Liebe Gemeinde,
es ist drei Tage her, da wurden in der Kirchvorstandssitzung drei Zettel herumgereicht. Auf jedem stand die Frage, was brauchen unsere Freunde und Nachbarn von Jesus? Die Antworten kamen von Kindern aus unserer Gemeinde. Freundschaft, Segen, Freude, Sauerstoff, Trost, Vertrauen, Gott, Musik, Liebe, Schutz und noch ganz ganz viele andere schöne Ideen. Ich dachte so, toll. Aus den Kindern spricht der Geist Gottes.
Und wir Erwachsene, wir verkopften Wesen, werden schon in der Bibel aufgefordert, wie die Kinder zu sein, um das Himmelreich zu erreichen. Kinder vertrauen wie selbstverständlich darauf und glauben daran, dass sie beschützt werden und geschützt sind. Wir Erwachsenen sehnen uns nach diesem Selbstverständnis. Irgendwie ist es abhanden gekommen oder zumindest nicht immer da.
Und so wünsche ich auch mir manchmal, dass das Leben etwas einfacher wäre. Für einen Moment, dass alles gut ist. Kein Druck, kein Chaos, kein Lärm, einfach nur Frieden. Und ich lehne mich da ein bisschen weit raus aus dem Fenster, aber ich würde behaupten, das geht anderen auch so. Wir spüren, da ist eine Sehnsucht nach etwas, das trägt, nach Sinn, nach Tiefe, nach Grundlage, die bleibt, wenn alles andere wankt. Dass das möglich ist, daran muss und will ich fest glauben.
Und dieser Glaube sollte lebendig sein. Keine wage Weltanschauung, ein Gefühl, nicht nur die bloße Annahme, dass da irgendwo in den unerreichbaren Himmeln ein höheres Wesen vorhanden ist. Der wahre christliche Glauben ist etwas ganz anderes. Er ist lebendig. Wie ein Baum, der Wurzeln hat, Nahrung aufnimmt, wächst, blüht und dann Frucht bringt.
Darum möchte ich heute mit euch über diesen Glaubensbaum nachdenken, über seine Wurzeln und über seine Frucht, sowie der Apostel Paulus uns dies im Römerbrief Kapitel 10 beschreibt. Also, stellen wir uns jetzt einen kräftigen, gesunden Baum vor, der tief verwurzelt, fest verwachsen ist mit der Erde. Seine Krone breitet sich aus und wenn der Wind hindurchfährt, rauscht es wie so ein Lied. So stelle ich mir Glauben vor.
Paulus schreibt: Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Glaube und Bekenntnis gehören untrennbar zusammen. Herz, Mund, innen, außen, Wurzel und Frucht. Ein Glaube, der sich nie zeigt, ist wie ein Apfelbaum ohne Äpfel.
Die Frucht des Glaubens ist das Bekenntnis, das öffentliche, hörbare, sichtbare Zeugnis. Im Gottesdienst, wenn wir das Glaubensbekenntnis sprechen, im Alltag, wenn wir nicht schweigen über das, was uns trägt, im Handeln, wenn unsere Hände, Augen und manchmal auch Füße vom Glauben erzählen. Denn Bekenntnis geschieht nicht nur mit Worten. Unsere Hände bekennen , wenn sie helfen. Unsere Augen bekennen, wenn sie mit Liebe und Hoffnung auf andere blicken. Unsere Füße bekennen, wenn sie uns zu einem Menschen tragen, der Hilfe braucht. So wird das, was Paulus mit dem Munde bekennen nennt, zu einem Lebensbekenntnis. Menschen für Christus zu gewinnen, ein Eckpunkt des Großgrabner Leitbildes, Menschen zu stärken, ihren unseren Glauben sichtbar zu machen. Alltagsfest, sprachfähig und liebevoll. Das ist gar nicht so einfach. In unserer Zeit wird gern gesagt, jeder soll glauben, was er will. Hauptsache, man glaubt an etwas.
Dem widerspricht Paulus. Der rettende Glaube ist keine allgemeine Hoffnung ins Gute, sondern die lebendige Beziehung zu Jesus Christus. Denn wer mit dem ganzen Herzen glaubt, wird gerecht und wer mit dem Munde bekennt, wird selig. Denn die Schrift spricht, wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden. Er ist der Herr über unser Leben, über diese Welt, über den Tod. Er ist das Zentrum unseres Bekenntnisses. Und wer das glaubt, der steht auf festem Grund.
