Trinitatis (Oßling)

Trinitatis (Oßling)

Eph 1, 3-14                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Trinitatis   –   Oßling, am 27.05.2018

 

“Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten in der Liebe; er hat uns vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten. In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich hat widerfahren lassen in aller Weisheit und Klugheit. Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte, um die Fülle der Zeiten heraufzuführen, auf dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist, durch ihn. In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens, damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit leben, die wir zuvor auf Christus gehofft haben. In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Rettung – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist, welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.”

 

Liebe Gemeinde zum Trinitatisfest!

 

Auf den Stirnen glänzten Schweißperlen. Alles war so friedlich, so still. Über 30 Männer, Frauen und Kinder saßen und staunten. Im ersten Morgenlicht der Aufbruch aus dem Tal, Aufstieg auf einen Dreitausender. Familienrüstzeit in Österreich. Wir schauten auf die Bergketten der Steiermark. Wir fühlten das Wunder und hatten keine Worte. So etwas Herrliches. Majestätisch der Anblick. Da verschlägts einem die Sprache. Worte verstummen. Zeit zum Staunen. Einfach nur staunen und sich still freuen. Dieser weite Blick. Ehrfurcht wird wach, und Dankbarkeit. So hoch oben, unbeschreiblich, faszinierend. Wir fühlten, wie sich unsere Herzen füllten mit dem Großen, was wir sahen… Das ist der Rundblick, den unser Predigttext bietet. Paulus bestaunt die Majestät und Herrlichkeit der Landschaft des Glaubens. Sein staunender Ausruf: „Gelobt sei Gott!“ Er beginnt mit einem Lobpreis, mit Jubel. Schaut doch mal, ruft er begeistert, welches wunderbare Glück uns geschenkt ist. Wir sind wir doch gesegnet. Ähnliche Gedanken hatte ich auch dort oben am Gipfelkreuz. Dass ich solche Schönheit sehen darf, auch wenn ich die fernen und nahen Gipfel nicht alle ersteigen kann, bewundern schon. Wenn einer ins Staunen kommt, werden damit gute, hohe Gedanken und versöhnliche Kräfte geweckt. Viele Gedanken in der Landschaft des Glaubens sind aber doch zu groß um sie zu fassen, zu begreifen. Aber im Staunen können sie im menschlichen Herzen doch wohnen. So auch der staunende Paulus, als er sieht: Im Kind in der Krippe, im Mann am Kreuz hat uns Gott erwählt, und zwar, ehe alles geschaffen wurde. Begreifen kann ich das nun wirklich nicht, aber bestaunen. In Jesus macht er uns heilig, völlig rein, ohne Fehl und Tadel. Ein faszinierender Blick. Gott ist nichts unmöglich. Meine Vorstellungskraft reicht dazu nicht, denn ich kann mir nur das Sichtbare, Machbare vorstellen. Und ich sehe: weder die Welt, noch die Kirche noch wir bieten einen heiligen, untadeligen Anblick. Doch, sagt Paulus, Gott lässt sich das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen, weder durch Mächte noch durch Menschen. Weil er uns liebt, brennend liebt, lässt er uns nicht. Hohe Gedanken und tiefe Überzeugungen zeigt Paulus hier auf. Er schrieb das einer entmutigten und zerstrittenen Gemeinde. Äußerlich waren sie bedrängt, ja verfolgt. Gelebter Christusglaube provoziert. Sie wurden zu Außenseitern gestempelt, drohten an den Rand der Gesellschaft zu geraten. Und im Innern dieser Streit. Überzeugungen standen fest, ja unversöhnlich gegeneinander, was Christ sein und als Christ leben denn nun bedeutet. Gemeinde in der Zerreißprobe. Kommt einfach mal mit, sagt Paulus, steigt aus den engen Tälern eures Alltags mit mir auf den Gipfel. Nehmt Abstand und betrachtet alles mal von oben. Ab und an ist es heilsam zu sehen, wie klein das Leben und wie groß die Welt ist, wie klein der Mensch und wie groß Gott. Wer Mut braucht, soll von sich absehen, wegschauen vom Klein-Klein auf unsern großen Herrn. So führt er sie auf die Gipfel des Glaubens. Schaut, staunt. Das alles hat uns der Vater durch Jesus geschenkt, das seid ihr: Erlöste, Kinder Gottes, Erwählte, Erben des Himmels, ausgestattet mit dem Gütesiegel Gottes, versiegelt mit dem Heiligen Geist. Gott will einfach auf uns nicht verzichten. 1938 war ein dunkles Jahr in Deutschland, dunkelste Jahre sollten folgen. Die Kirche war zerrissen, hier die Deutschen Christen, dort die Bekennende Kirche. Fanatische Kriegsbegeisterung, hasserfüllte Reden. Wer nicht mit einstimmte, dem drohten Konsequenzen für Leib und Leben. Jochen Klepper fasst seine Ängste und Ratlosigkeiten, sein Ohnmachtsgefühl in ein Lied. Er steigt aus den dunklen Klüften seines Alltags hinauf und wirft sein verzweifeltes Herz in das „dennoch“ des Glaubens: Dennoch ist Gott größer und dichtet: „Auch deines Hauptes Haare sind wohl von ihm gezählt. Er bleibt der Wunderbare, dem kein Geringstes fehlt. Den keine Meere fassen und keiner Berge Grat, hat selbst sein Reich verlassen, ist dir als Mensch genaht. Er macht die Völker bangen vor Welt- und Endgericht und trägt nach dir Verlangen, lässt auch den Ärmsten nicht. Aus seinem Glanz und Lichte tritt er in deine Nacht: Und alles wird zunichte, was dir so bange macht.“ Jochen Kleppers Worte im Jahr 1938 spiegeln eine fast dreiste Zuversicht angesichts seiner Lebenssituation. Mitten in bedrängender Aussichtslosigkeit ist er zum Staunen, zur Anbetung, zum Frieden, zum Lobpreis gekommen. Das – so auch Paulus – das ist der Sinn und Grund unserer Erdentage: „…damit wir etwas würden zum Lobe seiner Herrlichkeit.“ Amen.