Der Tisch des Herrn

Der Tisch des Herrn

Johannes 6, 47-51                                                                                             Lätare – Oßling, am 31.03.2019

„Jesus sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste Manna gegessen und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.“

Liebe Gemeinde! Guten Appetit! So wird diese Predigt auch enden. Dazwischen sind die großen Fragen unserer Existenz: Leben. Sterben. Ewiges Leben. Und Glaube: „Wer glaubt“, sagt Jesus, „der hat das ewige Leben.“Jesus ist für uns glaubwürdig. Selbst, wenn er etwas sagt, was wir im Denken nicht begreifen, aber versprochen bekommen. Deshalb haben Jesu Worte Bedeutung für Euch und mich. Wir halten uns daran fest. Dadurch bekommen wir Halt, festen Boden. Dort, wo wir keinerlei Kontrolle haben, wo die Angst uns überwältigen will: Sterben. Wohin geht´s dann, ist die Frage, die beunruhigt. Hinab in die Finsternis oder hinauf ins Licht. Der Sohn Gottes dazu: „Wer glaubt, der hat das ewige Leben.“ Ich will ins ewige Leben. So halte ich mich an Jesus, vertraue ihm. Vertraue, dass sein Leiden und Sterben der Preis für meinen Loskauf von der Sünde, vom Tod ist. So wird Friede im Herzen. Ob die Predigthörer Jesu ihn gefragt haben: Jesus, sag, wie geht das, an dich glauben. Wir wollen durch dich auch in den Himmel. Seine Antwort ist ein Bild aus dem Alltag. So kann der Erdenbürger himmlische Dinge zumindest verstehen, vertrauen. Und sie hören Jesu Stimme: „Ich bin das das Brot des Lebens.“ Brot. Da wissen wir Bescheid. Lebensmittel. Zugleich zeichnen sich Bilder vom Weg des Brotes. Wir sehen den Landwirt. Heute mit dem Traktor, damals mit den Ochsen. Die Ackerkrume wurde aufgerissen. Harte Arbeit. Zu Jesu Zeiten lief der Bauer übers Feld und warf dann den Samen in die Erde. Bilder des Sterbens. Das Korn stirbt. Nein. Die Verwandlung beginnt. Wasser und Sonne bringen den Keim hervor. Das Korn ist mehr geworden, acht, zehn grüne Büschel durchbrechen die Erde. Vorerst hat der Landwirt seins getan. Er wartet. Auch auf gutes Wetter. Herbstregen. Frühlingsregen. Ist der Mai kühl und nass … Aus einem Korn werden drei- ja vierhundert. Dann steht das wogende Korn in der Sonne. Die brauchst´s  jetzt; und den Wind. Wieder Sterben, nein, Verwandlung. Der Schnitter kommt. Die Korngemeinschaft wird eingebracht. Das Korn jammert, der Bauer freut sich. Doch der Weg ist noch lang. Wieder muss die menschliche Arbeit die Wandlung vollziehen. Das Korn wird getrocknet, gedroschen, die Spreu vom Weizen getrennt,  in Säcken zur Mühle gebracht. Die Körner wissen nicht aus noch ein im Zermahlen und Trennen von Mehl und Kleie, aber der Müller versteht sein Handwerk. Der Bäcker derweil schürt den Holzofen. Wieder kommt zur menschlichen Arbeit Wasser und Wärme. Der Teig wird geknetet, Salz und ein wenig Sauerteig. Erster, zweiter und dritter Sauer, heißt es in der Backstube. Die Holzglut wird von den Steinen gezogen, sauber ausgekehrt, hinein mit dem Teig in die Hitze der heißen Steine. Wieder verstehen die Körner, jetzt zu Brotteig geworden, ihre nächste Verwandlung nicht, jammern, aber der Bäcker versteht sein Handwerk. Der Duft des frischen Brotes lässt die Menschen schnuppern und man hört: Mmhm. Aaah. Lecker. Wie gern beißen Kinder in das Ende eines frischen Brotes. Endlich kommt das Korn im Brot zu seiner wahren Bestimmung. Die Familie ist um den Tisch versammelt. Alle teilen. Essen. Und das Brot verwandelt sich im Menschen. Wird ihm zur Kraft. Brot. Lebensmittel: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Es