Noch ganz sauber? (Teil2)

Noch ganz sauber? (Teil2)

Hallo zusammen,

in Thailand ist es eine Unverschämtheit in der Öffentlichkeit jemanden an den Kopf zu fassen. Wenn man dort in der Öffentlichkeit seiner oder seinem Liebsten durch die Haare fahren würde, wäre das für die meisten Thailänder ein Ding der Unmöglichkeit. Der Kopf gilt dort als besonders heilig und darf nicht von jemand anderem berührt werden.
In Marokko ist es eine Geste der Freundlichkeit sich bei der Begrüßung die rechten Hand aufs Herz zu halten um seinem Gegenüber auszudrücken, dass es einen von Herzen freut den anderen zu treffen.
Immer wieder wenn man woanders hinkommt, ist es spannend solche „Kleinigkeiten“ der Sitten und Gebräuche kennenzulernen. Und es ist gut und wichtig das dann auch zu respektieren und zu befolgen. Und wenn man dann noch versteht, warum dies oder jenes in dem Kulturkreis so Brauch ist, kann das einem den eigenen Horizont weiten.

Wir wollen uns heute auch einen Brauch anschauen. Oder eigentlich einen Brauch, den Jesus aufgreift um etwas ganz wichtiges für unser Leben zu verdeutlichen. Wir wollen damit ein Thema fortsetzen, was ich vor zwei Monaten begonnen hatte. Das Thema lautet „Noch ganz sauber?“. Und heute also der zweite Teil der Geschichte, in der Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht. Der erste Teil wurde leider nicht aufgenommen, aber es gibt ihn zum Nachlesen auf unserer Homepage.

Das erstaunliche an der Textpassage, die wir hier im Johannes-Evangelium ab dem 13. Kapitel lesen, ist die ausführliche Beschreibung der Geschehnisse. Während die Bibel sonst mit ziemlich wenigen Worten beschreibt, was manchmal innerhalb von mehreren Jahren passiert, wird hier in fünf Kapiteln ein einziger Abend beschrieben. Nämlich der letzte Abend, den Jesus vor seiner Kreuzigung mit seinen Jüngern verbringt.
Zum Vergleich: In den ersten fünf Kapiteln der Bibel wird mal eben die Schöpfung der Welt, der Sündenfall, der erste Mordfall und der gesamte Stammbaum von Adam bis Noah abgehandelt, man könnte auch sagen „runtergerotzt“. Und hier werden ca. drei Stunden so ausführlich beschrieben, wie sonst kaum in der Bibel. Und wir wollen diese Betonung dieser Passage aufgreifen und genauer verstehen, was diesen Abend so besonders macht.

Jesus verbringt diesen Abend also mit seinen Jüngern und sie feiern gemeinsam das Passahfest, das an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert. Und nach dem Essen steht Jesus auf und fängt an seinen Jüngern die Füße zu waschen.
Zum Verständnis dessen, was jetzt folgt, muss man wissen, dass die Fußwaschung der Gäste zunächst mal ein Akt der Gastfreundschaft war. Gastfreundschaft wird in dieser Gegend wie auch in vielen arabischen Teilen der Erde noch heute sehr groß geschrieben. Natürlich hatte es einfach den praktischen Sinn, dass die Reisenden ihre von der Reise belasteten und schmutzigen Füße waschen und pflegen konnten. Nur normalerweise hat ein Gastgeber, der Herr des Hauses, nicht selbst seinen Gästen die Füße gewaschen. Entweder er hat ihnen die Möglichkeit gegeben, dass sie sich selbst die Füße waschen konnten oder hat seine Diener diese Aufgabe erledigen lassen.
Aber als Jesus – nicht nur der Herr des Hauses, sondern der ganzen Schöpfung – seinen Jüngern diesen Dienst eines Sklaven erweist, steht das Weltbild der Jünger kopf. Ohne groß darüber zu sprechen, lebt Jesus ihnen hier ein Konzept vor, das für sein Wirken, aber auch für uns in seiner Nachfolge essentiell ist: Nämlich Demut. Diese Demut hatte ich das letzte Mal mit der Definition zusammengefasst: Demut bedeutet sich aus hoffnungsvoller Liebe heraus dazu zu entscheiden anderen zu dienen in dem vollen Bewusstsein, wer man ist.

