gott sehr wohl weiß, dass das mit dem „sein Leben ändern“ nicht gerade unsere Stärke ist. Gott steht nicht nicht einfach da und verlangt von dir Dinge, die du nicht schaffen kannst um dir dann eins auszuwischen, wenn du wieder mal versagt hast. Das ist nicht Gott. Nein, Gott sagt: „Ich weiß, dass du es nicht schaffst. Das hast du schon oft genug unter Beweis gestellt. Deshalb mache ich den ersten Schritt. Ich werde dir ein neues Herz geben und ich werde einen neuen Geist in dich legen.“

Wenn das der Fall ist, dann ist die Veränderung, die Gott bewirken will, ein Geschenk und nicht der Preis für besonders fromme Anstrengungen. Nicht dadurch, dass du Gottes Willen tust, bekommst du ein neues Herz und einen neuen Geist von Gott. Sondern weil Gott dir ein neues Herz und einen neuen Geist gibt, kannst du Gottes Willen tun und Veränderung erleben.

Mir ist auf der Silvesterfreizeit einmal mehr aufgefallen, wie genial es ist, dass so viele von euch so geniale Mitarbeiter sind, auf die man sich verlassen kann. Und das ist wirklich genial. Dadurch ist so vieles möglich, was ohne euch nicht möglich wäre. Aber manchmal stehen wir, glaube ich, in der Gefahr, dass wir uns mit unserem Einsatz für Gott begnügen und uns dadurch davon ablenken, dass wir zu allererst und immer wieder den Einsatz Gottes für uns brauchen.

Das Problem mit Gottes Geschenken oder Geschenken überhaupt ist ja, dass man selbst nur wenig Einfluss darauf nehmen kann. Man kann sich etwas wünschen und immer wieder danach fragen, aber es liegt allein in der Hand des Schenkenden, ob und wann er dir welches Geschenk überreicht. Anders ist das bei etwas, was man sich verdient. Wenn du irgendwo arbeitest, dann hast du ein Recht darauf, dass du am Ende des Monats dein Geld bekommst. Wenn du das nicht bekommst, kannst du es einfordern. Bei Geschenken geht das nicht.

Aber wir haben die Zusage, dass Gott uns dieses Geschenk mit dem neuen Herzen und dem neuen Geist machen will. Das heißt, wir dürfen Gott immer wieder daran erinnern, dass er uns das zugesagt hat. Und Gott möchte, dass wir ihn um das bitten, was er uns schenken möchte. Jesus sagt uns:

7 Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden!
8 Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird geöffnet werden.
9 Oder welcher Mensch ist unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen Stein geben wird?
10 Und wenn er um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben?
11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten!
(Mt.7,7-11; NLB)

Vielleicht hast du dich auch schon mal gefragt, warum wir Gott im Gebet um Dinge bitten sollen, wenn er doch schon weiß, was wir brauchen. Und warum wir ihn um Dinge bitten sollen, die er uns ohnehin schon zugesagt hat. Ich glaube, dass Gott uns, wie in dem Bild vom Vater, dazu erziehen möchte die Beziehung zu ihm zu stärken. Gott will wissen, wie sehr wir dieses Geschenk wirklich wollen oder ob es uns eigentlich völlig egal ist. Ein guter Vater wird nicht alle Hindernisse im Leben seiner Kinder aus dem Weg räumen, aber er wird ihnen dabei helfen zu lernen, wie sie selber die Hindernisse aus dem Weg räumen können und sie darin unterstützen.
Deshalb sagt er den Israeliten auch nicht: „Ich werde euch eine riesige Streitmacht schicken und alle eure Feinde vernichten.“ Das hat er später zwar zwischenzeitlich trotzdem gemacht. Aber jetzt fängt er erst mal ganz unscheinbar, aber nachhaltig an: Bei Herz und Geist.

Wir wollen uns in den nächsten Wochen noch genauer anschauen, was es mit Herz und Geist überhaupt auf sich hat. Für heute wollen wir uns darauf konzentrieren, was es bedeutet, dass Gott uns ein Geschenk machen will, das wir uns nicht verdienen können. Ein Geschenk, das uns dabei helfen will, dass eben nicht alles beim Alten bleibt. Die Frage an dich ist, ob du dich noch mal darauf einlässt und erwarten willst, dass sich wirklich was verändern kann.

Keine Sorge. Gott macht den Anfang. Amen.

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