Buß- und Bet-tag

Buß- und Bet-tag

Lk 13, 6-9              Buß- und Bettag – Großgrabe, am 17.11.2021

„Jesus sagt dies Gleichnis: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg, und er kam und suchte Frucht darauf und fand keine. Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang gekommen und habe Frucht gesucht an diesem Feigenbaum, und finde keine. So hau ihn ab! Was nimmt er dem Boden die Kraft? Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, lass ihn noch dies Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn dünge; vielleicht bringt er doch noch Frucht; wenn aber nicht, so hau ihn ab.“

Lieber Bruder, liebe Schwester in Christus! Ich wünsche dir, dass du aufblühst. Aufblühen. Wieder aufblühen. Was braucht es, dass du aufblühst? Jetzt ist Herbst, der Winter steht vor der Tür. Aber im April, Mai. Der Frühling kommt gewiss. Wärme, Licht. Dann leuchten die Kirchbäume voller Blütenträume, unschuldig weiß. Die Zeit abwarten, nicht zu früh blühen, dass der Frost nicht in die Blüte falle: Aufblühen, wenn die Zeit reif ist. Bis dahin Geduld. Das wünsche ich dir: Geduld. Mit dir. Mit deinem Herzen, Mund und Händen. Das rechte Wort zur rechten Zeit, nicht vorher. Dein Ohr als Leihgabe, ein Herz, was Geheimnisse bewahrt. Schau, dein Herz, ein Haus, wo der Glaube wohnt. Liebe und Hoffnung ein- und ausgehen. Doch nichts ist von heute auf morgen. Wie lange wirst du wohl warten müssen, dass er blühe, dein Baum? Fasse dich – in Geduld! Liebe Schwester, lieber Bruder in Christus! Ich wünsche dir, dass deine Tage Früchte tragen. Dein Leben von der Blüte zur Frucht findet. Was braucht es, dass blühende Schönheit zur Reife kommt? Was brauchst du? Wenn die Blütenträume vom Winde verweht werden? Wieder warten. Sich der Sonne öffnen. Lachen, Freude , Erwartung, dass der Sommer kommt. Du entgegenreifst deiner Bestimmung. Wer jetzt schon Früchte an dir sucht, dem strecke dich entgegen, erbitte dir Geduld. Dass er sich gedulde mit dir, was du bist und kannst. Sag ihm, es dauert. Schweigen lernen dauert. Dass die Liebe aus ihrem Schneckenhaus kommt, dauert. Dass der Glaube wurzelt, die Hoffnung flügge wird, die Liebe das Feld deines Lebens bestellt – das dauert. Fasse dich in Geduld! Sag ihm das. Sag´s ihm, hoffe, er hört. Und wenn es zu lange dauert? Wenn es dauert und dauert? Was ist, dass es geschieht und der Schöpfer betritt deinen Garten, dein kleines Stück Leben. Und dein Wurzelwerk erschauert unter seinem lautlosen Tritt. Und ER, der Eine, sucht an dem Baum des Lebens, dort in der Mitte deines Herzens, seine Sehnsucht zu stillen, seinen Hunger nach deiner Liebe. Er durchschaut dein Blätterwerk schaut und sucht. Jetzt erst weißt du: ich habe nichts. Vor IHM steh ich mit leeren Händen. Was kannst du ihm wohl geben? Jetzt fühlst du, wie leise und stetig die Angst hochsteigt. Dieses Bangen, es könnte vergeblich sein, das Wachsen und Warten. Du hörst die Stimme, diese eine, die Tote aufweckt. Wurzel und Zweig erschauern: „Siehe, ich bin nun drei Jahre lang gekommen und habe Frucht gesucht an diesem Baume und finde keine.“ Drei … drei Jahre? Und ich sah ihn nie. Vernahm nicht seine Sehnsucht, achtete seine Hoffnung für nichts, war auf mich bedacht. Habe ich die Zeit vertan? Die Gnade verspielt? Ich vernehme ein seltsam strenges Wort. Es hat den Klang von „Zu spät!“ und „Vorbei!“ Durch Mark und Bein fährt es: „So hau ihn ab! Was nimmt er dem Boden die Kraft!“ Ich habe dem Boden die Kraft genommen?! Wollte nur haben-haben-haben. Habe genommen. Was habe ich gegeben? Was habe ich zu geben? Warum lassen die Früchte auf sich warten? Ach! Ach, würden sich doch die Zweige meines Herzens biegen unter der Last ihrer Früchte. Statt nur frei sein wollen, frei von aller Last. Ist schon die Axt an meine Wurzel gelegt? Ist es vorbei mit Stumpf und Stiel? Der EINE, Schöpfer, der an mir Frucht sucht, der Gestrenge – ER hat seinen Sohn mit. Ihn kenne ich. Ja. Er ist der Gärtner, sorgt sich um den Garten meines Lebens. Er liebt alles, was wächst, alles Lebendige. Er sorgt sich ums Gedeihen. Ihm bin ich es wert. Er legt die Arme um seinen Vater. Und flüstert: „Lass ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn dünge; vielleicht bringt er doch noch Frucht.“ Vater, fasse dich – in Geduld. Lieber Bruder in Christus, liebe Schwester! Ich wünsche dir, dass dein Leben aufblüht, deine Mühen Früchte bringen, viele davon satt werden. Dass du ein Baum bist, gepflanzt am Wasser des Lebens, Gottes Wort. Christus, der Gärtner des Lebens, sorgt. Er sorgt sich um dich, sorgt für dich. In Geduld. Amen.

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