Denn er hat seinen Engeln befohlen…

Denn er hat seinen Engeln befohlen…

Psalm 91,11            7. Sonntag nach Trinitatis/Hl. Taufe von Michelle Eggeling – Großgrabe, am 26.07.2020

„Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“

Liebe Gemeinde! Vieles im Leben erfordert Glauben. Vieles können wir nicht verstehen. Warum fangen Schutzengel manche Kinder auf, die von einem Fahrrad fallen, während andere Kinder Opfer des Krieges oder einer Krankheit werden? Warum erhört Gott manche Gebete um Heilung direkt und auf dramatische Weise, während er andere scheinbar ignoriert? An Gott und seine Engel glauben ist kein Freifahrtschein für ein leidfreies Leben. Aber Leiden bedeutet nicht, dass Gott nicht existiert oder sich nicht darum kümmert. Es ist tatsächlich so, dass Schmerz uns davon abhält, diese Erde als endgültiges Zuhause zu sehen. Und während Engel das Leben hier auf der Erde nicht zum Paradies machen, erscheinen sie doch oft genug, um uns daran zu erinnern, dass ein himmlisches Land auf uns wartet. Eine Frau erzählt aus der Nacht des 13. Februar 1945 in Dresden: „Wir saßen im Keller, ich war damals 4 Jahre alt, hörten die dumpfen Einschläge der Bomben und jedesmal erzitterte dabei das Haus und noch mehr mein Herz. Meine Mutter betete. Plötzlich, wie aus dem Nichts, stand jemand vor ihr und sagte: Folge mir nach! Mutter stand schnell auf und wir gingen dieser Person hinterher. Es ging durch Mauerdurchbrüche, denn diese waren vorsichtshalber schon von Haus zu Haus in die Kellermauern geschlagen worden. Und dann waren wir draußen! Doch wir konnten die Person nicht mehr sehen, die uns so wunderbar hinausgeleitet hatte. Mutter konnte sich nicht einmal bedanken. Doch gleich danach hörten wir aus dem Keller, dem sie eben entkommen war, ein lautes Schreien und Krachen. Das Haus war eingestürzt! Gottes Bote zur rechten Zeit.“ Welch ein Trostwort, liebe Michelle, ist doch dein Taufspruch: „Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ Es lohnt sich, auf das wertvollste Wort in diesem Vers genau hinzuhören: befohlen. Gott hat seinen Engeln befohlen – nicht nur gestattet oder gar freigestellt. Die Engel dürfen nicht zögern oder es sich anders überlegen. Diese Dieser Gottes führen Befehle aus, die Menschen zur Zuversicht bringen. Sie stehen im Dienst Gottes, der meine Zuversicht will. Gott will, dass die Seinen und die, die zu ihm gehören möchten, Zuversicht haben und ausstrahlen. Das ist das Mindeste, das wir Kinder Gottes haben können und sollen. Erinnern wir uns, wie Engel zu Ostern den zu Tode Betrübten verkünden: „Er ist auferstanden!“ Wir lesen, wie der hohe Engel Gabriel zu dem Mädchen Maria gesandt wird, um sie zu fragen, ob sie in Gottes Plan einstimmt. Wir hören Engel auf dem Hirtenfeld zu Jesus Geburt rufen: „Fürchtet euch nicht!“ Wir sehen, wie ein Engel Jesus im Garten Gethsemane stärkt. Und Petrus des Nachts aus dem Gefängnis befreit. Durch alle Zeiten der Kirche berichten Menschen von Begegnungen mit den Boten Gottes. Eine davon ist die Geschichte der Familie Pierce: „Wir waren als Missionare mit dem Auto unterwegs. Plötzlich hatte ich den Eindruck, dass ich anhalten sollte. Aber da wir noch eine weite Strecke zu fahren hatten, schenkte ich dem Gefühl keine Bedeutung und fuhr einfach weiter. Während der nächsten zwanzig Kilometer fühlte ich immer