Und die Reaktion der Jünger, insbesondere von Petrus  auf diese Demonstration von Demut fällt folgendermaßen aus. Ich lese aus Johannes, Kapitel 13, die Verse 6-11:

6 Er kommt nun zu Simon Petrus; der spricht zu ihm: Herr, du wäschst meine Füße?
7 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen.
8 Petrus spricht zu ihm: Du sollst nie und nimmer meine Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir.
9 Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!
10 Jesus spricht zu ihm: Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle.
11 Denn er kannte den, der ihn überlieferte; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.
(Joh.13,6-11; ELB)

Wir können uns die Szene bildlich vorstellen, wie Jesus anfängt seinen Jüngern, die vielleicht noch mit dem Essen beschäftigt sind, die Füße zu waschen. Bisher hat noch niemand ein Wort gesagt, alle schauen verdutzt zu, was Jesus da macht. Keine Ahnung, wann Petrus an der Reihe war. Dem Text nach zu urteilen, war er nicht der erste. Bis dahin sagt auf jeden Fall keiner auch nur ein Wort. Und dann zerreißt Petrus mit einem unglaublich sinnigen Kommentar die verwirrte Stille: „Herr, du wäschst meine Füße?“ Eigentlich gar keine richtige Frage, nur eine Beschreibung von dem, was geschieht. Und offensichtlich kann Petrus es nicht ganz fassen, deshalb diese unbefangene Frage, inhaltlich gleichzusetzen mit „Hä?“.
Aber ich bin froh, dass Petrus hier und auch an anderer Stelle immer wieder ganz unbefangen das sagt, was ihn gerade beschäftigt. Ganz ehrlich, ich glaube Petrus kann uns damit zu einem Vorbild werden, dass unsere Gebete keine formvollendeten, lyrisch-wertvollen Postkartenphrasen sein müssen. Manchmal tut es auch ein ehrlich gemeintes „Hä?“ Und wenn Gott in unserem Leben anfängt komische Sachen zu machen, sind wir nicht dazu verpflichtet zu allem stumm „Amen“ zu sagen – wie auch immer man stumm „Amen“ sagen kann -, sondern wir dürfen Gott ganz ehrlich und unverblümt nach dem „Hä?“ fragen.

Und Jesus antwortet auf das „Hä?“ von Petrus. Ok, man könnte ja meinen, dass Jesus Petrus mit der Antwort eigentlich nur auf später vertröstet. So wie man ein kleines Kind, das fragt, wo eigentlich die Babies herkommen, mit der Antwort auf später vertröstet. „Das verstehst du jetzt noch nicht, Petrus. Das wirst du später mal lernen.“ Aber so ist das hier eigentlich gar nicht. Jesus sagt im Griechischen eher so etwas wie „Was ich jetzt tue, das hast du noch nie erlebt, weil es etwas total Neues ist.“ Jesus weiß sehr wohl, dass das „Hä?“ von Petrus absolut nachvollziehbar ist, weil noch kein Herr der Welt jemals so was gemacht hat, Knechtsgestalt anzunehmen. Und schon gar nicht in dem Maße, wie Jesus das hier tut. Und er sagt ihm weiter: „Aber genau das, was hier geschieht, wirst du später in aller Tiefe erfassen.“ Das, was ich hier tue, das wird der neue Maßstab sein für euren Umgang miteinander. Dieses Beispiel von Demut wird so revolutionär sein, dass ich Johannes fünf Kapitel als Bericht über diesen Abend in die Bibel schreiben lassen werde.

Aber Petrus blickt es irgendwie noch nicht. Ganz im Gegenteil. Er will nicht, dass Jesus ihm die Füße wäscht. Ja, er macht ganz deutlich, dass er das nie und nimmer zulassen wird. Im griechischen: „Bis in alle Ewigkeit nicht“.
Es steht nicht im Text, aber eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten, warum Petrus das nicht will. Entweder er glaubt, er hätte es nicht nötig, dass Jesus ihm die Füße wäscht oder Jesus hätte es nicht nötig, dass Jesus ihm die Füße wäscht. Und ich schätze mal, dass es bei Petrus irgendwie eine Mischung aus beidem ist.
Damit ist er uns wieder mal sehr ähnlich: Ich glaube, dass auch wir selbst immer wieder ganz schön Dreck aus unserem Alltag an unseren Füßen mit uns rumschleppen und auch unsere Füße sind häufig erschöpft von dem ständigen auf den Beinen Sein. Aber wir neigen dazu das uns und anderen gegenüber nicht eingestehen zu wollen. Und wenn Jesus sich mit seiner Schüssel und seinem Handtuch zu unseren Füßen beugt, wollen wir das eventuell wie Petrus ablehnen nach dem Motto: Lass mal stecken, Jesus. Ich komm schon klar.
Oder aber wir denken, dass Jesus sich eigentlich viel mehr um anderes zu kümmern hat. Da ist doch so viel Schmutz in der Welt. Er muss sich doch nicht ausge-rechnet um meine leicht angestaubten Füße kümmern.

Aber Jesus widerspricht diesem Gedanken entschieden. Doch! Es ist nötig, dass du, Petrus, dir die Füße und zwar von mir, Jesus, waschen lässt. Sonst hast du keinen Anteil an mir. Klingt ja schon ziemlich krass. Das könnte man fast so auffassen, wie die Androhung von Enterbung bei dreckigen Fingern am Essenstisch.

