Leinen los! – An Bord ins Abenteuer

Leinen los! – An Bord ins Abenteuer

Hallo,

ich weiß nicht, wie es dir geht, aber für mich sind die letzten Wochen einfach rasend schnell vorbei gegangen. Es fühlt sich für mich noch nicht so an, als ob das English Camp schon wieder zwei Wochen her wäre. Und es fühlt sich für mich auch nicht so an, als wäre es schon drei Monate her, dass wir den letzten Prisma gefeiert hätten. Vielleicht fühlt es sich für dich auch noch nicht so an, als könnten die Sommerferien schon wieder vorbei sein. Aber so ist es.
Und selbst wenn du wie ich zu denen gehörst, die ihren Urlaub noch vor sich haben, kann man doch jetzt schon davon ausgehen, dass die Zeit zumindest gefühlt viel schneller vorbei geht als einem lieb ist.
Auf dem English Camp war unser Thema: „Cast off!“, was so viel wie „Leinen los!“ bedeutet. Und genau das soll heute auch noch mal unser Thema sein: „Leinen los – An Bord ins Abenteuer“.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich mit Begriffen wie „Leinen los“, „Anker lichten“ oder „Segel setzen“ so direkt gar nichts anfangen kann. Der Großteil meiner Segelimpressionen kommt aus dem Fernsehen. Und in Gedanken sehe ich dann immer die grünen Segel der Alexander von Humboldt vor mir, im Hintergrund singt Joe Cocker „Sail away, you can fly“ und irgendwo öffnet jemand eine Flasche Beck’s.
Ich war zwölf Jahre alt, als diese Werbung in dieser Form ins Fernsehen kam. Und wahrscheinlich lag es daran, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht zur Zielgruppe gehört habe. Auf jeden Fall hat diese Werbung bei mir gänzlich ihr Ziel verfehlt. Ich hatte kein Bock auf Bier. Ich wollte segeln. Ich wollte Abenteuer erleben. Ich wollte so glücklich sein, wie die Leute in der Werbung. Prinzipiell ist das ja auch die Idee von Werbung. Sie spielt mit unseren Sehnsüchten um uns für ihr Produkt zu gewinnen.

Und vielleicht klingt es ein bisschen ironisch für den letzten Sonntag in den Ferien das Thema „Leinen los – An Bord ins Abenteuer“ zu wählen. Jetzt, wo die Zeit für Spaß, Erholung und eben auch Abenteuer erstmal vorbei ist. Aber vielleicht geht es dir ja wie mir und tief in dir schlummert doch immer diese Sehnsucht nach Mehr vom Leben. Und von Zeit zu Zeit wird die wach. Und dann klopft die an dein Herz und fragt: „Wann geht denn nun endlich das Leben los?“ Wie ein kleines Kind auf dem Rücksitz: „Wie lange dauert’s denn noch?“

Wahrscheinlich hast du – wie ich – auch schon die Erfahrung machen müssen, dass viele von den Versprechungen auf ein besseres Leben oft nur leere Worte sind. Ganz egal, ob das jetzt Werbeslogans sind oder andere Menschen, in die du dein Vertrauen gesetzt hast. Wie viele Menschen, in deinem Leben haben dich schon so tief enttäuscht, dass Beziehungen daran zerbrochen sind?
Aber auch unsere eigenen Hoffnungen, wie wir diese Sehnsucht in uns zu stillen versuchen, können uns blenden. Welchen Traum in deinem Leben hast du dir schon erfüllt um dann festzustellen, dass es doch nicht das ist, was du wirklich suchst?
Und nicht selten zeigt die Erfahrung, dass gerade diese verheißungsvollen Dinge uns im Grunde noch viel weiter von unserer Sehnsucht entfernt haben. Es war bestenfalls ein Moment oder eine kurze Zeit, wo wir dieses Glück gefunden haben. Aber nachher war da eine größere Leere als vorher.

