1. Advent: Sich am Herrn und an seiner Gerechtigkeit freuen

1. Advent: Sich am Herrn und an seiner Gerechtigkeit freuen

Jeremia 23, 5+6                                                   1. Advent – Großgrabe, am 28.11.2021

„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Namen sein, mit dem man ihn nennen wird: Der Herr unsere Gerechtigkeit.“

Liebe Gemeinde am 1. Advent! „Jahwe Zidkenu“. Das ist hebräisch, heißt: „Der Herr unsere Gerechtigkeit“. Damit nähern wir uns dem schweren Thema „Gerechtigkeit“. Warum schwer? Weil – „Gerechtigkeit“ im Leben ein Verb, ein Tätigkeitswort ist. Immer – ja immer – wo Gerechtigkeit zum Tun wird, wird es schwer. Weil gerechtes Tun schwer wiegt und schwer ist. Aufrichtigkeit ist schwer. Und zu sich selber stehen, so ganz. Und die Wahrheit gelten lassen oder gar sagen. Demütig sein und teilen hat Gewicht. Es ist schwere Arbeit, alles in Gottes Hand zu legen, weil es sehr viel ist und schwer wiegt. Auf Gott warten ist schwer. Und ihn um Weisung bitten, was von ihm her dran ist. Und die Menschen mit seinen Augen sehen lernen ist von großer Bedeutung, schwerwiegend. Gerechtigkeit – das ist eine Dynamik, ein Geschehen, etwa wie elektrischer Strom, ein Ereignis entweder zwischen uns Menschen oder zwischen uns und Gott. Gerechtigkeit ist ein Kraftgeschehen. Gerechtigkeit ist nicht nur schwer und wiegt schwer, sie verändert auch Schwerwiegendes. Das klingt verheißungsvoll. Wie schwer Gerechtigkeit ist und wiegt, welche verändernde Kraft sie im Tun entfalten kann, das kannst du am einfachsten an dir sehen. Schau: es gibt  zwei Spezies von Menschen in deinem Lebenssystem. Mit den einen musst du leben, mit den anderen willst du. Such dir jetzt von beiden jeweils einen aus. Jetzt seid ihr zu dritt: du, der Woller und der Müsser. Jetzt stell an alle drei die Gerechtigkeitsfrage: Was muss geschehen, dass wir einander gerecht werden? Und schon bist du mittendrin in einer verheißungsvollen, aber schweren Arbeit. Es ist schwer, sich selbst gerecht zu werden, sich ganz annehmen, ganz versöhnt mit sich leben, ohne Anklage, Druck oder Schuldgefühl. Sich selbst stets wertschätzen. Ich treffe zwar viele Selbstgerechte, aber wenige, die sich selbst gerecht werden. Kannst du mit diesem Wortspiel etwas anfangen? Freunde sucht man sich, Verwandtschaft  hat man. Wir schauen jetzt auf einen, mit dem musst du zusammenleben. Derjenige gehört zu deinem Leben. Du würdest ihm gern und oft aus dem Weg gehen. Geht aber nicht. Was, meinst du, bedeutet es in eurer Beziehung, wenn ihr einander gerecht werdet? Falls du dir diese Frage beantworten kannst, hast du schon den Pfad der Gerechtigkeit betreten, auch wenn das Ziel noch fern hinterm Horizont schimmert. Und die Frage gilt auch für den, der jetzt in deinen Gedanken ist, von dem du sagst: ich bin froh, dass er da ist. Gelingendes, erfülltes Dasein hängt davon ab, wie groß und wirkungsvoll die Dynamik der Gerechtigkeit wirken kann, du sie wirken lässt. – „Jahwe Zidkenu“, so begann die Predigt. Es ist in der jüdischen Auslegung der Propheten ein Messiasname. Da im hebräischen Sprachverständnis der Name immer den Charakter und die Wirkweise der Person beschreibt, ja Name und Person als identisch verstanden werden, bedeutet die Übersetzung des „Jahwe Zidkenu“ nicht allein den Status: „Der Herr unsere Gerechtigkeit“, sondern zugleich, „Der Herr ist gerecht“, und, „Der Herr denkt und handelt gerecht“, „Der Herr wird sich selbst gerecht“ und „Der Herr wird allen gerecht“. „Jahwe Zidkenu“, auf diesen Messias haben die Juden auch zur Zeit Jesu gewartet. Als Maßstab, woran man den Messias erkennen würde, galten auch diese prophetischen Worte Jeremias: „“Er wird ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: Der Herr unsere Gerechtigkeit.“ Zwischen Jesus und seinen Zeitgenossen kam es zu einem schwerwiegenden Missverständnis. Ich würde es so ausdrücken: Gott passt nicht in eine Streichholz-schachtel. Der Messias passt nicht in menschliche Denkmuster und Wunschvorstellungen. Da Jesus das Bild eines politischen Messias nicht erfüllte, sich konsequent weigerte, prallten sein Anspruch „Ich bin´s“ und die hochgesteckten Erwartungen, Gott schickt einen Wunderhelden mit magischem Schwert, unversöhnlich aufeinander. Menschliche Vorstellungen von Gerechtigkeit und die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Deshalb wurde Jesus unter dem Vorwurf der Gotteslästerung gestellt, der Anmaßung, er sei Gottes Sohn. Weil es Jesus um die Gerechtigkeit ging, die vor Gott Geltung hat, kam es zu der Stunde auf Golgatha. Als er am Kreuz sterbend stammelte: „Es ist vollbracht!“ Auf der Erde verdunkelte sich die Sonne, in den himmlischen Dimensionen brach ein unbeschreiblicher Jubel aus. Denn Gott war seinem Namen gerecht geworden. Er hatte Gerechtigkeit geübt und die Sünde in Jesus mit dem Tode bestraft. Und zugleich wurde er den Sündern gerecht und sprach sie, kraft des Opfers Jesu, frei. In seiner Auferstehung erhielt Jesus im Himmel deshalb den Ehrentitel „Jahwe Zidkenu“. So erfüllte sich diese Vorhersage: „Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: Der Herr unsere Gerechtigkeit.“ Erinnert ihr euch an den Anfang? Dass Gerechtigkeit schwer wiegt und schwer ist, dort, wo sie zum Tun wird? Für Jesus ist die Gerechtigkeit schwer. Sie wiegt schwer, ist seine Last. Er allein kann das Gewicht dieses Namens tragen. Er hat alle Vollmacht über die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Er verleiht sie, wen er will. Bittet ihn ein Sünder, dann teilt er die im Himmel gültige Gerechtigkeit mit dem Bittenden. Dem Sünder wird so das weiße Linnen der Heiligkeit Gottes übergestreift. Wer das trägt, dieses Geschenk, dessen Sünde fällt nicht mehr ins Gewicht. Wir sind die „Gemeinschaft der Heiligen“, nicht, weil wir heilig leben, sondern heilig gesprochen worden. Was der Herr sagt, das geschieht. Diese geschenkte Gottesgerechtigkeit hat eine so wirkungsvolle und nachhaltige Dynamik, dass sie dem Tod das Lebenslicht auspustet, ihm keine Macht lässt. Vor ihr flieht der Satan, ja, diese Gerechtigkeit ist von solcher Kraft, dass sie die mit sieben Siegeln verschlossene Himmelstür öffnet. Du bist ein Geretteter aus Hölle, Tod und Sünde. Das hat Gottes Gerechtigkeit vollbracht. An Jesus hat Gott gerecht gehandelt, und dir ist er gerecht geworden. So hat der Herr seinem Namen „Jahwe Zidkenu“ alle Ehre gemacht. Amen.

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