liegt nahe, wenn Jesus das Lebensmittel zum ewigen Leben für uns ist, er sich selbst als „Brot“ bezeichnet, dass er einen Weg hatte. Wir schauen auf Jesu Weg zum „Lebensbrot“: Der himmlische Vater warf seinen Sohn in die Krume dieser Welt. Der Göttliche wurde Mensch und lag arm und nackt in einer Holzkrippe. Er wuchs, wurde groß, predigte, lehrte, heilte. Die Menschen meinten, das wäre der passende König für uns, so müsste es bleiben. Aber der Gottessohn hatte noch einen Weg vor sich. Der Schnitter kam. Er musste durch Leiden, Spott, Hohn und Erniedrigung. Er starb den Tod am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“Dreschflegel, Mühle und Backofen. Gott bei der Arbeit, als Bauer, Schnitter, Müller und Bäcker. Damit die Menschenkinder, seine Geliebten, seine in Sünde Verlorenen, seine vom Teufel Gebundenen, an Tod, Hölle und ewige Verdammnis Verkauften –  frei würden. Jesu Tod ist unsere Rettung von allen Todesmächten. Jesu Auferstehung unser Leben. Ja, dann war das Brot des Lebens fertig, hatte seine Bestimmung erfüllt. Das war am Ostermorgen. Jesus war zum ewigen Leben auferstanden. So was gibt´s doch gar nicht, sagten alle, die es hörten. In himmlische Freude verfielen alle, die ihn sahen. Und gingen hin in alle Welt. Erzählten: In Jesus ist kein Tod. Glaubt ihm. Sie kamen bis zu uns. Auch wir hören, was der Gottessohn für uns auf sich genommen hat: Alle Strafe für unsere Sünden, für alle. Wer an Jesus glaubt, sein Opfer annimmt, kommt nicht ins Gericht. Das ist die frohe Botschaft vom Brot des Lebens. Jesus Christus, zum ewigen Leben in Gottes Welt, ist er das Lebensmittel. Und Lebensmitte will er jetzt sein. So, wie die Familie sich um das frische Brot versammelt, und im Essen nicht nur Kraft, sondern auch Gemeinschaft findet – so ist Jesus unsere Mitte. In ihm, in Wort und Sakrament, finden wir Gemeinschaft und schöpfen Kraft, damit wir unsere Bestimmung erreichen. Jesus, unsere Mitte – wer sollte es auch sonst sein? ER ist der Einzige, der uns das ewige Leben schenken kann. „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.“ Das klingt sehr geheimnisvoll. Ist es auch. Mein Denken ist nicht in der Lage, die Tiefe und Größe, die Dimensionen dieses Geheimnisses zu umfassen. Deshalb werden wir auch zum Glauben gerufen. Der Glaube kann´s ergreifen, hineingehen, berühren, bekommen. Der Glaube vertraut und sagt: Ich weiß nicht wie, aber ich vertraue, dass Gott es tut, zu seinem Wort steht, und es erfüllt. – Sagt, wenn wir auf unserem Weg zu unserer Bestimmung sind, sollte es uns leichter werden als Jesus, unserm Herr? Wie wird der Herr seine Kirche, uns führen? Wie wird er an, mit uns arbeiten und gehen. „Wer mir nachfolgen will“, sagt Jesus, „der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“Ist unser Kreuz, dass Jesu Weg auch unser ist? Werden wir auch Jesu Weg geführt? Ist unser Weg mit Gott der Weg des Kornes? Verstehen wir vieles nicht, weil uns Gott wie ein Bauer, Müller oder Bäcker begegnet? Wird auf dem Feld unseres Lebens eine Ernte gedeihen? Müssen wir durch die Mühlen und Backöfen des Lebens? Eines ist bei diesen Fragen gewiss: Wir brauchen Glaubenskraft, damit wir den Weg finden und auf ihm bleiben. Treue und Ausdauer, Demut und Zuversicht dazu. Deshalb stärken wir uns mit dem Brot des Lebens: hören sein Wort und versammeln uns um den Tisch des Herrn. Unter Brot und Wein begegnet uns geheimnisvoll Jesus, der Christus. Er spricht: Ich liebe euch. Stärkt euch. Trinkt und esst. Guten Appetit. Amen.