Den Demütigen gibt er Gnade

Den Demütigen gibt er Gnade

1Petrus 5, 5c-11                                                          15. Sonntag nach Trinitatis – Oßling, am 04.09.2016

 

„Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch. Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. Dem Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

 

Liebe Gemeinde! Es gibt in jeder Woche zwei Tage, über die wir uns keine Sorgen machen sollten. Einer dieser zwei Tage ist das Gestern. Das Gestern ist nicht mehr unter unsrer Kontrolle. Nichts kann das Gestern zurückbringen. Wir können nichts ungeschehen machen. Kein Wort, was über unsre Lippen kam, zurücknehmen. Das Gestern ist vorbei. Der andere Tag, über den wir uns keine Sorgen machen sollen, ist das Morgen mit seinen möglichen Gefahren, Lasten und Ängsten. Morgen wird die Sonne aufgehen. Entweder in vollem Glanz oder hinter einer Wolkenwand. Aber sie wird aufgehen. Doch der kommende Tag ist noch nicht geboren. Er sieht dann oft ganz anders aus, als wir dachten. Dazwischen bleibt nur ein Tag übrig: Heute. Gestern ist vorbei. Morgen noch nicht da. Und: Heute hilft der Herr! Es sind meist nicht die Erfahrungen im Heute, die Menschen in Zweifel und Ängste bringt. Die Sorge hat ihren Landeplatz in unsrer Seele im Gestern und Morgen. Da ist nagende Reue oder Verbitterung über Vergangenes. Da ist Furcht vor dem Morgen, was kommen wird. Unser Predigtwort meint dazu: „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Wie der Sorge den Boden entziehen? Schließe Frieden mit deiner Vergangenheit. Dazu hilft dir Jesus. Gib ihm dein Leben, mit allem, was war. Bekenne ihm deine Schuld und Sünde und empfange seine Vergebung. Wer die Macht der Sorge brechen will, kann es nicht aus eigner Kraft. Menschenschuld und Seelenlast gehören unter das Kreuz. Heute in diesem Gottesdienst kannst du es tun: Bekennen. Vergebung empfangen. Sie annehmen. Und Jesus, deinen Erlöser, an dir arbeiten lassen. Frieden mit der Vergangenheit schließen bedeutet auch: So, wie Jesus dir, ohne wenn und aber, alle Sünden vergibt, vergib allen, die an dir schuldig geworden sind. Die dich gekränkt, verletzt oder allein gelassen haben. Vergib allen, die dir Böses getan haben und segne sie. Versöhnung gelingt nicht immer, da gehören zwei dazu, aber unsern Schuldigern vergeben, dazu sind wir heute und hier gerufen. Wer andern etwas nach-trägt, trägt an einer Last, die er nicht tragen soll. Wer nachtragend ist, tut sich selber weh, wird keinen Frieden finden und unter der Sorge bleiben. Der Sorge das Futter verweigern und entziehen heißt auch: Schließe Frieden mit deiner Zukunft. Die Besorgnis vor dem Kommenden ist die Befürchtung zu versagen, krank zu werden, das 5. Rad am Wagen zu sein. Es ist die Angst, ich könnte nicht mehr geliebt, anerkannt, wertgeschätzt sein, wenn dieses oder jenes eintritt. Hinter allen Befürchtungen steht die Angst vor dem Tod, vor Sinnlosigkeit Qual und Leid, die Angst vor Gottes Gericht. Frieden in allem, was aus mir wird, finde ich ebenfalls nur bei Jesus. Sein Wort gilt für alle, die es im Glauben annehmen. Wenn er sagt: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ – liegt dort meine Zukunft. Er verspricht für mich zu sorgen, für immer und ewig. Wir sollen ja nicht sterblichen, fehlbaren Menschen vertrauen. Sondern Jesus, dem Auferstandenen. Er gibt uns Frieden über dem, was war. Und ruhige Zuversicht über dem, was kommt. Wer sich darin übt, Jesus sein Gestern und Morgen zu überlassen, der kann getröstet sagen: „Meine Zeit steht in Gottes Hand.