Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.

Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.

Mt 12, 38-42                                                                          Reminiszere – Großgrabe/Oßling, am 12.03.2017

„Da antworteten ihm einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern: Meister, wir wollen ein Zeichen von dir sehen. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht fordert ein Zeichen, und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden außer  dem Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein. Die Leute von Ninive werden auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona. Die Königin von Süden wird auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde, Salomas Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo.“

Liebe Gemeinde! Bevor man konstruktiv miteinander reden kann, muss man seinen Ärger aussprechen. Ich fühle versteckten Ärger. Über Jesus. Versteckt, weil: darf man sich über Jesus ärgern? Ärger, ist ein Gefühl persönlicher Betroffenheit. Das ist positiv: ich bin von Jesu Worten ge-/betroffen. Ist es dir beim Hören des Predigttextes ebenso oder anders ergangen? Fühlst du dich getroffen? Meine Betroffenheit hängt mit meiner Bindung an das Wort der Schrift zusammen. Ich bin entschlossen, nicht nur die angenehmen Sätze vom „Guten Hirten“ zu hören. Sondern auch: ihr seid „ein böses und ehebrecherisches Geschlecht“. Ich will der Versuchung widerstehen, mich herum- und herauszureden. Etwa: Jesus meint ja hier die Pharisäer, diese frommen Heuchler. Oder, er meint das Volk Israel, die Juden haben ja dann den Heiland gekreuzigt. Vielleicht auch: Ich habe mich doch zu Jesus bekehrt, er meint die Unbekehrten usw. Übrigens: Wenn ich dermaleinst vor Gottes Gericht muss, dann will ich ins Paradies, und nicht in die Hölle zu Satan. Das kann morgen sein, mein Stündlein, oder in 20 Jahren. Aber es ärgert mich, wie Jesus auftritt: „Und die Leute von Ninive … und die Königin von Saba werden auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und es verdammen.“ Will ich nicht. Ich will nicht verdammt werden. Seltsam. Mir kommt es vor, als wäre das Vertrauen zu Jesus nicht mehr wie Öl, sondern Sand im Getriebe der Kraftmaschine des Glaubens. Es knirscht. Jesus spricht von Gericht und Verdammnis zu Juden, Menschen aus Gottes Volk. Die waren sich ihrer Rettung gewiss, sie waren erwählt. Also knüpfe ich beim Punkt „Heilsgewissheit“ an. Wie steht´s bei dir. Bist du im Herzen gewiss, dass du Eintritt in Gottes neue Welt findest? Für mich sage ich „Ja“.  Durch meinen Glauben an Jesus bin ich gerettet. Bist du gewiss? Ich jedenfalls kann ohne diese innere Zuversicht, Gott sagt hier und dort zu mir Ja, nicht als Christ leben. Deshalb stehe ich bei den Angesprochenen, sie und ich leben in der Gewissheit: Gott schenkt uns das Paradies. Dass Jesus, mein Herr, das hier in Frage stellt, das mag wohl mein Ärger sein. Für die Zuhörer damals war es noch provokanter. Sie meinten, nur das von Gott auserwählte Volk hat Zugang zu Gott. Jesus aber dreht alles um. Menschen aus fremden Völkern, „Heiden“, werden angenommen. Mehr noch, sie haben sogar richterliche Autorität. So. Meinen Ärger hab ich gesagt. Jetzt zum Ärger in der Geschichte. Wie gesagt, die Pharisäer und Schriftgelehrten werden sich maßlos geärgert haben. Und Jesus auch. Über diese hintermiese Art, wir sagen dazu „indirekte Kommunikation“. Wie sie Jesus artig „Meister“ nennen und ihn nur auflaufen lassen wollen: „Meister, wir wollen ein Zeichen von dir sehen.“ Seit wann ist denn die Sache mit Gott, seiner Liebe, Jesu Lebenshingabe am Kreuz und den sündigen, verlornen Menschen – eine Zirkusmanege, eine Sache für Beifall, Lachen oder Pfiffe? Als müsste Gott was tun. Selbst als der Sohn Gottes für die Rettung der Sünder am Kreuz hängt, ist es für die meisten nur ein Schauspiel. Sie wollen ein Wunder sehen und spotten: „Hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn bist, und steig herab vom Kreuz … andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König von Israel, steige er nun herab vom Kreuz. Dann wollen wir an ihn glauben.