Erntedank (Großgrabe)

Erntedank (Großgrabe)

1Kor 3,11                                                    Erntedank – 350 Jahre Kirche zu Großgrabe – 15.09.2019

„Einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“

Erntedankfest. 350 Jahre Kirche zu Großgrabe. Liebe Festgemeinde! Was siehst du hier? Obst und Früchte. Und da – unser Kirchlein, die Geburtstag feiert und uns eingeladen hat. Gemeinsam schauen wir dahinter, was verkündet uns heute Brot und Wein, Steine und Glocken? Was wird uns unser Kirchlein erzählen?  Die Gaben predigen vom Geber. Zuerst schauen wir auf die Erntegaben aus Garten und Feld. Hören, was sie uns erzählen. Gott lässt wachsen. Das ist das Geheimnis. Jesus erzählt von dieser Arbeit Gottes und sagt: „Es ging ein Sämann aus zu säen.“Gott als Landwirt, Gärtner und Naturfreund. Und nicht allein die Fluren, auch die Menschen sein Ackerfeld. Von der Aussaat zur Ernte vollziehen sich am Saatgut Verwandlungen. Aus wenig wird mehr. Hinab erst muss das Korn. In die dunkle Erde. Hinab ins Grab, hinauf ins Licht. Keimen, wachsen, reifen. Aus einem Körnlein sprießen 6, 8, 10 Halme. Jeder Halm trägt 30, 40 und mehr Körner. Ja, das Wort Gottes ist der Same. Jesus selber ist das Wort. Gottes Sohn erniedrigte sich, wurde Mensch. Wie das Korn, musste er in die Erde, den Tod. Damit am Ostertag ewiges Leben hervorkomme. Für alle, die es begehren. So predigen uns die Gaben hier: Denk nicht nur an deinen Magen, sondern auch an deine Seele, damit du den Himmel erreichst. Durch Gottes Wort wächst die Kirche. Wird das Wort Gottes wie Saatgut in die Herzen gesät, reift die Menschengemeinschaft zur Kirche. Nimmst du Gottes Wort auf, wie der der Acker den Samen, arbeitet Gott an dir, rettet deine Seele. Die Gemeinde ist Gottes Ackerboden. An der Kirche arbeitet der Herr geduldig, schon einige 1.000 Jahre. In Bethlehem begann dann sein weltweiter Auftritt. Seine Kirche wuchs langsam, unaufhaltsam. Von hier nach dort. – 350 Jahre ist´s her. Was hat damals unsere Altvorderen hier bewegt, auf dieser Scholle unser schmuckes Kirchlein nach dem 30-jährigen Krieg wieder aufzubauen? Das Leid war hier unsäglich. Von 22 Großbauern in Großgrabe waren noch zwei verblieben. Hier führte die Heerstraße vorbei. Jahrzehnte voller Angst, Blut, Tod und Schrecken im Dorf. Von der Sehnsucht nach Frieden und Gottes Schutz, vom Glauben an Gott angetrieben, von Gottes Wort inspiriert waren sich Adel und Bauer einig: Wir brauchen eine Kirche, wir brauchen die Verkündigung.  So ist unser Gotteshaus eine ziemlich haltbare Frucht des Glaubens unserer Altvorderen. Wenn wir schauen, was auf Gottes Ackerfeld wächst, blicken wir in die weite Welt und werfen einen Blick auf uns, unser Kirchengebäude. Nimmt man die Masse der Steine, sind es –zig Tonnen. Sie steht immer noch aufrecht. Das Fundament macht´s. Unser Glaubensfundament – der Sohn Gottes, sein Leiden und Sterben am Kreuz, die Reinwaschung von unseren Sünden. Das trägt, auch uns. „Einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Jesus trägt alles, uns alle. ER ist unser Fundament. Wir schauen uns um. Auch das Kirchenschiff predigt uns durch Symbolik. Hier versammelt sich die Gemeinde unter Wort und Sakrament. Seht, wie durch die Fensterbögen Licht dringt. So auch wir: Herz und Sinne für das lichte, hellmachende Wort öffnen. Jesus, das Licht der Welt, will hinein. Und ist es draußen Nacht, dringt durch die Fenster Licht nach draußen. So auch wir: Dass unser Glaube nur leuchte im Dunkel und Dürstende finden können. Und jeder eintreten darf, der Licht und Frieden sucht. Hier erhebt die Orgel, die Bläser und alle Instrumente und die Gemeinde ihre Stimme – ja, zur Ehre Gottes. Hier ist der Ort der Ehre Gottes. – Und der Turm. Erinnert an die Aufgabe, Verantwortung der Christen: Zeuge sein für Jesus, wie ein Turm – mit beiden Beinen auf der Erde, dem Fundament stehen, und in den Himmel zeigen. Auf die ewige Hoffnung. Für Jesus unsere Stimme mit Hand und Herz erheben. Deshalb rede ich jetzt insbesondere von der Stimme. Die Stimme des Turmes sind die Glocken. Zeichen der Ruhe in einer ruhelosen Zeit. Ihr Läuten ruft zur Stille, den der sich rufen lässt. Sie werden – so Gott will – ihre Stimme noch hören lassen, wenn unsere auf der Erde längst verstummt ist. So stehen Glocken