“ (Ps 31) Da liegt es auf der Hand, dass eine Gesellschaft ohne Jesus von Sorgen und Ängsten geplagt ist. Die Krise in unserem Volk ist im tiefsten eine Glaubenskrise. Heute ist deutlicher denn je: Ohne Glauben an Jesus enden alle Wege in einer Sackgasse. Zurück zu Jesus ist der einzige Weg in die Zukunft. Wer Jesus verachtet, ihn des Vertrauens nicht für würdig erachtet, hat Gott gegen sich. Dazu heißt es hier: „Gott widersteht den Hochmütigen.“ Wenn wir demütig genug sind, Gottes Wort als Richtschnur zum Leben und Glauben gelten zu lassen, bekommt unser Leben Glanz und Freude. Es steht dann unter der Verheißung: „… aber den Demütigen gibt er Gnade.“ Gnadenerfahrungen sind das Gegenteil von Sorgenerfahrungen. Damit stellt uns das Wort vor eine Entscheidung, die müssen wir ein Leben lang, je neu beantworten: Was gilt für dich mehr: Dein Wort oder das Wort der Bibiel? Petrus musste es den Christen damals schreiben, und uns heute gilt es ebenso: Lass Gott nicht ein Anhängsel, ein frommes Plakat in deinem Leben sein. Lass ihn über dir stehen. Beuge dich unter sein Wort und richte dein Tun und Lassen, dein Vertrauen, daran aus. Gehorche dem Ruf: „So demütigt  euch unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.“ Sich zu Gott halten, seinem Wort mehr Glauben schenken als allem andern. Warum das eine Überlebensstrategie ist, sagt Petrus ganz klar: Sonst packt euch der Teufel und reißt euch in die Hölle. Es ist der altböse Feind, der eins nicht will, dass wir auf Jesus vertrauen. Ob dein Glaube wach und nüchtern ist, kannst du daran sehen, wer Jesus für dich ist. Jesus ist mein Retter. Amen: So schlicht, so nüchtern ist unser Glaube. Nur Jesus, nur mit Jesus können wir bestehen: „Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht fest im Glauben.“ Da will ich lieber dem Wort Gottes vertrauen, glauben, dass ich vor Gott ein Sünder bin, und nur Jesus mich erlösen kann. Oder soll ich dem vertrauen, was ich sehe? Dass ich Gott nicht sehe, dass es ihn also wahrscheinlich nicht gibt, und wenn, werd ich schon in den Himmel kommen, das wird schon klar gehen. Es wird nicht klar gehen ohne Jesus. Hier nicht im Leben und nicht im Sterben. Nein, wenn ich einmal sterbe, soll der Teufel meine Seele nicht packen können. Jetzt und hier werde ich mich um meine Seele sorgen. Der einzige Schutz, die wirksame Waffe dem Teufel zu widerstehen, ist der Schild des Glaubens, der Glaube an Christus. Christus hat mich durch sein Kreuz erlöst. Er ist auferstanden und Herr über alles – so widerstehe ich dem Teufel. – Glaube und Sorge – beide sind starke Energien, reale Kräfte. Beide arbeiten mit der Vergangenheit. Die Sorge malt Bilder von Schuld, Kränkung, Schmerz und Rache. Der Glaube zeigt mir, was Gott Gutes getan hat. Glaube und Sorge blicken auch in die Zukunft. Die Sorge malt Phantome der Zukunftsangst, was kommen könnte, saugt unsre Freude auf und füllt unser Herz mit feuchtem grauen Nebel. Glaube dagegen zeigt uns die Verheißungen unseres Herrn, wie vertrauenswürdig er ist. Glaube zeigt uns unser Ziel, unsere Heimat bei Gott. Dass wir geliebt und erwartet sind. Glaube gibt Frieden. Deshalb brauchen wir ihn. Der Glaube an Christus weiß: Gott macht mit mir alles gut. Und so erhebt Petrus am Ende unseres Predigtwortes die Stimme seines Glaubens und legt ein frohes Bekenntnis ab: „Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“