Jesus hat mal gesagt:

10 Der Dieb kommt, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten. Ich aber bringe Leben – und dies im Überfluss.
(Joh.10,10; HFA)

Na toll, noch ein Werbeslogan. Ich meine, es war ja klar, dass hier irgendwann die „Keule der heiligen Wahrheit“ kommen würde. Aber dass es so plump geschehen würde, ist schon ein bisschen schwach, oder? Alle anderen haben euch nur belogen, betrogen und bestohlen, doch jetzt kommt Jesus und bringt die Wahrheit. Oho, na das klingt ja mal überzeugend. Echt jetzt, Jesus? Hast du wirklich keinen anderen Spruch auf Lager?
Doch hat er. Und der klingt tatsächlich ganz anders:

24 […] »Wer zu mir gehören will, darf nicht mehr sich selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern muss sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen.
25 Denn wer sich an sein Leben klammert, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben für mich aufgibt, der wird es für immer gewinnen.
26 Was hat ein Mensch denn davon, wenn ihm die ganze Welt zufällt, er selbst dabei aber seine Seele verliert? Er kann sie ja nicht wieder zurückkaufen!
(Mt.16,24-26; HFA)

Was ist denn das jetzt für ein Werbekonzept? In jeder guten Werbung wird doch zu allererst das Bedürfnis und das Leben des potentiellen Kunden in den Mittelpunkt gestellt. Werbung muss doch zu allererst die Frage beantworten: „Was bringt mir das?“ Und Jesus so: „Ja, also zu allererst musst du mal aufhören, dich um dich selbst zu drehen. Es soll dir zu allererst mal nicht um dich gehen, sondern um mich“ Hä? Und nicht nur das. Er setzt auch gleich noch einen drauf: „Außerdem wird das nicht ganz einfach werden.“ Was auch immer das bedeutet „sein Kreuz auf sich zu nehmen“. Klingt auf jeden Fall nicht nach „Sail away! Dream your dream!“
Warum macht Jesus das? Also entweder will er die Leute davon abhalten irgendwie ihm nachfolgen zu wollen. Oder aber er hat einfach die Eier ehrlich zu sein. Das wär doch mal was: Ne ehrliche Werbung. Zu allererst mal das Kleingedruckte! Und genau das macht er hier und sagt: „Das muss euch klar sein. Das wird auf euch zukommen, wenn ihr euch auf mich einlassen wollt. Ich bin einfach nur ehrlich zu euch.“ #wahrhaftig

Ich glaube ja – und glaube es mehr und mehr zu verstehen – dass dieser unglaubliche Einleitungssatz von Jesus an dieser Stelle, gar nicht so widersinnig ist, wenn man mal etwas drüber nachdenkt. Jesus weiß ganz genau, dass es nichts auf dieser Welt gibt – weder Produkte, noch Menschen, noch erfüllte Träume – , das diese tiefe Sehnsucht in uns Menschen stillen kann. Diese Sehnsucht, die die Menschen damals genauso hatten, wie du und ich heute. Wenn das so ist, dann ist die Jagd nach der Erfüllung dieser Sehnsucht das sinnloseste, frustrierendste und einengendste, was es überhaupt gibt. Die Bibel vergleicht das im Buch „Prediger“ mit dem „Haschen nach Wind“. Und jetzt kommt Jesus und sagt: „Dann lasst das doch einfach los! Um meinetwillen! Denn ich bin nicht von dieser Welt! Ich bin nicht mal darauf angewiesen, dass ihr mein Produkt kauft“ Jesus weiß, dass uns dieses „um uns selbst drehen“ gefangen nimmt und er hat dem etwas entgegenzusetzen. Er sagt:

36 Wenn euch also der Sohn Gottes befreit [, sprich: „Wen ich euch frei mache, “], dann seid ihr wirklich frei.
(Joh.8,36; HFA)

Ja, das ist jetzt wieder ein klassischer Werbeslogan, aber er kommt halt nicht von irgendwem.