für Beständigkeit. Sie wechseln ihre Gesinnung nicht wie die Jahreszeiten. Ihr Lied werden unsere Urenkel noch hören. Sie wollen nichts von uns, sondern für uns. Sie singen von Jesus Christus und predigen uns: Er, Gottes Sohn, kam aus seinem Licht – aus Liebe in unsere dem Tode verfallene Welt. Mit der Hingabe seines Lebens bezahlte er die Schuld der Menschen am Kreuz. Jeder, der ins Paradies hinein will, braucht Jesus. Denn Jesu Blut ist das Sühnegeld. Der Freikauf. Darum, Menschenkind, bete um die Gnade Gottes und tue Buße. Das Läuten ruft: Betet- betet! Aber das Klingen nötigt niemanden dazu. Und doch sind sie unwiderstehlich. Die ihre Hoffnung auf Christus setzen, trösten sie in Trauer, machen die Freude festlich. (Einschalten der hohen Glocke)Sie begleiten auch den Tageslauf: Morgens ruft der helle Ton Mut zu: Wieder, Erdenkind, bekommst du einen neuen Anfang. Gottes Güte ist alle Morgen neu. Packe fröhlich und zuversichtlich dein Tagewerk an. Sorge nicht, sondern werde deiner Verantwortung gerecht. Die Sorge will dich nur verführen, in die Vergangenheit zu schauen. Lass Gott dafür sorgen. Er bedeckt, was war – so du bittest – mit Vergebung und Segen. Die Sorge will dich auch in die Zukunft drängen, malt Angst-Phantome und Gespenster. Auch diese Sorge überlass dem liebenden Gott. Dir, so ruft der Glockenklang, gehört nur das Heute und Jetzt. Dafür erbitte die nötige Kraft und Liebe. Nimm alle Menschen und deine Umstände so aus Gottes Hand. (einschalten der mittleren Glocke)Wenn 12.00 Uhr das Geläut sich Gehör verschafft, dann werden wir erinnert: Der Tag ist seiner Höhe nah, komm, tritt zum Tisch. Halte an, in der Mühsal des Tages und danke dem Herrn. Denn alles, was dein Leben ausmacht, ist Geschenk: die Sonne, die Luft deiner Lungen, die zwitschernden Vögel, die Kraft deines Herzens und deiner Hände. Der listigste Feind der Dankbarkeit ist die Selbstverständlichkeit. Willst du all´ diese Gaben ohne den Geber? Darum blicke auf, halte inne und danke. (Einschalten der tiefen Glocke)Am Abend schwingt der Klang wieder über unsere Fluren. Der Abend des Tages erinnert an den Abend des Lebens. Der Ton mahnt: O Menschenkind – dein´ Zeit verrinnt! Bedenk dein Stündlein. In deiner Vergänglichkeit finde Frieden und höre: Deine Zeit steht in Gottes Hand. So ruft uns die Abendglocke zu: Was war, in Gottes Hand legen. Was kommt, in Gottes Hand lassen. Das Heute aus Gottes Hand nehmen. Freu dich am Abend über alles Gelingen. Wo du gefehlt, bitte um Vergebung. Wie ein Kind der Mutter, so glaube deinem Vater im Himmel: Alles kann Gott in Segen verwandeln. Alles. (Alle   Glocken zuschalten)Der Klang unserer Glocken wird von der Erde getragen und weist uns Menschen an die Erde und ruft: erkenne dich Mensch, wer du bist und wozu du wirst: Staub. Der Klang unserer Glocken wird von der Luft getragen und weist uns in den Himmel und ruft: erkenne den Herrn, deinen Gott, wozu er dich berufen und bestimmt hat.  – Jeden Sonntag erheben die Glocken ihren Ruf: Komm, o Menschenkind, beuge deine Knie vor dem Allerhöchsten und bete an, komm unter sein Wort. – So Gott will, werden wir noch oft das Lied der Glocken hören. Wo gesungen wird ist Hoffnung. Von unserm Turm hören wir ihr Lied erschallen. Sie singen uns in Freude und Glück, Tränen und Trauer, von Tod und Sterben, von Auferstehung und ewigem Leben. Unüberhörbar, doch oft überhört. Ihr Klingen ist eine Predigt. Hörst du sie recht, hebt sie dich über die engen Mauern deines eignen Denkens: ja, du bist mehr als ein Stück Zufall; mehr als ein Baum, der wächst und vergeht; mehr als ein Tier, das atmet und lebt wie du. Mehr bist du als deine Leistung und Schönheit, deine Krankheit, dein Schmerz; viel, unendlich viel mehr. Deine Bestimmung ist höher als arbeiten und schlafen, essen und trinken, geboren werden und Vergehen. Deine Lebenswirklichkeit ist umhüllt von einer großen, ewigen Wahrheit: Gnade, die Liebe Gottes. Du bist bestimmt, für immer und ewig glücklich und gesund in Gottes Herrlichkeit zu sein. Umgeben von Liebe und selbst mit einem Herzen, voll von Liebe. Das Singen und Klingen unserer Glocken öffnet dir das Geheimnis deiner Wanderung: Du hast eine Heimat. Du wirst erwartet. Amen. (Alle Glocken nach 10 Sekunden aus)

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