wieder, dass Gottes Geist mich mahnte, wieder zu dem Park zurückzufahren. Also drehten wir doch um und fuhren zurück. Ich muss zugeben, dass ich meine Zweifel hatte, als ich aus dem Auto stieg und mich an der grasbedeckten Böschung hinsetzte. Es war keine Spur eines anderen Menschen zu sehen. Wir nutzten die Zeit um auszuruhen und zu beten. Plötzlich tauchte ein Mann aus einem anderen Teil des Parks auf, der weinte. Er kam direkt auf mich zu und sagte nach einigen Augenblicken: Sie sind Herr Pierce, nicht wahr? Wir setzten uns an einen Picknicktisch, so dass wir uns ansehen konnten. Und er schüttete mir sein Herz aus. Erzählte die tragische Geschichte eines Autounfalls, in den er verwickelt war. Seine Frau und seine einzige Tochter starben, als das Auto einen Abhang hinunterstürzte. An dem Tag, als ich ihn traf, war er so übermannt von Reue und Einsamkeit, dass er beschlossen hatte, sich das Leben zu nehmen. Ich ermutigte ihn, auf Jesus zu schauen, der seinen Nöten begegnen konnte, sagte ihm das Wort Gottes und betete mit ihm. Und er öffnete sein Herz und bat Jesus, in sein betrübtes Leben hineinzukommen. Jetzt wusste ich, warum ich so ein starkes Drängen in mir verspürt hatte, wieder zu diesem entfernten Park zurückzukehren. Aber eine Sache wunderte mich immer noch. So fragte ich ihn: Woher haben sie meinen Namen gewusst? Er schaute mich seltsam an. „Wieso, erinnern Sie sich denn nicht?“, fing er an. „Wir haben uns heute morgen weiter unten im Park unterhalten.“ „Aber“, entgegnete ich, „ich war heute morgen weit weg von hier.“ „Nein, Herr Pierce, Sie müssen es gewesen sein. Sie sahen genauso aus, nur dass sie ein andersfarbiges Hemd anhatten. Und Sie sagten mir, ich solle zum höher gelegenen Teil des Parks kommen und auf Sie warten.“ Ich versicherte ihm, dass ich es ganz und gar nicht hätte sein können, und erzählte ihm, wo ich zu dieser Uhrzeit gewesen war. Da schaute er mich an und fragte: „Wie kommen Sie dann hierher?“ Spätestens da ist uns allen klar geworden, dass das Wesen, mit dem er am Morgen zusammengetroffen war, kein Mensch gewesen war, sondern ein Engel als Botschafter, der geschickt wurde, um den Mann an seinem selbstzerstörerischen Plan zu hindern, bis ich mit ihm sprechen und ihn zu Christus führen konnte. Es war ernüchternd einzugestehen, wie lange ich gebraucht habe, um zu dem Park zu gelangen – während er stundenlang dort gesessen und darauf gewartet hatte, dass Gottes menschlicher Botschafter kommen würde. Wenn der Mann tatsächlich eine Begegnung mit einem Engel gehabt hatte, war es einfach unfassbar, dass dieser genauso ausgesehen hatte wie ich. Aber darüber hinaus traf es mich, einzusehen, dass der Engel nur geschickt wurde, um den Mann bei seinen Absichten aufzuhalten. Bis endlich ein Mensch kam, wenn auch spät, um eine Seele in Not zu Christus zu führen. Denn den Menschen, nicht den Engeln, hat Gott die Botschaft von der Versöhnung anvertraut.“ Wenn du nachts aufwachst durch einen düsteren Traum. Oder in dein Auto steigst, ein schwieriges Gespräch vor dir hast oder eine Prüfung, dich Angst vor dem Gestern oder Morgen belagert, du dich bedrückt fühlst oder einfach weißt – ich brauche Schutz: Dann bitte Gott um seinen heiligen Engel. „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ Amen.

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