Unbeschreiblich – Das 2. Gebot

Unbeschreiblich – Das 2. Gebot

Input am 26.10.2018

Leben hoch X – Unbeschreiblich

Hallo zusammen,

seit letzter Woche beschäftigen wir uns mit den zehn Geboten in unserer Themenreihe „Leben hoch X“. Man hätte diese Reihe bestimmt auch „10 Dinge, die man tun, bzw. nicht tun sollte, um Gott zu gefallen“ nennen können, aber erstens wäre das viel zu lang gewesen, und zweitens glaube ich, dass es Gott bei den Geboten gar nicht darum geht.
Ich habe den Eindruck, dass wir aber sehr häufig genau so denken. Gott macht uns irgendwelche Vorschriften. Wenn wir sie nicht befolgen, wird er sauer, und wenn wir sie befolgen, freut er sich. So ein bisschen, wie das Spiel „Simon says“. Gott ist derjenige, der sagt, was gemacht wird und freut sich daran, dass alle nach seiner Pfeife tanzen. Und du bleibst solange im Spiel, solange du alles befolgst. Und wenn nicht, fliegst du raus. Das muss richtig Spaß machen, Gebote von so einem Gott zu befolgen. Nicht.

Mir ist etwas aufgefallen: Ob ich mir etwas sagen lasse, was ich zu tun oder zu lassen habe, hängt viel weniger damit zusammen, worum es geht, als davon, wer mir das sagt. Es geht darum, was ich für eine Beziehung zu der Person habe. Für manche Menschen würde ich ans Ende der Welt gehen, für andere kaum ans Telefon.
Und deswegen geht es in dieser Themenreihe nicht in erster Linie um ein: Das darfst du tun und das nicht, sondern um die Frage, was Gottes Absicht dahinter ist, wenn er diese zehn Gebote aufstellt. Der längste Psalm der Bibel, Psalm 119, ist von einem Menschen verfasst, der offensichtlich eine sehr enge Beziehung zu Gott hatte und er sagt über die Gebote:

14 Ein Leben nach deinen Geboten zu führen erfreut mich mehr als jeder Reichtum.
(Ps.119,14) 

Letzte Woche hat Jenny bereits den Einstieg gemacht mit dem ersten Gebot:

3 Du sollst außer mir keine anderen Götter verehren!
(2.Mose20,3)

Und heute geht es um das zweite Gebot:

4 Fertige dir keine Götzenstatue an, auch kein Abbild von irgendetwas am Himmel, auf der Erde oder im Meer.
5 Wirf dich nicht vor solchen Götterfiguren nieder, bring ihnen keine Opfer dar! Denn ich bin der HERR, dein Gott. Ich dulde keinen neben mir! Wer mich verachtet, den werde ich bestrafen. Sogar seine Kinder, Enkel und Urenkel werden die Folgen spüren!
6 Doch denen, die mich lieben und sich an meine Gebote halten, bin ich gnädig. Sie und ihre Nachkommen werden meine Liebe über Tausende von Generationen erfahren.
(2.Mose20,4-6)

Puh, ganz schön harte Worte. Da habe ich eben noch davon gesprochen, dass es bei den Geboten zu allererst um eine Beziehung zu Gott geht. Aber wenn man davon liest, dass Gott über Generationen hinweg Menschen bestraft, wenn sie dieses Gebot nicht befolgen, weiß man gar nicht, ob man zu so einem Gott überhaupt eine Beziehung haben will. Warum greift Gott hier zu so drastischen Worten? Ich denke, dazu sollten wir uns anschauen, worum es in diesem Gebot geht. Und vor allem, worum nicht.