“ Jesus verweigert sich. Es gibt keine Wunder: Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht fordert ein Zeichen, und es wird ihm kein Zeichen gegben werden.“ „Ehebrecherisch“ – Jesus spricht hier nicht zuerst von einem Seitensprung, dem moralischen Fehltritt eines Verheirateten, sondern von dem Bund, der Ehe mit Gott. Ehebruch – Untreue zu Gott. Damit betrachten wir auch unsere Kirche, Gemeinde, uns. Durch unsere Taufe ist ein Bund, ein Familienverhältnis besiegelt. Dem Getauften ist der größte Ehrentitel, den es im Himmel gibt, verliehen: Kind Gottes. Und? Treue und Gehorsam? Wir müssen nicht weit schauen, nur auf die 10 Gebote. Du sollst nicht töten: Versteht sich doch von selbst, ist auch Konsens, Gesetz in unserer Gesellschaft. Sind sich alle einig. Und warum werden in Deutschland jährlich 120.000 Kinder im Mutterleib getötet? Jesus sagt: Wer seinen Mitmenschen „Idiot“ nennt, gilt vor Gott als Totschläger. Du sollst nicht lügen, stehlen, neidisch sein. Versteht sich doch von selbst. Und die Steuerer-klärung, das tratschen über andere, die Sammlung von Halbwahrheiten, das schielen, was der andere verdient? Beim dritten Gebot wird der Ehebruch ganz offensichtlich. Dort wird der ausdrücklichen Weisung Gottes offen widersprochen: Ich muss nicht jeden Sonntag in die Kirche rennen. Ich bin froh, wenn ich mal sonntags meine Ruhe habe. Und evtl. sein Leben ändern? Dass der Sonntag für den Gottesdienst frei ist? Werden wir auch vor Gottes Gericht sagen: Das musst du vertstehen, Herr, das ich keine Zeit hatte, dein Wort zu hören, Vergebung meiner Sünden zu erbitten, deinen Segen zu empfangen, dein heiliges Mahl zu schmecken, im Glauben gestärkt zu werden, Gemeinschaft mit meinen Schwestern und Brüdern zu suchen, deinem Ruf zu folgen – ich hatte so viel zu tun. Von 168 Stunden in der Woche opfere ich Gott nicht mal zwei. Das ist Sünde, Verachtung von Gottes Ruf. Empfindet jetzt jemand Ärger, dann ist er in guter Gesellschaft. Es gibt nur Ärger in unserm Predigttext. Können wir dem Gedanken Raum geben, dass sich Gott auch über uns ärgert? Dass er wütend und zornig ist? Wenn wir hören, wie es den Zuhörern beim Gericht ergehen wird, liegt dieser Gedanke sehr nahe. Hast du den Wunsch, dem Zorn Gottes zu entrinnen? Wenn nein, wenn du meinst, es ist nur der „liebe Gott“, ist die Predigt hier zuende. Wenn du willst, dass die Sache mit dir und Gott zum Frieden kommt, dann hören wir Jesus zu, der davon spricht, wie Gottes Zorn abgewendet wird. Zuerst das Beispiel Ninive: Geh, ruft Gott dem Jona zu. Predige der Stadt Ninive: Weil ihr so gottlos seid, wird eure Stadt in 40 Tagen untergehen. Die Metropole der antiken Welt lächelt nicht, wie man erwarten könnte über einen Spinner auf dem Marktplatz. Sie tun Buße. Sie bekennen ihr bisheriges Leben als gottfern, gottlos und beginnen eine vierzigtägige Fastenzeit. Daraufhin verschont Gott die ganze Stadt. Von der Predigt im Herzen getroffen, gehen sie einen langen Weg nach innen: Die Prüfung des Lebens am Maßstab Gottes. Dazu ruft dich das Wort Gottes heute.  Das zweite Beispiel Jesu: Die Königin von Saba, von der Jesus sagt: „Sie kam vom Ende der Erde, Salomos Weisheit zu hören.“ Ihre Alltagsgeschäfte ließ sie liegen und machte sich auf eine Pilgerreise. Am Ende fand sie zum Glauben an Israels Gott und bekannte vor Salomos Hofstaat: „Gelobt sei der Herr, dein Gott, der an dir Wohlgefallen hat, sodass er dich auf den Thron Israels gesetzt hat! Weil der Herr Israel lieb hat ewiglich, hat er dich zum König gesetzt, dass du Recht und Gerechtigkeit übst.“ (1Kön 10,9) Buße hat den inneren Weg: Mein Leben im Licht des Wortes Gottes. Und den äußeren Pilgerweg am Sonntag zum Gottesdienst. Zur Umkehr finden am Wort. Und zum Glauben finden unterm Wort. – Mein Ärger vom Anfang ist verflogen. Und euer Ärger? Jesus sagt dazu: „Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.“ (Mt 11,6) Amen.

