Gottsucher

Gottsucher

Apg 8, 26-39                         6. Sonntag nach Trinitatis – Großgrabe/Oßling, am 08.06.2018

 

„Der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und öde ist. Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hofe der Kandake, der Königin von Äthiopien, welcher ihren ganzen Schatz verwaltete, der war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten. Nun zog er wieder heim und saß in seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und halte dich zu diesem Wagen! Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du liest? Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. Der Inhalt aber der Schrift, die er las, war dieser (Jes 53, 7.8): „Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor dem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.“ Da antwortete der Kämmerer dem Philippus und sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selber oder von jemand anderem? Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Wort der Schrift an und predigte ihm das Evangelium von Jesus. Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser; was hindert´s, dass ich mich taufen lasse? Und er ließ den Wagen halten, und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn. Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich.

 

Liebe Gemeinde! Ein Gottsucher, der Finanzminister über das Königreich Äthopien. Er meint, in der Kirche könnte Gott sich finden lassen, im Tempel, in Jerusalem. Damit liegt er richtig. Ein Priester wird nach der Segnung und Gebet empfohlen haben: Lies Gottes Wort. Im Wort versteckt sich der Herr. Suche, und du wirst finden. Er kauft für sehr viel Geld die Rolle des Propheten Jesaja. Warum mag sich wohl solch ein Mann, der alles hat an Wohlstand und Macht, auf Pilgerreise begeben haben? Warum fühlen wir mitten im Wohlstand oft so eine seltsame Leere. Warum suchen wir statt Sammlung lieber Zerstreuung in dies und das? Wer sein Lebensglück, seine Hoffnung nur auf Irdisches setzt, wird immer leerer. Das Herz wird immer trauriger. Der Weg immer mehr und Schöneres zu haben ist eine Sackgasse. Das Herz will nicht Haben, sondern Sein. Ein erfülltes Leben kann sich keiner selber machen. Deshalb sind wir in unserm Reichtum so arm, ärmlich, wenn wir keine lebendige Beziehung zu Jesus pflegen. Jeder braucht Halt, Hoffnung, größer als der eigne Horizont. Ohne Jesus aber wird es immer dunkler. Umkehr, Reue, Suche. Der Pilger aus Äthopien, mit seiner inneren Leere, macht nun erhebende, religiöse Erfahrungen: Tempel, Gottesdienst, Musik. Ja, er hält bald sogar das Wort des Lebens in seinen Händen. Aber sein Herz bleibt, jetzt schon ein wenig verzweifelt, leer, leer, leer. Es waren so heilige Stunden, ja. Aber die religiöse Erhebung verfliegt auf der staubigen Landstraße. Er hat Gottes Wort vor Augen, buchstabiert im Kopf – aber er versteht nicht. Geht es dir so? Oder eher wie Philippus? Der war ein Jesusmann. Er hatte Jesus sein Leben geöffnet. Jesus war sein Herr, durfte ihn den Weg weisen. Darin hatte Philippus Übung. Hier habe ich mich gefragt: Höre ich Jesu Stimme, wenn Jesus mir Wegweisung, Trost oder Auftrag geben will? Philippus, der Hörende, der Lauscher, der aus der Stille kommende, der vor Gott Stillhaltende, der Jesusmann betet: Nicht wie ich, sondern wie du, Jesus, willst. Als er den Herrn so bittet, hört er etwas Ungewöhnliches. Da er aber die Stimme seines Herrn kennt, wundert er sich nicht, sondern tut. Hören lernt nur der, der gehorcht. Wenn du Gottes Anrede an dich nicht vernimmst, dann liegt das an mangelndem Gehorsam. Warum sollte der Herr Trostworte sprechen, wenn du nicht zuhörst? Warum sollte er dir eine Weisung geben, wenn du nicht gehorchst? Wer erfülltes Leben will, muss sich der Lebensfülle zuwenden. Philippus hört: „Steh auf, geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza führt.