In der gesamten Geschichte des Judentums und auch des Christentums ist über dieses Gebot heiß diskutiert worden. Da steht ja, dass man sich kein Götzenbild machen soll. Das kann man ja noch irgendwie verstehen. Aber dann heißt es auch, dass man sich kein Abbild von irgendetwas, was im Himmel, auf der Erde oder im Wasser ist, machen soll.
Also, sobald du versuchst, Gott irgendwie bildlich darzustellen, oder einen Menschen oder ein Tier, ja sogar nur einen Baum, hättest du schon dieses Gebot verletzt. Aber das ist eine absolute Fehlinterpretation dessen, worum es hier geht. Gott selbst ordnet später an, dass zur Verzierung der Stiftshütte, quasi das Gottesdienst-Zelt der Juden, Engel und verschiedene Figuren aus Holz geschnitzt, aus Gold gegossen oder einfach an die Wände gemalt werden sollen (2.Mose 25,18-20.33). Das meint es also nicht. Wenn du also im Kunstunterricht irgendwas malen sollst, musst du nicht damit rechnen, dass der Zorn Gottes über dich kommt und du mit einem Blitz vom Himmel ausgelöscht wirst und deine Nachkommen verflucht werden.

Worum es Gott geht, ist etwas anderes. Im nächste Satzteil heißt es, dass wir uns vor diesen Bildern nicht niederwerfen, also sie anbeten sollen. Also wir sollen nicht irgend ein Bild, das wir selbst gemacht haben, zu Gott erklären. So weit, so logisch oder? Wer kommt auch schon auf den Gedanken, mit eigenen Händen ein Bild von Gott zu erschaffen und dann zu sagen, das Bild sei Gott?

Ironischer Weise passiert genau das, noch während Gott Mose die Gesetze gibt, im Volk Israel:

1 Als Mose so lange Zeit nicht vom Berg herabkam, versammelten sich die Israeliten bei Aaron und forderten ihn auf: »Los, mach uns Götterfiguren! Sie sollen uns voranziehen und den Weg zeigen. Wer weiß, was diesem Mose zugestoßen ist, der uns aus Ägypten herausgeführt hat!«
2 Aaron schlug vor: »Eure Frauen und Kinder sollen ihre goldenen Ohrringe abziehen und zu mir bringen!«
3 Da nahmen alle Israeliten ihre Ohrringe ab und brachten sie Aaron.
4 Er nahm den Schmuck entgegen, schmolz ihn ein und goss daraus ein goldenes Kalb. Anschließend gab er ihm mit dem Meißel die endgültige Form. Als es fertig war, schrien die Israeliten: »Das ist unser Gott, der uns aus Ägypten befreit hat!«
5 Daraufhin errichtete Aaron einen Altar vor der Götterfigur und ließ bekannt geben: »Morgen feiern wir ein Fest zu Ehren des HERRN!«
6 Am nächsten Morgen standen alle früh auf und brachten Brand- und Friedensopfer dar. Danach ließen sie sich nieder, um zu essen und zu trinken. Sie feierten ein rauschendes, ausschweifendes Fest.
(2.Mose32,1-6)

Was ist hier passiert? Mose ist also auf dem Berg und bekommt von Gott die Gebote. Nicht nur die zehn Gebote – da wären sie nach ein paar Stunden mit Auf-Steintafeln-Meißeln fertig gewesen -, sondern ein paar mehr. Und so dauert das halt ein paar Tage. Und dann ein paar Wochen. Und irgendwann wird das Volk Israel ungeduldig.
Die Stimmung kippt. Hier ist doch irgendwas schief gegangen. Wenn nicht bald was passiert, wird die ganze Begeisterung über Gottes Befreiung aus Ägypten einfach so im sprichwörtlichen Sande verlaufen. Wir brauchen hier mal wieder eine „geistliche Erneuerung“. Die Leute müssen doch irgendwie spüren, dass Gott da ist. Lass uns mal wieder was reißen. Wie wär’s wenn wir uns ein eindrucksvolles Bild von Gott machen, zum Beispiel einen jungen Stier – so kann man das Wort, das hier mit Kalb übersetzt wurde auch übersetzen. Ein Stier hat Kraft, ein Stier lässt sich nichts gefallen. Wir müssen den Leuten ein Bild von Gott geben, mit dem sie sich identifizieren können, wofür sie Begeisterung zeigen können. Und ganz ehrlich, ein unsichtbarer Gott, der sich mit unserem bisherigen Anführer auf einen Berg verkrümelt und uns warten lässt, hat nun wirklich nicht viel Attraktivität. Wir brauchen einen Gott, der uns gefällt.
Nur, dass wir das nicht falsch verstehen: Die Israeliten sind nicht so wahllos, dass sie sagen: Lasst mal uns mal einen neuen Gott erfinden! Sie haben damit noch immer ihrem Gott dienen wollen. Aaron ruft aus, dass sie ein Fest für den HERRN – das ist die Bezeichnung für ihren Gott – feiern wollen. Sie versuchen hier lediglich, Gott ein bisschen aufzupimpen. Ein bisschen cooler, ein bisschen moderner, ein bisschen mehr Party und so. Und sie merken gar nicht, dass sie Gott dabei austauschen durch ihr Wunschbild von Gott.