 

(Liebe Predigtleser, heute finden Sie eine zweite Predigt. Es war mein erster Versuch. Er erschien mir aber so farblos, unpersönlich und allgemein, dass ich mich nochmal hingesetzt habe. Ich finde die zweite treffender. Und Sie?)

 

Zweite, nicht verwendete, Predigtvariante:

 

 

Mt 12, 38-42                                                                          Reminiszere – Großgrabe/Oßling, am 12.03.2017

„Da antworteten ihm einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern: Meister, wir wollen ein Zeichen von dir sehen. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht fordert ein Zeichen, und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden außer  dem Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein. Die Leute von Ninive werden auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona. Die Königin von Süden wird auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde, Salomas Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo.“

Liebe Gemeinde! Was haben die Bewohner von Ninive und die Königin von Saba gemeinsam? Was zeichnet sie derart aus, dass sie am Ende der Zeit mit Jesus zu Gericht sitzen und darüber entscheiden, wer verurteilt wird und wer nicht? Wenn Ihr jetzt Neugier, gar Widerstand spürt, sich auf diese merkwürdigen Fragen einzulassen, seid Ihr in bester Gesellschaft. Genau diese Reaktion hat Jesus bei seinen Zuhörern hervorgerufen, als sie mit einer Glaubensfrage an ihn herangetreten sind und mit den oben genannten Fragen entlassen wurden. Aber hört selbst, wie die Begegnung verlaufen ist, so wie Matthäus sie im 12. Kapitel seines Evangeliums wiedergibt: (Verlesen des Predigttextes) Was haben die Bewohner von Ninive und die Königin von Saba gemeinsam? Was zeichnet sie derart aus, dass sie am Ende der Zeit mit Jesus zu Gericht sitzen und darüber entscheiden, wer verurteilt wird und wer nicht? Es geht um Leben und Tod. Um ewiges Leben und ewigen Tod. Um gottgefälliges oder verfehltes Leben. Es geht darum, wo wir am Ende sitzen: auf der Seite der Begnadigten oder der Verdammten. Himmel oder Hölle. Zunächst: Schriftgelehrte und Pharisäer, gottesfürchtige, gelehrte Männer treten an Jesus artig heran. „Meister, wir möchten ein Zeichen von dir sehen.“ Was diese Männer tun – ein Zeichen von Jesus zu fordern – ist nichts Ungewöhnliches. Eine Person, etwa auch ein Lehrer, weist sich durch ein Zeichen aus. So sagt es die jüdische Tradition, in der Jesus, die Schriftgelehrten und Pharisäer gemeinsam stehen. Ein Zeichen könnte helfen, einen echten von einem falschen Messias zu unterscheiden. Das könnte das Vorhaben der Fragesteller sein. Sie wollen erkennen, ob Jesus tatsächlich der Messias ist. Umso mehr überrascht die schroffe Reaktion Jesu. „Ein Zeichen verlangt diese Generation, die doch böse ist und sich von Gott abgewandt hat.“ Jesus deutet die Zeichenforderung als Mangel an Vertrauen: Wenn ihr Zeichen von mir fordert, dann vertraut ihr mir nicht. Vielleicht spricht aus Jesu Worten auch seine Enttäuschung, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten die Zeichen bisher nicht erkannt haben: Er hat doch Kranke geheilt, Tote zum Leben erweckt. Was noch? Da sie die Zeichen nicht sehen wollen, sprciht er sie direkt an. Die Verkündigung des Evangeliums ist keine Zirkusveranstaltung, sondern der Ruf zur Umkehr. Zeichen sind