“ Jetzt noch ein wichtiger Zusatz: „… die öde ist.“ Öde, Wüste, Leere. Gott hat seinen Grund, wenn er sein Volk in die Wüste führt. Auch hier. Der Gottsucher war nach den Hochgefühlen seiner religiösen Erlebnisse wieder leer im Herzen. Kurzer Höhenflug. Das Herz des Reichen war arm. So verwüstet, vertrocknet, voller Lebensdurst wie der staubige Weg zurück. Sand, Trockenheit, Dornen, Alltagstrott. Philippus sitzt im Schatten eines Felsen, hat die Straße im Blick und wartet. Nach dem Hören und Gehorchen kommt das Warten. Seit dem Morgen sitzt er hier und kein Wort seines Herrn kommt. Er hätte sich Wasser mitnehmen sollen. „Sei stille dem Herrn und warte auf ihn.“(Ps 37,7) So lesen wir in den Psalmen. Bin ich einer, der für Jesus, immer im Aufblick zu Jesus, warten kann. Auf Jesus warten ist keine verwartete Zeit, sondern hingebendes Gebet. Solange der Herr keine Wegweisung gibt, gibt es auch keinen Weg. In der Nachmittagshitze hört er dann das Gefährt. Und Jesu Stimme: „Geh hin und halte dich zu diesem Wagen!“ Hast du solch einen Auftrag schon mal vernommen? Geh dorthin, mach einen Besuch? Während Philippus neben dem Wagen läuft, liest der Pilger die Worte vom erfüllten Leben. Besser, von dem, der dafür gesorgt hat, dass wir hier und ewig Gemeinschaft mit Gott haben können: Jesus, das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt. Er liest, aber versteht nicht. Wie auch? Wer ist unter, der wirklich erfasst hat, dass Gottes Sohn, der Herr aller Herren, uns Menschen durch die Hingabe seines Lebens aus den Ketten der Sünde, des Todes und des Satans freigekauft hat? Warum sollte er das tun? Ist die eine Frage. Die andere: Wozu ist das nötig? Dabei denken wir von Gott, er müsste unserer Meinung sein. Wir sind ehrbare Bürger und mit dem deutschen Gesetz nicht in Konflikt. Also, wieso müssen wir durch eine Lebenshingabe für´s erfüllte, ewige Leben erkauft werden? Das ist die Jesusfrage. Der Tod Jesu am Kreuz, schau ihn an. Er bezeugt die finsterste Wahrheit: Es war not-wendig. Vor Gott, unserm Schöpfer, sind wir Abtrünnige, Gesetzesbrecher, unheilig. Jeder Mensch hat den Himmel verloren. Wird in die Finsternis zu Satan müssen, wenn er sich nicht von seinen Sünden freikaufen lässt. Jesus starb für dich. Er ist dein Retter. So du dich aber nicht retten lässt, ist er dein Richter. Das muss Philippus dem Pilger gepredigt haben: „Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Wort der Schrift an und predigte ihm das Evangelium von Jesus.“ Was muss ich tun, wird der reiche Arme gefragt haben, dass ich gerettet werde? Das ist auch deine wichtigste Frage, weil wir nach unserem Sterben vor Gottes Gericht stehen werden. Jesus stellt uns die Wahrheit vor, die vor Gott gilt, wenn er spricht: „Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ Ich will gerettet werden, erfülltes, ewiges Leben. So ruft der Finanzmister. Und getauft: „Siehe, da ist Wasser; was hindert´s, dass ich mich taufen lasse?“ Dann wird diesem Gottsucher erfülltes Leben, die Wiedergeburt geschenkt. Als sie beide aus dem Wasser steigen, steigt er aus seinem alten Leben ohne Jesus aus. Jetzt ist er mit Jesus im Taufbund. Jetzt ist er gerettet: Aus der Finsternis, aus der Macht Satans, ins Licht. Das Licht Jesu im Herzen erleuchtet seine Seele und sein Gesicht: „Er zog aber seine Straße fröhlich.“  Der Gottsucher hat gefunden. Dass wir unsere Lebensbahn fröhlich ziehn, als Jesusleute, errettet, den Himmel vor uns. Das will der Herr. Amen.