Heiligung

Heiligung

1. Thess. 4, 1-8               20. Sonntag nach Trinitatis – 09.10.2016

„Wir bitten und ermahnen euch in dem Herrn Jesus, da ihr von ihm empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut, dass ihr darin immer vollkommener werdet. Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht und ein jeder von euch seine eigne Frau zu gewinnen suche in Heiligung und Ehrerbietung, nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen. Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben. Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen heiligen Geist in euch gibt.“

Liebe Gemeinde! Warum ich ihn trage, den Talar? Damit erkennbar wird, was ich für euch sein darf, bin, euer Pfarrer. So wird deutlich: Was ich tue geschieht nicht aus eigner Entscheidung, sondern ist Auftrag: Liturgie, Predigt, Zuspruch der Sündenvergebung, Abendmahl. Kleidung ist etwas Äußerliches, hat aber eine wichtige Funktion, spricht eine Sprache. Am letzten Sonntag hieß es: zieht den neuen Menschen an. Heute wird dieses Thema weitergeführt: die Kleidung der Christen. Der Pfarrer ist am Talar erkennbar, der Polizist an der Uniform, die Politesse am Kugelschreiber und Strafzettel, der Arzt am weißen Kittel und dem heraushängenden Stethoskop… Und ein Christ? Ein Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Sind wir durch unsere Taufe Kinder unseres Vaters im Himmel, müssten wir auch so ähnlich aussehen. Paulus nennt hier die Kleidung der Christen „Heiligung“. Wenn Gott heilig ist, das strahlt das auf seine Kinder ab. Im Blick auf das Ziel des Glaubens sagt er: wir sind unterwegs zu einem gigantischen Hochzeitsfest. Entsprechend muss unsere Gardarobe sein. So will es der Gastgeber, dessen Einladung ihr folgt. Hier so: „Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung.“  Heiligung, unsere Gardarobe für den Alltag. Der Stoff hat 10 verschiedene Farben, die 10 Gebote. Das ist der Wille Gottes, so sagt es uns die Schrift: Gott hat die Ordnung der Familie geschaffen, er liebt das Leben, er will die Ehe, er gibt Menschen Eigentum zur Verwaltung, er liebt die Wahrheit und gibt allen großzügig Zeit und Leben. Wie sich nun ein Gesicht im Wasser spiegelt, soll sich die Heiligkeit Gottes in unserm Leben spiegeln, im Herzen und Miteinander. Gott schaut in mein Leben und spricht: du bist mein Kind – du wirst deine Eltern ehren, das Leben achten, Eigentum respektieren, der Wahrheit Raum geben. Die 10 Gebote sind die Gardarobe Gottes, wir sollen sie tragen. Die Kirche ist eine Gemeinschaft von Menschen, in der diese Richtlinien Geltung behalten. Das ist unser Konsens. Das vereint uns, schafft Übereinstimmung, daran richten wir unser Miteinander aus. Würden wir Paulus fragen: Warum sollen wir ringen, kämpfen, uns mühen, unser Leben, unser Miteinander in Einklang mit den 10 Geboten zu bringen? Er hätte zuerst nach oben gezeigt und gesagt: um Gott zu ehren. Dann hätte er auf uns geschaut und gesagt: weil sonst eure Gemeinschaft zerbricht und dabei aus dem Fenster gesehen und mit leiser Hoffnung in der Stimme geflüstert: um anderen, den Fernen, das Glauben leichter zu machen. Diese drei Blickrichtungen bewogen Paulus zu seinen ermahnenden Worten: die Ehre Gottes, die Gemeinschaft der Christen und die Mission. So schreibt er: „Wir bitten und ermahnen euch in dem Herrn Jesus, da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut – dass ihr darin immer vollkommener werdet. Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung…“ An dieser Stelle spürt Paulus, dass er konkreter werden muss. Dass er so allgemein redet, euer Leben soll ein geheiligtes Leben sein, tut er ganz bewusst. Er sagt damit: alle Bereiche eures Lebens will Gott durchdringen mit seiner Liebe. Er kann aber nicht alle aufzählen. Deshalb nennt er stellvertretend zwei Beispiele: Geld und Familie. Heiligung betrifft also 1. unsere inneren, intimsten Bereiche, wie eben Familie, Frau Kinder, Freunde. Da sollt ihr einander voller Respekt und Wertschätzung behandeln. Nicht Willkür und Egoismus sollen das Miteinander bestimmen, sondern Einsicht, Verstehen, Zuhören, füreinander beten und einstehen. So soll’s sein. Ja, darum muss man kämpfen, ringen, beten, Paulus hier so: „Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht und ein jeder von euch seine eigne Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung, nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen.“ Heiligung in der Familie geschieht dort, wo ein Raum da ist für Schwächen und Schwächere. Heiligung vollzieht sich im Alltag der Familie, im Streiten und Versöhnen, Waschen und Einkaufen, ins Kino gehen und gemeinsam essen, umeinander Angst haben, miteinander bangen und sich freuen. Heiligung ist – um Gottes willen zusammenhalten. Um Himmelswillen seine Kraft drangeben. Paulus hat einen fast flehenden Ton, wenn er sagt: „Wir bitten und ermahnen euch in dem Herrn Jesus…“ Er will daran erinnern: Lebt, was ihr durch Jesus seid – Erlöste. Nicht nur erlöst von der Macht der Sünde, sondern auch von allen andern Mächten. Wenn es heißt: Geld regiert die Welt – steht ihr jedenfalls nicht unter dieser Regierung. Ihr seid frei, befreit davon, euer Wohl und Wehe, Glück und Fortkommen an tote Dinge zu binden. Wer ans Geld gebunden ist, betrügt. Wer nicht betrügt, ist frei. Heiligung macht frei. Wer die 10 Gebote höher setzt als seine Angst zu kurz zu kommen, betritt und durchschreitet den weiten Raum der Freiheit Gottes. Darauf will Paulus weisen, wenn er jetzt stellvertretend einen äußeren Bereich des Miteinanders benennt und sagt: aller Umgang miteinander soll geheiligt, am Willen Gottes orientiert sein, auch das Geld: „Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der HERR ist ein Richter über das alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben.“  Paulus spricht, wenn er von Gott als Richter redet, von der richtenden, zu Recht bringenden Liebe Gottes. Gott sei Dank wird Gott auch uns richten. Er ist gerade dabei. Wenn es einem Kind Gottes also egal ist, was der Vater im Himmel will, ist es der Liebe Gottes überhaupt nicht egal, wenn ein Gotteskind ins Unglück rennt. Gott sorgt sich um die Ungehorsamen, die spricht Paulus hier an: „Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung. Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen Heiligen Geist in euch gibt.“ Was würde sonst aus uns, aus der Kirche werden, wenn er uns nicht zu Recht bringen würde? Deshalb gibt es die Kirche schon 2000 Jahre. Auf dem Weg der Heiligung hat er sie immer wieder ausgerichtet und tut das auch noch heute. Wenn ihr heute zum Hl. Abendmahl kommt, in der Gemeinschaft mit Christus Versöhnung feiert, dann bittet von Herzen um die Kraftm des Heiligen Geistes. Bittet, dass die Heiligung in euerem Leben Fortschritte macht: Treib meinen Willen, dein Wort zu erfüllen. Amen.