Wegweiser zur Buße. Deshalb redet Jesus jetzt vom Sinn der Zeichen, indem er auf Menschen zeigt, die umgekehrt sind. Überraschenderweise führt er die Leute von Ninive und die Königin von Saba an, womit niemand gerechnet hat. Und er setzt noch hinzu, dass beide zu Gericht sitzen über die Generation, zu der er gesandt ist. Das ist eine ungeheure Provokation und Kränkung für die Pharisäer und Schriftgelehrten; denn weder die Leute von Ninive noch die Königin von Saba gehören zum jüdischen, zum auserwählten Volk Gottes. Wir müssen uns an dieser Stelle zu dem Wort stellen, uns entscheiden. Wen meint Jesus mit dem „bösen, abtrünnigen Geschlecht“? Die Pharisäer, das Volk Israel, alle Menschen damals, uns heute auch? „Das böse, abtrünnige Geschlecht“ sind das andere oder auch wir? Wie die Fragesteller auf Jesu Rede reagiert haben, erfahren wir nicht. Ebenso wenig, ob sie sich auf die Suche nach einer Antwort begeben haben. Wir fragen an dieser Stelle, was die Königin von Saba und die Leute von Ninive derart auszeichnet, dass sie uns zur Umkehr, den Weg ins Leben weisen. Beginnen wir mit der Königin von Saba. Es gibt nur eine einzige Geschichte aus dem Leben der Königin von Saba, von der wir durch das Alte Testament wissen. Doch diese Begebenheit ist derart legendär, dass sie gleich zweimal erzählt wird: im 1. Buch der Könige und im 2. Buch der Chronik. Die Königin von Saba ist eine Zeitgenossin des jüdischen Königs Salomo, unter dessen Herrschaft es das Volk Israel zu einer Blütezeit gebracht hat. Sie hat von Salomos großer Weisheit gehört. Um das Gehörte zu überprüfen, scheut sie keine Kosten und Mühen und macht sich mit ihrem großen Gefolge auf die weite und beschwerliche Reise durch die Wüste. Wie das Treffen der beiden weisen Herrscher in Jerusalem im Einzelnen verlaufen ist, ist unserer Fantasie überlassen. Was wir erfahren, ist, dass König Salomo auf alle Rätselfragen der fremden Herrscherin eine Antwort wusste. Sie war tief beeindruckt. So zieht die Königin des Südens eine positive Bilanz. Die lange und beschwerliche Reise hat sich gelohnt. Nicht nur, weil sich mehr als bestätigt hat, was sie von Salomo gehört hat. Nein, vor allem deswegen, weil sie selbst an Weisheit und Gotteserkenntnis gewonnen hat. Öffentlich proklamiert sie: „Gelobt sei der Herr, dein Gott, der an dir Wohlgefallen hat, sodass er dich auf den Thron Israels gesetzt hat! Weil der Herr Israel lieb hat ewiglich, hat er dich zum König gesetzt, dass du Recht und Gerechtigkeit übst.“ (1. Könige 10,9) Die Reise nach Jerusalem ist für die kluge Frau zu einer Pilgerreise geworden. Sie hat erkannt, wer der Gott Israels ist, ein Gott, der seinem Volk in ewiger Liebe zugetan ist. Mit dieser Gotteserkenntnis kehrt sie nach Hause zurück, nachdem sie Salomo mit einer Vielzahl von Geschenken ihre Dankbarkeit erwiesen hat. – Nun zu den Leuten von Ninive. Was durch den Auftritt des Propheten Jona in Ninive geschah, ist ebenso spektakulär wie das Gottesbekenntnis der Königin von Saba. Die große Stadt Ninive war über viele Jahrzehnte die Hauptstadt des Assyrerreiches, Erzfeinde Israels. Ein Zentralheiligtum der Göttin Ischtar zog die Menschen von nah und fern in seinen Bann. Ninive ist für das Volk Israel ein Symbol für Fremdherrschaft, Götzenanbetung und unmoralischen Lebenswandel. Umso erstaunlicher ist, was der Prophet Jona durch