Dieser ist Gottes Sohn

Dieser ist Gottes Sohn

Joh 1, 29-34                                                  1. Sonntag nach Epiphanias – Oßling/Großgrabe, am 08.01.2023

„Johannes der Täufer sieht, dass Jesus zu ihm kommt und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!Dieser ist´s, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich. Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er Israel offenbar werde, darum bin ich gekommen, zu taufen mit Wasser. Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte, zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist´s, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe es  gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.“

Liebe Gemeinde! Einer der berühmtesten Sätze ist es, bekannt durch die Jahrhunderte. Täglich wird er 1000-fach gesungen, gesprochen. Bach, Beethoven, Schubert u.v.a. haben ihn vertont: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“ Auch wir werden es dann singen: Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd´ der Welt! Vor 2000 Jahren sprach Johannes dieses prophetische Wort. – Da steht der Täufer, umringt von Menschen, am Jordan. Ein Mann kommt ruhigen Schrittes auf ihn zu, der Zimmermann aus Nazareth eben. Ein Israelit in den Dreißigern. Dann dieses Wort. Es lenkt die Blicke der Menschen auf Jesus: Dieser da, siehe, trägt die Sünde der Welt. Stärker kann der Kontrast nicht sein. Ein Mann und die Sünde der Welt. Wir betrachten das Gewicht des  Wortes: „Sünde der Welt“: 7000 Römer sterben Ende des 1. Jahrhunderts, weil sie an Jesus glauben beim Bau des größten Bades in Rom, es war bereits die zweite Christenverfolgung. Wir wissen von schrecklichen Kriegen, millionenfachen Mord und Totschlag, Hinterlist und Betrug; Folterkammern und Grausamkeiten; Lüge, Diebstahl, Neid, Verachtung, Missgunst, Gemeinheit, Niedertracht, Qual und Ausbeutung. Wir hören von dem millionenfachen Mord in den Gulaks Sibiriens durch Lenin und Stalin. Deutschland hat seine eigne Schuldgeschichte. Da schreit Blut der Millionen getöteten Kinder zum Himmel, ungeboren, abgeschlachtet im Mutterleib. Die Last dieser Blutschuld. Wir sind nicht in der Lage, all diese finstere, furchtbare Realität zu fassen. Und dieses Grauen soll einer tragen? Erahnen wir, zumindest ein winziges Stück davon, wie unbeschreiblich der Schmerz, wie untragbar die Last der Sünde aller Menschen ist. Es übersteigt bei weitem unsere Vorstellungskraft. Wir wissen so gut wie nichts von der Last dieses prophetischen Wortes. Aber wir haben einen Anteil. Unseren. Ich habe meinen Anteil daran. Auch wenn mir nur einen Teil meiner Sünden bewusst ist, ich habe diese Last Jesus aufgelegt und bin entlastet worden. – Nochmal. Wir sehen Johannes. Da kommt der Zimmermann. Über ihn wird geweissagt, dass er alle Sünde trägt. Und er wird als Lamm bezeichnet. Die jüdischen Zuhörer damals hatten sofort eine Tradition und ein Bild vor Augen: Passah. Israel in Ägypten als Sklaven unter der Knute Pharaos. Gott befreit sein Volk aus der Knechtschaft. Der Gerichtstag und die Nacht der Befreiung. Das Blut eines fehlerlosen Lammes wurde an die Türpfosten gestrichen. Wo das Blut am Hause war, da ging der Todesengel, das Gericht Gottes vorbei. Ein erster Vorschatten auf das „Lamm Gottes“. Das Blut des Lammes rettet. In der jüdischen Tradition wurde nicht allein das Passahfest gehalten, sondern auch der große Feiertag „Jom Kippur“. An diesem großen Versöhnungstag legte der Hohepriester symbolisch alle Sünden des Volkes auf einen Schafbock. Dieser wurde dann aus der Stadt getrieben, so dass keine Sünde mehr zwischen Gott und seinem Volke stand. Auch vernahmen die Zuhörer im Wort vom „Lamm Gottes“  den Klang des Propheten Jesaja, der geweissagt hatte: „Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn. Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird.“ (Jes 53) Genauso wurde Jesus auch von den ersten Christen nach seiner Auferstehung geglaubt, wenn Petrus schreibt: „Ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.“ (1Petr 1, 18.19) Oder im Hebräerbrief: „Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigen Blut, gelitten draußen vor dem Tor.“(Hebr 13,12) Christus ist das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt. Für unsere Glaubensväter war dies  immer die Mitte des Evangeliums. Martin Luther hat das zum Hauptartikel des Glaubens gezählt, von dem man „nichts weichen oder nachgeben kann, es falle Himmel und Erden“. (Schmalkaldische Artikel) So ist es bis heute geblieben. Karfreitag ist der große Versöhnungstag. Jesus starb stellvertretend. So trug er die Sünde der Welt. Gab sich selbst als Opfer. Christ ist erschienen uns zu versühnen, freue dich, o Christenheit. So besingen wir voll Dankbarkeit und Freude am Heiligen Abend das Kommen und die Hingabe des Sohnes Gottes. Und erinnern uns, was uns durch das „Lamm Gottes“ geschenkt wird: Der Himmel! Ein vollkommener Friede mit Gott. – Das Opfer Jesu, wenn wir es für uns gelten lassen und glauben, macht uns rein und frei von aller Anklage. Der Ankläger ist Satan. Er trennt durch List und Lüge die Menschen von ihrem Schöpfer. Er verführt, gegen den Willen Gottes zu denken und zu handeln. So bindet er die Seelen und will sie in der Hölle festhalten. „Laster und Schande des Satanas Bande“ dichtet Paul Gerhardt und beschreibt diese geistliche Tatsache. Johannes schreibt dazu: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ Du bist freigekauft.  Frei vor den Himmlischen, frei für das Leben. Frei, ganz getrost und zuversichtlich zu leben. Das Türlein zu diesem Hoffnungsraum ist der prophetische Fingerzeig des Johannes auf Christus: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“ Diese Tür ist offen, für dich. Du durchschreitest sie durch Glauben und erlangst die geistliche Freiheit. Gnade vor Gott. Jesus ist unsere Freude. Jesus ist unser Trost und Halt. Christus ist unser Friede. Er, Gottes Lamm, ist unser Weg und Leben. Wir stimmen ein mit allen Gläubigen hier auf Erden und im Himmel, die singen: „Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob.“ (Offb 5,12) Amen.

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