Und dann führt Jesus seine Argumentation fort. Ausgehend von der Tatsache, dass er eben nicht nur ganz anders wirbt als alle anderen, sondern auch ganz anders ist als alle anderen. Er sagt klipp und klar: Wer sich an sein Leben klammert, der wird es verlieren. Und jeder, der schon mal bei einer Beerdigung war, kennt dieses komische Gefühl, dass das eigene Leben auf einmal so klein und zerbrechlich erscheint. Vor knapp zwei Wochen war ich bei der Beerdigung von meinem Opa. Ich weiß, wie sich das anfühlt.
Und Jesus, der so ganz anders ist, als alle anderen, sagt: „Wer aber sein Leben für mich aufgibt, der wird es für immer gewinnen.“

Damit stellt Jesus dich vor die Entscheidung: Zunächst mal „Glaubst du das?“ Und vor allem: „Lässt du dich darauf ein?“
Wie sollst du das entscheiden? Welche Gewissheit gibt es, dass Jesus hier nicht nur ein weiterer Schreihals ist, der mit deinen Gefühlen spielt um Profit aus deiner Sehnsucht zu schlagen?
Ich glaube, das ist eine gute Frage. Vielleicht die wichtigste Frage in deinem Leben. Werbung hat da ja verschiedene Methoden. Manche versuchen dich mit der „Money back“-Garantie zu locken: „Probier es aus! Wenn’s nichts ist, bekommst du dein Geld zurück!“ Andere werben mit dem bildmanipulierten „Vorher/Nachher“-Effekt: „Vorher alles doof. Nachher alles super.“ Ich könnte jetzt Bibelstellen anführen, die in eine ähnliche Kerbe schlagen würden, aber ich fürchte, dass das total unangebracht wäre. Und ehrlich gesagt, mich selbst würde diese Masche auch nicht überzeugen.

Was mich aber überzeugt und wirklich begeistert, ist wenn Menschen mir davon berichten, wie sie Gott in ihrem Leben erfahren und wie er ihre Sehnsucht nach MEHR vom Leben stillt. Ich spreche hier nicht von bezahlten Schauspielern, die mir mit nachträglich digital gebleichten Zähnen die Wirksamkeit ihrer Zahnpasta versichern. Sondern ich spreche von Freunden in meinem Umfeld. Leuten, denen ich auch ins Leben schauen kann. Wo ich mich davon überzeugen kann, ob das, was sie mir erzählen stimmt oder nicht.
Gerade in den letzten Wochen habe ich von so vielen Menschen unglaubliche, zum Teil wirklich abenteuerliche Geschichten gehört, was Gott in ihrem Leben tut oder getan hat. An manchen war ich selber beteiligt und konnte das miterleben. Von anderen habe ich nur gehört. Aber man kann den Personen abspüren, dass das, was sie erzählen, wahr ist, weil es ihr Leben komplett verändert hat. Auf dem EnglishCamp haben wir jeden Tag Geschichten von Leuten aus unserem Mitarbeiterteam gehört, in denen sich Gott mal mehr mal weniger spektakulär, aber immer wieder unfassbar großartig erwiesen hat. Als ein Gott, der die Sehnsucht nach MEHR vom Leben stillt.
Wir werden heute noch von einer weiteren Person hören und uns leider auch in gewisser Hinsicht von ihr verabschieden, die – um wieder zum Bild vom Segeln zurückzukommen – die Leinen los gemacht hat um in ein neues Abenteuer zu starten.

Und du? Unabhängig von dem, was du heute von hier vorne oder von anderen gehört hast, was glaubst du? Was erwartest du? Worauf lässt du dich ein? Ich möchte dir zum Schluss einen Vers aus dem Buch des Propheten Jeremia mitgeben, der explizit nicht nur für Ferienzeiten gedacht ist:

3 Rufe zu mir, dann will ich dir antworten und dir große und geheimnisvolle Dinge zeigen, von denen du nichts weißt!
(Jer.33,3; HFA)

Amen.

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