seine Predigt bewirkt hat. Ohne viel Hoffnung kündigt Jona auf Gottes Geheiß den Untergang der Stadt an. Zu seiner Überraschung nimmt der fremde König seine Worte ernst, obwohl es gar nicht sein Gott ist, der den Untergang androhte. Der König geht mit gutem Beispiel voran, fastet und ruft sein Volk zur Umkehr. Er vertraut dabei auf die Barmherzigkeit des fremden Gottes. Und siehe da, sein Vertrauen wird bestätigt. Gott lässt von seinem Vorhaben ab, weil die Leute von Ninive umgekehrt sind und den Weg ins Leben gefunden haben.  Äußerlich haben die Leute von Ninive keinen weiten Weg zurückgelegt wie die Königin von Saba. Sie sind in ihrer vertrauten Welt geblieben, in ihrer Stadt, in ihren Häusern. Aber der Weg, den sie innerlich zurückgelegt haben, war weit und hat sie Anstrengung und Mühe gekostet. Im Vertrauen auf Jonas Predigt haben sie sich völlig von ihrem gewohnten Leben gelöst. Sie haben ein vierzigtägiges Fasten, Beten und Innehalten auf sich genommen und schließlich erkannt, dass ihr bisheriges Leben in den Tod führt. Sie haben ihr ganzes Vertrauen darauf gesetzt, dass der Gott Israels ein gnädiger Gott ist. So sind sie durch die Begegnung mit dem Gott Israels zum neuen, wahren Leben aufgebrochen. Was haben die Bewohner von Ninive und die Königin von Saba gemeinsam? Was zeichnet sie derart aus, dass sie am Ende der Zeit mit Jesus zu Gericht sitzen, weil sie den Weg ins Leben gefunden haben? Wir haben Jesu Worte gehört und die Wege der Königin von Saba und der Leute von Ninive gedanklich abgeschritten. Erkennen wir, worauf es ankommt, wenn wir ins wahre Leben finden wollen? In der Frage Himmel oder Hölle geht es um Jesus. Dass du Jesus brauchst, sagen dir die Gebote. Die Gebote bringen dir keine Gnade bei Gott, sie zeigen dir nur dass du sie brauchst. Kannst du denn nicht erkennen, wie du unablässig die Gebote Gottes missachtest? Im Gericht findest du nur Gnade, wenn du Jesus, den Auferstandenen, bei dir hast. Wie sonst willst du bestehen? Um ins Leben zu finden, zu dem Jesus uns ruft, müssen wir umkehren. Zu Ihm. Unters Kreuz. Du hast die Möglichkeit zur Einzelbeichte zu gehen. Umkehr. Lernen, den Willen Gottes, seinen Weg zu gehen. Menschen unserer Zeit entdecken für sich die alte christliche Tradition des Pilgerns und wählen den Weg der Königin von Saba. Über  mehrere Tage oder Wochen tatsächlich einen Weg zurückzulegen, hilft ihnen, sich innerlich neu im Angesicht Gottes zu erfahren. Andere wählen den Weg der Leute von Ninive. Jedes Gebet, jede Beichte ist ein Weg ins Leben: Ich lasse meinen Alltag los, ich lasse mich los mit allen meinen Gedanken und Gefühlen und halte mich Gott hin, tauche ein, in den Raum seiner Barmherzigkeit und Liebe. Mit sich selbst und Gott ins Reine kommen, erkennen, was ich tun soll und was nicht. Suchst du ein Zeichen, schau auf das Kreuz. Jesus ist dein Zeichen. Wie reich der beschenkt werden kann, der sich auf den Weg macht, beschreibt Hape Kerkeling in seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ über seine Pilgerreise auf dem Jakobsweg mit einem schönen Bild: „Der Schöpfer wirft uns in die Luft, um uns am Ende überraschenderweise wieder aufzufangen. Es ist wie in dem ausgelassenen Spiel, das Eltern mit ihren Kindern spielen. Und die Botschaft lautet: Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein.“  (Seite 345) Amen.