Die Glocke (Dorffest in Bulleritz)

Die Glocke (Dorffest in Bulleritz)

Psalm 103, 1+2                                                                                Dorffest in Bulleritz – 03. September 2017

„Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“

Liebe Gemeinde! „Fest gemauert in der Erde, steht die Form aus Lehm gebrannt …“ So dichtete Friedrich Schiller. Woraus bestehen Glocken? …  Aus Bronze. Bronze besteht aus … 77% Kupfer und 22% Zinn. Auch die Bulleritzer ist aus Bronze. Solche Glocken entwickeln sich ganz natürlich, denn Metall, Erz finden sich an vielen Orten der Erde. Im Laufe der Jahrmillionen entstehen sie in der Erde. Mit ein bisschen Glück kann man sie durch graben finden. Wo vermutet ihr, wurde die Bulleritzer Glocke ausgegraben? Ganz klar, Unsinn, „Glocken“ entwickeln sich nicht „natürlich“. Dass so eine Glocke entsteht, dazu braucht es den Kunsthandwerker, Glockengießer mit viel Erfahrung, Wissen und Können. Ja, warum werden Glocken erdacht und gegossen? Wozu dienen sie?  … (Läuten, Klingen Kasualien, Gottesdienst, Botschaft, Gebet, Tageszeiten, Gebet …) Wenn wir eine Glocke betrachten, verstehen wir uns selbst ein wenig besser. Eine Glocke spiegelt uns, woher wir kommen und warum wir da sind: Wir Menschen sind  millionenmal komplizierter konstruiert als eine Glocke. Wenn so etwas „einfaches“ aus Metall niemals und unter keinen Umständen von allein entsteht, wäre es großer Unsinn, ja unwissenschaftlich, zu behaupten, der Mensch sei von allein geworden. Wie hinter einer Glocke ein Erfindergeist steht, so sind wir durch Gottes Geist geplant und geschaffen worden. Ich muss nur die Herzensaugen aufmachen, dann sehe ich: wo Ordnung herrscht ist ein Ordner. Die große Ordnung im Kosmos und die winzige Ordnung der Atome – die hält einer in Ordnung. So predigt uns die Glocke: Ich wurde gegossen – du wurdest geschaffen. Wer behauptet, ich wäre purer Zufall oder mein Urahn ein Affe, dem gehört eins hinter die Ohren. Das klingt zwar witzig, ist aber kein Witz. Denn wo Leben als Zufall erklärt wird, ist Wert und Würde des Lebens in Gefahr. Wer gelten lässt, dass jeder geschaffen ist, der lässt auch jeden gelten. Allein schon aus Respekt vor dem Schöpfer. Das war der Gedanke: Woher komme ich? Aus einer großen Liebe heraus bin ich geschaffen. – Aber warum? Was hat sich der Schöpfer dabei gedacht? Für die Glocke hatten wir das gesagt: Klingen, läuten, einen Dienst tun, eine Berufung. Wir dürfen das an allen Menschen nachbuchstabieren, was sich Gott gedacht hat: Durch Kinder wird Freude und Liebe geweckt, Dankbarkeit, Hingabe und Verantwortungsbewusstsein. Kinder entzünden Liebesfunken, die sonst nicht da wären. Durch unsere Alten weckt Gott in uns Respekt und Dankbarkeit. Durch sie haben wir das, was wir haben.  Durch sie will Gott Achtung und Wertschätzung in uns hervorbringen. Und die Kranken, Hilfsbedürftigen, Schwachen, Behinderten? Auch sie will Gott in unserer Gemeinschaft, dass wir uns üben, füreinander da zu sein, uns anzunehmen wie wir sind, dass wir lernen Liebe zu geben. Und die Starken, Gesunden, Klugen, Leistungsfähigen? Sie sollen arbeiten, tragen, dienen. Sie sind Träger von Verantwortung und Geben. Einmal, wenn sie alt sind, brauchen auch sie Hilfe. Deshalb sind wir da. Auch die Glocke ist „da“. Aber sie hat einen weiteren wichtigen Bestandteil, sie soll ja klingen beim Schwingen, den … Klöppel. Und was der Klöppel für die Glocke, das ist beim Menschen der Glaube an Jesus Christus. Das Vertrauen: Ich bin durch Leiden und Sterben Jesu erlöst. Christusglaube bringt zum Klingen. Ja, wir dürfen nicht schweigen, dass wir  geliebt, erlöst und erwartet sind. Die Glocke selber wird getragen, gehalten in einem Glockenstuhl. Dort kann sie schwingen und singen ohne Schaden anzurichten. Auch wir haben Halt, werden getragen durch das Wort Gottes und die Gemeinde. Aber die Glocke muss bewegt werden, der Klöppel schwingen. Das tut bei der Glocke der Motor, der Strom. Was aber bewegt unseren Glauben? Gottes Geist treibt uns an: zu vergeben, zu lieben, zu beten, zu ringen, für Christus einzutreten, froh die Liebe Gottes zu bezeugen. Glocken läuten nicht immer und allezeit. Aber sie sind bereit. Zur rechten Zeit an ihrem Ort. So auch wir: als einzelne an unserm Platz im Alltag, als Gemeinde, als Kirche. Dass wir, wie die Glocke mit ihrem Klingen, Gott loben in Trauer und Freude. Das wollen gemeinsam tun mit dem Lied: „Großer Gott wir loben dich“ Amen.