Irgendwie so muss das Petrus wohl aufgefasst haben, denn plötzlich will er nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und den Kopf gewaschen bekommen.
Auch hier ist Petrus mal wieder so typisch menschlich. Eben noch total davon überzeugt, dass er es eigentlich nicht nötig hat, dass irgendwas an ihm so schmutzig sein könnte, dass man sich jetzt unbedingt darum kümmern müsste. Und im nächsten Moment die Angst komplett von Jesus getrennt zu sein, weil man eigentlich doch noch so komplett gar nicht zu der Reinheit und Heiligkeit von Jesus passt.
Ich kenne das sehr gut von mir. Ich kann sehr leicht dem Gedanken verfallen, dass ich doch an sich jetzt ein ziemlich guter, autonomer Christ bin. Eigentlich habe ich so eine geistliche Pediküre nicht nötig. Und dann reicht aber doch schon ein kleiner Hinweis von Gott, in dem er mir seine Heiligkeit und meine schmutzigen Füße vor Augen führt und ich den Eindruck habe: Schande, ich muss nochmal komplett neu anfangen. Am Besten nochmal Bekehrung, Glaubensgrundkurs und wenn es irgendwie möglich wäre, müsste ich mich eigentlich noch mal taufen lassen. Und fälschlicher Weise halte ich dieses sprichwörtliche Zu-Kreuze-Kriechen auch noch für das, was Jesus hier eigentlich vermitteln will, nämlich Demut. Aber das ist ausdrücklich keine Demut.

Und wieder nimmt Jesus sich die Zeit Petrus zu erklären, was er nicht versteht. Zunächst mal stellt Jesus klar, dass dreckige Füße nicht bedeuten, dass man seit Wochen nicht geduscht hat. Und gleichzeitig heißt es nicht, dass wer geduscht hat, nicht trotzdem wieder schmutzige Füße bekommen kann und wird. Paulus schreibt über diese geistliche Ganzkörperreinigung später an Titus:

4 Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Retter-Gottes erschien,
5 rettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.
(Tit.3,4.5; ELB)

Und Jesus spricht Petrus zu: Genau diese Reinigung ist bei dir erfolgt. Petrus, du bist „noch ganz sauber“. Aber das ändert nichts daran, dass du, wenn du von draußen kommst, schmutzige und erschöpfte Füße hast. Und genau darum will ich mich kümmern.
Letzten Freitag war Johannes Brause bei uns im Input  zu Gast und hat aus seinem Leben und von seinen Erfahrungen mit Gott erzählt. Ein provokanter Satz ist mir besonders hängengeblieben. Er hat in etwa gesagt: Unser Glaube ist nicht etwas Exklusives, was man vor der Welt wegsperren muss, sondern unser Glaube muss schmutzig werden. Fand ich provokant und kann bestimmt auch missverstanden werden. Aber ich glaube, so ziemlich genau das will Jesus hier sagen: Ihr könnt nicht in dieser Welt leben, ohne euch schmutzig zu machen. Zumindest an den Füßen. Und wisst ihr was? Ich will, dass ihr in dieser Welt lebt. Später am Abend bringt es Jesus in seinem Gebet für seine Jünger auf die Formulierung:

15 Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen.
16 Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin.
17 Heilige sie durch die Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.
18 Wie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt.
(Joh.17,15-18; ELB)

Jesus hält seinen Jüngern hier keine Gardinenpredigt über Fußhygiene. Er beschwert sich nicht darüber, dass die Jünger schmutzige Füße haben und er ermahnt sie auch nicht dazu, darauf zu achten sich bloß nicht die Füße schmutzig zu machen. Jesus weiß ganz genau, dass der einzige Weg, sich nicht die Füße schmutzig zu machen der ist, nicht unterwegs zu sein. Und das ist explizit genau das Gegenteil von dem, was Jesus will.
Wir werden in unserem Alltag, in unserem Freundeskreis, auf Arbeit, in Schule und wahrscheinlich auch in unserer Familie mit so viel Schmutz konfrontiert. Mit all dem, was nicht zu Gott passt. Und es ist unmöglich vollkommen unberührt davon zu bleiben. Unsere Gedanken, unsere Gefühle und auch unser Reden und Handeln werden davon beeinflusst werden. Und wenn das so ist, aber ein sich Wegsperren in einer geistlichen Quarantäne keine Option für uns ist, dann ist es unerlässlich, dass wir uns diesen Dreck auch immer und immer wieder von den Füßen abwaschen lassen.

