Gottes Versprechen (Oßling)

Gottes Versprechen (Oßling)

Lk 18, 28-30                                                                     15. Sonntag nach Trinitatis – Oßling, am 24.09.2017

 

Petrus sprach zu Jesus: siehe, wir haben, was wir hatten,  verlassen und sind dir nachgefolgt. Er aber sprach zu ihnen: „Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wiederempfange in dieser Zeit und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.“

 

Liebe Gemeinde! Mit dem Predigttext sind wir mitten in ein Gespräch geplatzt. Das Thema ist das „Reich Gottes“. Jesus werden Fragen gestellt, wie es mit Gott und seinen Menschen ist. Da erzählt er die Geschich-te von dem ungerechten Richter, der einer Witwe doch Recht verschafft, weil sie ihn so unerhört nervt, damit er Ruhe vor ihr hat. Dann sind da ein Pharisäer und ein Zöllner. Der eine lobt sich im Tempel beim Beten selbst, der andere zeigt sich reumütig. Und Jesus stellt klar, was davon zu halten ist. Dann kommen Frauen mit Kindern in die Runde: Jesus soll die Kinder segnen. Als die Jünger sie schroff wegschicken wollen, macht Jesus die Kinder zu Musterbeispielen für die Bewohner des Gottesreiches. Während alle betroffen die Kinder anstaunen, kommt ein reicher junger Mann. Er macht sich auch Sorgen, ob er ins Gottesreich kommt. Halte die Gebote, sagt Jesus. Als er antwortet: Das habe ich getan, muss er hören: Sehr gut, dann gib deinen ganzen Besitz den Armen und folge mir auf den Weg in das Reich Gottes. Da geht er weg, fromm und traurig,  und hört die Stimme Jesu im Rücken, der von einem Kamel und einem Nadelöhr redet. Noch keine dreißig Schritt ist er weg, da sprudelt es aus dem hitzigen Petrus heraus: Wir haben´s ja gerade umgekehrt gemacht als der, ist es nicht so, Jesus? Und der Satz steht in der Runde, und alle Jünger nicken dazu: „Siehe, wir haben alles verlassen.“ Petrus erkennt sich, sein Loslassen, im Kontrast zu dem reichen Jüngling. Ob er sich fragt: Ja, woher hatte ich den Mut, die Klarheit, dass Jesus der Richtige ist? Staunend nimmt er wahr, dass er selber dazugehört. Und es klingt fast wie eine Liebeserklärung: „… alles verlassen, und sind dir nachgefolgt.“ Petrus verwendet bei „verlassen“, was genau bedeutet „sorglos vertrauen“, das gleiche Wort wie Jesus bei den Kindern, als er rief: „Wer nicht sorglos vertraut wie ein Kind…“ Und Petrus: „Wir haben dir sorglos vertraut und sind dir nachgefolgt.“ Petrus und die anderen haben eine Wahl getroffen. Klingt hier das Thema „Haben und Sein“ an, Besitz und Glaube? Ja, vielleicht, weil der ernsthafte Zuhörer sich jetzt zwischen Petrus und dem reichen Jüngling wiederfindet. Der eine hat alles gelassen, der andere alles behalten? Als würde  Petrus uns den Spiegel vorhalten, die Stirn in Falten ziehen, uns anblicken und fragen: Und was ist mit dir, geneigter Leser des Evangeliums? Geht es dir ums Haben oder willst du etwas vor Gott zu sein? In unserer Vorsorgekultur reagieren wir auf solche Fragen empfindlich, sie haben einen moralisierenden Beigeschmack. Dabei beeindruckt uns der Weg und die Konsequenz des Petrus. Dem Reichen schauen wir nach und finden sein Klammern ans Geld irgendwie billig. Damit bin ich beim Thema Sehnsucht. Diese Geschichte ruft die schlafende Sehnsucht in uns wach, konsequent und klar zu leben, frei zu sein, dass einen die Dinge, das Geld, die Sorge nicht bindet. Alles zu verlassen setzt Energien frei, die vorher von Existenzängsten besetzt waren. Petrus jedenfalls hat das Eigne, die eigne Fürsorge um sein Leben verlassen. Ohne eine einzige Sicherheit von Jesus. Nur dieses Wort: Folge mir. Menschenfischer sollst du sein. Der andere blieb bei seinen Habseligkeiten. Welche davon machten ihn wohl selig? Traurig ging er davon. Zwischen Petrus und dem traurigen Reichen kann ich mich trotzdem fragen lassen: Was kann ich loslassen? Was habe ich und was hat mich? Bin ich der Herr über die Dinge oder sind sie Herr über mich? Bleibt Raum, sich dem Leben in die Arme zu werfen? – Den äußeren Dingen traut Jesus offenbar nichts, rein gar nichts zu, wenn es um die zukünftige Welt geht. Wir übrigens auch nicht, wenn wir diesen Satz auch für uns gelten lassen: Das letzte Hemd hat keine Taschen. Warum klammern wir? Wir können eh nichts mitnehmen. Dann, ermuntert Jesus, setz auch nicht dein Vertrauen darauf. Zeig, dass du frei bist, indem du sie loslässt. Denn deine Sorgen zeigen dir, welches Verhältnis du zum Leben hast. Worum du dich sorgst, das ist dein Leben. – Als Petrus nach seinem „wir haben alles verlassen“ Jesus anblickt, in Erwartung einer Antwort, setzt Jesus noch eins drauf. Die Wahrheit hinter den Dingen ist: Ihr habt nicht alles verlassen, sondern mehr als alles gewonnen: „Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wiederempfange in dieser Zeit und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.“ Das ist die eigentliche Zumutung – das zu glauben. Jesus gibt keinen Beweis, nichts zum Anfassen und Sehen. Nein, gleich wird er sogar vom Preis dieses Weges, von seinem Leiden und Sterben sprechen. Dass dieser Weg das größte Glück, den höchsten Gewinn verspricht, ja sogar das ewige Leben – das gilt es zu glauben. Jesus will, dass du ihm glaubst. Wer nichts hergeben will, wird nichts erlangen. Wer seins behalten will, wird den „Schatz im Himmel“ nicht erlangen. Alles, woran wir uns festmachen wollen, ist weniger wert als Gottes Reich. Darum, so meine ich es zu sehen, darum geht es Jesus. Der Glaube ist der Weg, den fordert Jesus. Das ewige Leben der Lohn. Gott belohnt dich, das kannst du ihm glauben; wie er das macht ist wohl sein Geheimnis.  Beweise und Sicherheiten werden uns verweigert. Nur eine, die größtmögliche Sicherheit gibt es – Gottes Versprechen. Daran halte dich. Amen.