Ich war vorletztes Wochenende bei der Momentum-Konferenz. Das fing Donnerstag an und hat am Sonntag geendet. Ich war also tatsächlich vier Tage ununterbrochen weg. Und Daniela fand das nicht so toll, was ja auch verständlich war. Aber hätte sie so am Samstag gesagt: „Man, der Daniel ist jetzt schon so lange weg. Ob der überhaupt wiederkommt? Mensch, und Malea braucht doch auch ihren Papa. Vielleicht kann ich mir aus Pappmaché ja so einen Daniel-Ersatz basteln. Aber vielleicht ein bisschen cooler. Weniger dumme Wortwitze, dafür ein bisschen mehr Muskeln. Und dann machen wir am Sonntag so einen richtigen Familiensonntag. Der alte Daniel ist ja eh nicht da.“ Und am Sonntag Abend hätte sie mir dann an der Tür gesagt: „Ich weiß nicht, wer sie sind, aber bitte verlassen sie die Wohnung von mir, meinem Mann und meiner Tochter.“
Ich gebe ja zu, dass es Situationen gibt, in denen eine Pappmaché-Imitation von mir gegenüber dem Original Vorzüge hat. Kein Schnarchen oder Pupsen, keine Widerworte, erträgt stundenlang ein schreiendes Kind auf den Armen, macht nicht das Bad schmutzig. Aber dann hört es auch schon auf. Spätestens wenn es darum geht, dass sich Daniela darauf verlassen würde, dass dieser Papp-Daniel auch nur mal einen Finger im Haushalt rührt oder die Kleine wickelt, sie tröstet oder ermutigt, würde sie bitter enttäuscht werden. Weil dieser Papp-Daniel einfach nix drauf hat.

Das klingt lächerlich. Ich weiß. Aber genau so dürfen wir uns die Szene vorstellen. Und die Israeliten haben das ernst gemeint. Wir wollen hier lieber unseren eigenen Papp-Aufsteller von Gott. Den wir nach unseren Vorstellungen auch noch ein bisschen aufhübschen können.
Das Problem davon ist nur, dass dieser Papp-Aufsteller ihnen keine Richtung vorgeben kann, um sie durch die Wüste zu führen, er kann sie nicht beschützen vor ihren Feinden, er kann nicht zu ihnen sprechen und ihnen zeigen, welche großartigen Pläne er mit ihnen hat. Selbst wenn sie diese Pappfigur weiterhin mit dem Namen Gottes bezeichnen.

Vielleicht können wir jetzt etwas besser verstehen, warum Gott bei diesem zweiten Gebot so deutlich wird und so drastische Konsequenzen ankündigt. Er macht ganz klar: Ich lass mich nicht durch einen Papp-Aufsteller ersetzen. Wer so etwas tut, der verscherzt es sich gewaltig mit mir. Denn ich weiß, was das für tragische Konsequenzen hat, wenn ihr statt mir einem falschen Bild von mir dient.

Was bedeutet das aber heute für dich?

