Buß- und Bettag in Oßling

Buß- und Bettag in Oßling

Lukas 13, 22-30                                                     Buß- und Bettag – Oßling, am 16.11.2016

 

„Jesus zog weiter auf der Straße nach Jerusalem. Unterwegs sprach er in den Städten und Döfern. Einmal fragte ihn jemand: „Herr, werden nur wenige gerettet?“ Jesus antwortete: „Die Tür zu Gottes neuer Welt ist eng; kämpft darum, dass ihr Einlass findet! Denn viele, sage ich euch, werden sich am Ende darum bemühen, aber es nicht mehr schaffen. Wenn der Hausherr aufsteht und die Tür abschließt, werdet ihr draußen stehen und klopfen und rufen: Herr, mach uns auf. Doch er wird euch antworten: Ich weiß nicht, wo ihr herkommt! Dann werden sie sagen: wir haben doch mit dir zusammen gegessen und getrunken und du hast auf den Straßen unserer Stadt gelehrt. Aber er wird euch antworten: Ich weiß nicht, wo ihr herkommt. Ihr habt allesanmt versäumt, das Rechte zu tun, geht mir aus den Augen! Da werdet ihr dann jammern und mit den Zähnen knirschen, wenn ihr Abrahem, Isaak, Jakob und alle Propheten in Gottes neuer Welt seht, doch ihr selbst ausgeschlossen. Aus Ost und West, aus Nord und Süd werden die Menschen kommen und in Gottes neuer Welt zu Tisch sitzen. Seid darauf gefasst: Es gibt solche, die jetzt noch zu den Letzten zählen; die werden dann die Ersten sein. Und andere zählen jetzt zu den Ersten, die werden dann die Letzten sein.“

 