Darum glauben auch wir, dass Jesus Christus Zukunft für uns hat und daraus Hoffnung entspringt für unsere Gemeinde, unsere Region und für unsere Welt.
Aber wo findet der Glaube seine Nahrung? Kein Baum kann ohne Wurzeln leben. Und so kann auch der Glaube nicht leben, ohne das, was ihn nährt. Paulus fragt: Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Und kurze Zeit später liefert er gleich die Antwort. So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.
Die Wurzel des Glaubens ist das Hören des Wortes. Glauben entsteht, wenn Menschen Gottes Wort hören. In der Predigt, in der Bibel, im Gespräch, in der Musik, im Gebet.
Darum feiern wir Gottesdienst. Darum lesen wir in der Bibel. Darum ermutigen wir uns gegenseitig im Glauben, denn hier spricht Gott selbst.
Wenn ein Baum zu wenig Wasser bekommt, welkt er. Wenn ein Christ zu wenig Gottes Wort hört, vertrocknet sein Glaube. Darum haltet eure Wurzeln tief.
Paulus erinnert daran, denn Jesaja spricht: Herr, wer glaubte unserem Predigen? Ja, das gehört auch zur Realität. Manche hören und doch wächst kein Glaube. Manche fangen gut an, verlieren dann aber die Verbindung zur Wurzel. In diesem Zusammenhang, wenn ihr für euren Hauskreis mal ein neues Thema braucht, wie wäre es mit der Auseinandersetzung mit dem Gleichnis vom Seemann? Glaube ist keine feste Besitzurkunde, sondern eine lebendige Beziehung. Wir hätten hier vor Ort die Chance, einander zu stärken. Paulus sagt, es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen. Es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen, denn wer den Namen des Herrn anruft, wird selig werden.
Und was heißt das nun für uns, die wir eine Gemeinde mit Strahlkraft sein wollen? Als erstes für den Einzelnen, bleibt verwurzelt in Gottes Wort. Gebt ihm Raum in eurem Alltag. Lasst es nicht nur am Sonntag erklingen, sondern auch am Montagmorgen. Meine Strategie, das morgendliche Lesen im Herrnhuter in der Tageslosung, meine Dauerschleife von Lobpreis im Auto oder die ERF Bibel Server mit ihren Leseplänen.
Als zweiten Punkt sehe ich, seid verbunden mit anderen Christen. Glaube wächst in Gemeinschaft. Unsere Gemeinde ist kein beliebiger Club gleichgesinnter, sondern eine ein lebendiger Raum, der Platz lässt für neue Ideen, Projekte und Ansätze, offen für das Wirken des Heiligen Geistes. Ich danke dem Herrn für meinen Hauskreis, für die lebendige Diskussion über das Wort Gottes. Ich danke für die Gebetsrunden, die Konzerte, das Kaffeetrinken, die Fahrtfinder und für die vielen Angebote in unserer Gemeinde, die Menschen zusammenbringen und im Glauben stärken.
Als dritten Punkt rufe ich euch zu, seid verkündend. Nicht laut, nicht aufdringlich, sondern echt. Im Römerbrief können wir lesen, wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkünden. Und unsere Gemeinde besitzt das Potenzial der Verkündigung, ob nur im Gottesdienst bzw. in unseren verschiedenen Formaten, Lichtblick, Regenbogenstraße, Kindergottesdienst, Vormittagsgottesdienst oder über die Musik, die Band, die Kurrende, der Chor.
Wenn unser Glauben Wurzeln und Früchte hat, dann wird er anziehend. Dann spüren Menschen, hier ist etwas, das trägt. Dann wird unsere Gemeinde wirklich eine Ortsgemeinde mit Strahlkraft, weil Christus selbst in uns leuchtet.
Also lasst mich abschließend zusammenfassen, der Glaube ist kein stilles Wissen, sondern ein lebendiger Baum. Seine Wurzel ist das Hören auf Christus, seine Frucht ist das Bekenntnis zu Christus. Sein Raum dazu ist unsere Gemeinde. Lasst sie uns stärken durch Gemeinsamkeit, durch Zusammenleben und gemeinsames Agieren.
Möglichkeiten gibt es viele, auch in näherer Zukunft. Engagiert euch beim Kirchputz, den regelmäßigen Teilnahmen an Gottesdiensten, der anstehende Gesprächsrunde, dem Bibelstudium, betet gemeinsam. Der Chor braucht Sänger, die Technik einen Teamleiter und vieles mehr. So können alle ihre Gaben einbringen, um tiefe Wurzeln zu entwickeln und gute Frucht zu bringen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.