Jeder von uns hat ein Bild von Gott. Und das ist gut so. Das zweite Gebot sagt nicht: Du darfst dir unter Gott bloß nichts vorstellen. In der Bibel selbst wird Gott in Bildern beschrieben. Zum Beispiel als König oder als Vater, als guter Hirte. Und wenn wir mit Gott leben, werden unsere Erfahrungen dieses Bild mit prägen. Wenn du zum Beispiel durch eine schwierige Zeit in deinem Leben gehen musstest, wo dich alle im Stich gelassen haben. Und dann hast du gespürt und erlebt, dass Gott an deiner Seite war, wirst du wahrscheinlich das Bild von einem treuen Gott zeichnen. Und so wird alles, was du von Gott lernst und mit ihm erlebst dein Bild von Gott prägen. Wichtig dabei ist aber zu beachten: Keines dieser Bilder kann Gott umfassend beschreiben. In welches Bild sollte ein ewiger Gott auch passen?
Aber wie das Volk Israel kommen wir in unserem Leben vielleicht an einen Ort, wo uns gar nicht gefällt, was wir von Gott kennen lernen. Vielleicht hast du Geschichten in der Bibel gelesen, wo Gott als ein strafender Richter auftritt. Und du sagst dir: Nein, so kann mein Gott nicht sein. Ich will einen vergebenden Gott. Oder vielleicht zeigt dir Gott etwas in deinem Leben, das du ändern solltest. Aber du willst das nicht ändern. Und dein Bild von Gott verändert sich. Jetzt ist er halt nicht mehr dein Herr, der dir sagen darf, was du tun und was du nicht tun sollst. Aber das Bild von dem Gott, der dein Leben segnet, würdest du gerne behalten. Und plötzlich haben wir uns selbst so einen Pappmaché-Gott zusammengebastelt. Und vielleicht sind wie sogar so begeistert von diesem Bild von Gott, dass wir Lobpreis zu seiner Ehre singen, und das fühlt sich alles so gut an. Und wir beten zu ihm und erzählen sogar anderen von diesem Gott.
Das Problem ist nur: Dieser Gott existiert nicht. Er kann dir nicht helfen. Er kann deine Gebete nicht erhören und dein Leben nicht segnen. Nicht weil er nicht will, sondern weil er nicht existiert. Gott lässt sich nicht durch unsere billige Kopie von sich ersetzen.

In dem Gebot heißt es weiter, dass er ein eifersüchtiger Gott ist. Und ehrlich gesagt, finde ich das irgendwie auch gut. Eifersüchtig ist jemand, der einen liebt. Jemand, der einen nicht liebt, ist auch nicht eifersüchtig. So jemandem ist es egal, was mit uns passiert. Aber Gott ist das nicht egal.

Wie ist das jetzt aber mit der Strafe und uns?

Damals hat Gott hart durchgegriffen. Als Mose zurück zum Volk kommt, werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen und hingerichtet. So ernst ist es Gott damit. Und Gott hat sich nicht geändert. Aber Gott weiß auch, dass wir Menschen nun mal so ticken. Und immer wieder haben sich Menschen falsche Bilder von Gott gemacht, sie angebetet und sind damit auf die Schnauze gefallen. Und Gott hat keine Freude daran die Menschen zu bestrafen, bloß weil sie immer wieder missverstehen, wie er ist.

Und deswegen hat Gott uns ein für allemal gezeigt, wie er ist:

17 Durch Mose gab uns Gott das Gesetz mit seinen Forderungen, aber nun ist uns durch Jesus Christus seine Gnade und Wahrheit begegnet.
18 Kein Mensch hat jemals Gott gesehen. Doch sein einziger Sohn, der selbst Gott ist und in enger Gemeinschaft mit dem Vater lebt, hat ihn uns gezeigt.
(Joh.1,17.18)

Und noch mehr. Auch die Strafe, die wir laut des zweiten Gebotes angedroht ist, hat er auf sich genommen:

13 Von diesem Fluch des Gesetzes hat uns Christus erlöst. Als er am Kreuz starb, hat er diesen Fluch auf sich genommen.
(Gal.3,13a)

Hat dadurch das Gebot für uns etwa keine Relevanz mehr für uns? Ganz und gar nicht. All das zeigt doch, wie wichtig es Gott ist, dass wir ihn wirklich kennenlernen. Dass wir eine Beziehung mit ihm führen, in der wir erleben, wie er wirklich ist. Und in der wir erfahren, dass es zu unserem eigenen Besten ist, wenn wir ihn nicht durch einen Papp-Maché-Gott ersetzen. Auch wenn der wesentlich leichter zu verstehen wäre:

8 Er sagt: »Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und meine Wege sind nicht eure Wege.
(Jes.55,8)

Amen.

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