Liebe Gemeinde! Agonie heißt im Deutschen: Todeskampf. Das Verb dazu, das Jesus hier verwendet „agonizesthai“ heißt: mit dem Tode ringen. Er sagt: „Die Tür zu Gottes neuer Welt ist eng; ringt (wie um euer Leben) darum, dass ihr Einlass findet.“ Das war Jesu Antwort für einen, der sich in Gottes Angelegenheiten einmischen wollte. Gottes Angelegenheit ist, ob viele in sein Reich hinein gerettet werden. Meine Sorge soll sein, ob ich gerettet werde. Der Frager scheint sich sicher, dass er in den Himmel kommt und möchte Auskunft über seine Mitmenschen: „Herr, meinst du, dass nur wenige gerettet werden?“ Er zählt sich selbst zu den wenigen. Und ist beunruhigt über die geringe Zahl derer, die Jesus – trotz Massenandrang – wirklich nachfolgen. Soll dies kärgliche Ergebnis das ganze Ergebnis sein? Jesus hört eine Zuschauerfrage: sind die dabei: und wendet sie in eine existenzielle Frage: bist du dabei? Statt einer Auskunft an einen Neugierigen folgt ein ernster Appell: ringe darum, dass du hinein kommst. Diese Mahnung ist bitter nötig, die von Jesus erbetene Auskunft unnötig. Spekulative Fragen werden von der Bibel nicht beantwortet. Wenn Jesus so ernst redet, ist Gefahr im Verzug: „Denn viele, sage ich euch, werden sich am Ende darum bemühen, aber es nicht mehr schaffen. Wenn der Hausherr aufsteht und die Tür abschließt, werdet ihr draußen stehen und klopfen und rufen: Herr, mach uns auf! Doch er wird euch antworten: Ich weiß nicht, wo ihr herkommt.“ Die Gefahr heißt: zu spät. Es kann auch einer auf Grund seiner Zugehörigkeit zur Gemeinde meinen, eine Garantie für den Einlass in Gottes neue Welt zu haben, und doch nicht hineinkommen. Die Tür ins ewige Leben ist nur ein Pförtchen, ein unscheinbar erscheinender Einlass – Jesus. Er sagt: Ich bin die Tür (Joh. 10). Viele wollen in den Himmel, aber nicht durch Jesus. Sie möchten das Paradies und wollen ihr altes Leben mitnehmen, sich nicht von ihrer Sünde trennen. Wer sich nicht vor Jesus beugt, seine Sünde nicht unter das Kreuz legt, ist noch nicht hindurchgeschlüpft durchs Türlein. Wer Christus nicht als Herrn anerkennt, wird auch von diesem Herrn über Leben und Tod nicht anerkannt. Unser Leben ist nichts weiter als eine Gnadenfrist. Fristen laufen ab, nicht nur für Lebensmittel oder Steuererklärung, nicht nur für die Ozonschicht und das Klima. Gott forstet nicht über Nacht die Regenwälder Brasiliens wieder auf oder zaubert neue Gletscher in die Alpen, oder lässt die Meere kurz ab, um das Gift herauszufiltern. Hier laufen Fristen ab, aber wir sind nicht so sehr darüber beunruhigt. Am 1. September 1939 war es zu spät. Die ersten Schüsse eines furchtbaren Krieges waren gefallen. Am 5. August 1945 war es zu spät. Die erste Atombombe war abgeworfen. Es ist eine unserer elementaren Erfahrungen, zu spät zu kommen, vor verschlossener Tür zu stehen – Frist abgelaufen. Jesus sieht vor sich eine sich langsam schließende Himmelstür. Beeilt euch, dass ihr noch hindurchkommt. Die Frist läuft ab. Die Haltbarkeit dieser alten Erde mit dem Gesetz des Stärkeren und dem Recht für die Rücksichtslosen läuft ab. Wer sagt „irgendwann“, für den ist es jetzt schon zu spät. Die Tür ist entscheidend, nicht was du warst oder bist, geleistet oder verfehlt hast. Erst wer Jesus hat, hat das ewige Leben ergriffen. Oder mangelt es an Glauben an die Ernsthaftigkeit des Endes. Wie immer wir uns das auch vorstellen, was kein Mensch sich vorstellen kann: Unsere Zeit, Christus als Herrn anzunehmen und ihm zu folgen, ist begrenzt. Die Zeit zum Sündenbekenntnis, die Zeit zur Reue ist da, aber begrenzt. Die Zeit zur Korrektur von Fehlern ist da, aber begrenzt. Die Zeit, der Welt Gutes zu tun, die Zeit der Liebe, die Möglichkeit zum Frieden ist da, aber nicht endlos. Die Tür ist noch ein wenig offen. Wer Christus auf Erden abweist, wird selber im Himmel abgewiesen. Es gibt eine Stunde im Leben eines jeden Menschen, die trägt den Namen: „Zu spät!“ Dann ruft Gott nicht länger, er schaut auch nicht mehr zu, er handelt und schließt ab: „Wenn der Hausherr aufsteht und die Tür abschließt, werdet ihr draußen stehen und klopfen und rufen: „Herr, mach uns auf“! Doch er wird euch antworten: „Ich weiß nicht, wo ihr herkommt!“ Dann werdet ihr sagen: „Wir haben doch mit dir zusammen gegessen und getrunken und du hast auf den Straßen unserer Stadt gelehrt.“ Aber er wird euch antworten: „Ich weiß nicht, wo ihr herkommt. Ihr habt es allesamt versäumt das Rechte zu tun, geht mir aus den Augen.“ Es muss hellhörig machen, dass hier die Bitten um Gnade nicht mehr erhört werden. Die Tür bleibt zu. Gottes Geduld ist erschöpft. Der Ernst, die Dringlichkeit der Worte Jesu rücken ein selbstgebasteltes Gottesbild zurecht. Gott ist kein Opa, sondern der Hausherr, der Herr des Himmels, der Schöpfer der Erde. Ihm gehört alles Lebendige. Jeder Mensch ist Gottes Eigentum. Deshalb hat Gott einen berechtigten Anspruch auf unser Leben. Deshalb kennt Gottes Liebe auch das Gericht. Gericht für den, der ihm sein Eigentum stiehlt. Wer denkt und lebt, sein Leben gehöre ihm, der irrt, der hat sein Leben Gott weggenommen, sich selber ausgeschlossen. Der Herr verlangt von uns nichts, was er nicht selbst zuerst getan hätte. Sein Leben hat er uns geschenkt und fordert nun unseres. Er fordert von uns dieses Ringen. Zuvor hat er selbst unüberbietbar gerungen am Kreuz. Im Todeskampf Christi sehen wir das Ringen des liebenden Gottes um den an Sünde und Tod verkauften Menschen. Um dich hat Christus gerungen. Mit seinem Leben hat er dich vom Tod losgekauft. Kraft seines vergossenen Blutes sind deine Sünden bezahlt. Und du? Wer bist du vor deinem Herrn? Wie einer, der die Rettungstat Jesu interessiert betrachtet als würde er vor einem Schaufenster stehen? Oder hast du ganze Sache mit Jesus gemacht? Heute ist die Tür noch offen. Amen.