Die Geschichte geht, wie folgt, weiter:

12 Als er nun ihre Füße gewaschen und seine Oberkleider genommen hatte, legte er sich wieder zu Tisch und sprach zu ihnen: Wisst ihr, was ich euch getan habe?
13 Ihr nennt mich Lehrer und Herr, und ihr sagt recht, denn ich bin es.
14 Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen.
15 Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, dass auch ihr tut, wie ich euch getan habe.
16 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr, auch ein Gesandter nicht größer als der, der ihn gesandt hat.
17 Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut!
(Joh.13,12-17; ELB)

Nachdem Jesus das Konzept Demut für die Jünger bildlich vorgelebt hat, reicht er den Staffelstab an seine Jünger weiter. Sie sollen einander tun, wie er ihnen getan hat.
Ich habe im Vorfeld überlegt, ob ich diesen letzten Teil der Geschichte noch mal in einer dritten Predigt behandle. Aber ich habe mich dagegen entschieden. Irgendwann ist auch mal gut und insbesondere da, wo Jesus explizit sagt, dass wir etwas tun sollen, laufen wir leicht Gefahr nur drüber zu reden und es nicht zu tun.

Jesus gibt dieses Konzept der Demut und diesen Auftrag, einander die Füße zu waschen, an seine Jünger weiter. Was es mit der Demut auf sich hat, hat Jesus vorgemacht, als er angefangen hat seinen Jüngern die Füße zu waschen. Er hat sich aus hoffnungsvoller Liebe heraus dazu entschieden seinen Jüngern zu dienen in dem vollen Bewusstsein, wer er ist. Und warum diese Fußwaschung nötig ist, ist in dem Gespräch mit Petrus deutlich geworden: Weil Gott uns in diese Welt sendet, in der wir uns die Füße schmutzig machen werden, brauchen wir diese regelmäßige Reinigung, bzw. diese anhaltende Heiligung.
Die einzige Frage, die jetzt noch offen ist, ist die, wie wir das praktisch jetzt an einander tun können.

Und auch hier macht es Jesus seinen Jüngern vor. Ich meine nicht den bildhaften Akt des Füßewaschens, sondern das, was Jesus im Folgenden tut. Und es ist nichts Spektakuläres. Es sind vor allem zwei Dinge: Er teilt mit ihnen Gottes Wort und er betet für sie. Eigentlich recht simpel.
Ich glaube, dass wir in dieser Gemeinde schon an vielen Stellen genau das tun. In unseren Hauskreisen lesen wir gemeinsam die Bibel, in den Predigten stellen wir Gottes Wort in die Mitte. Ebenso wird in den Haus- und Gebetskreisen füreinander gebetet. Jetzt gibt es auch noch ein Gebets- und Seelsorgeteam, was diesen Dienst in den Fokus stellt. Und diese Entwicklung finde ich richtig genial. Und deshalb will ich diese Predigt auch nicht mit einem vernichtenden „Wir müssen alle mehr beten und in der Bibel lesen!“ beenden, sondern uns viel mehr dazu ermutigen: „Lasst uns viel mehr in dieser Welt leben, wie Jesus es gesagt hat. Dann werden zwar unsere Füße schmutzig werden. Das stimmt. Aber dann werden wir Bibel lesen und Beten nicht mehr als eine von außen auferlegte Pflicht empfinden. Sondern wir werden die dringende Notwendigkeit erkennen, miteinander Gottes Wort zu entdecken und füreinander im Gebet einzustehen. So wie Jesus es getan hat, als er seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte.“

Eine letzte kleine Bemerkung möchte ich noch anführen. Durch den Text von der Fußwaschung zieht sich von vorne nach hinten ein störendes Element hindurch. Immer wieder wird von Judas Iskariot gesprochen, der Jesus später verrät, der von dem Teufel einen bösen Gedanken ins Herz gelegt bekommen hat und der eben nicht rein ist. Immer wieder, auch an scheinbar unnötiger Stelle wird diese Schattenfigur angeführt. Und mich hat dieser Judas in der Geschichte immer gestört. Ich habe mich gefragt, was er überhaupt in dieser Geschichte über Demut und Heiligung zu suchen hat. Und ich verstehe es bis heute nicht wirklich.
Was ich daraus allerdings mitnehme, ist, dass Jesus sich offenbar nicht von diesem Judas, der scheinbar nicht in das Bild passt, davon hat abhalten lassen seinen Jüngern die Füße zu waschen. Es wird noch nicht mal berichtet, dass er Judas bei der Fußwaschung ausgelassen hätte. Und das obwohl er genau gewusst hat, dass da ein Judas Iskariot dabei ist. Er hat es nicht umkommentiert gelassen, aber er hat sich durch ihn auch nicht von seinem Dienst an seinen Jüngern abhalten lassen.

Und so, denke ich, tun auch wir gut daran, uns von niemandem, der scheinbar noch so wenig in die Gemeinschaft mit Jesus zu passen scheint, davon abhalten zu lassen in Demut einander die Füße zu waschen und waschen zu lassen.

Amen.