Gründonnerstag (Oßling)

Gründonnerstag (Oßling)

1Kor 10, 16-17                                                                                   Gründonnerstag – Oßling, am 29.03.2018

 

„Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist´s: So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.“

 

Liebe Gemeinde am Gründonnerstag! Warum stellt Paulus hier Fragen? Ist er sich seiner Gedanken und Sätze nicht sicher? Wohl kaum. Wenn Paulus schreibt, dann klar und überzeugt. Und wenn er, wie hier, Fragen stellt, dann will er umfassende Zustimmung zu dem, was in den Fragen ist. Sein Frageton klingt wie: „Ist doch so, oder?“ Von einer Zustimmung aller geht er aus: Brot und Wein, im Abendmahl gesegnet, verbinden uns miteinander. Judas mit Petrus, Könige und Knechte, Korinther mit uns. Wir sind ein Leib, ob wir wollen oder nicht. Besser wäre es, wir wollen. Wir, die wir uns zu glauben bemühen, sind nicht mehr nur ICH, sondern WIR aller Glaubenden. Das müssen wir nicht verstehen, nur dankbar annehmen. Und immer neu feiern. Der andere neben mir – ist eine Gabe, und meine Aufgabe. Ich habe sie zu achten. Gott hat nicht nur zu mir eine Beziehung. Wenn wir das Heilige Abendmahl feiern ist Jesus, nach dem Zeugnis der Schrift, bei uns. Es ist sein Versprechen. Im Brotteilen schenkt sich uns Jesus selbst. Wenn unser Verstehen und Denken an eine Grenze stößt, beginnt ein Geheimnis. Im Kelch, den wir teilen, im gesegneten Wein vollzieht sich Nähe Jesu. Weil das real geschieht, aber so geheimnisvoll ist, so seltsam, wunderbar, hat es in der Geschichte der Kirche zu viel Verwirrung und Glaubenskämpfen geführt. Das war auch ein Streitpunkt bei den Korinthern. Die Gemeinde in der großen antiken Stadt war von außen betrachtet alles andere als „ein Leib“. Sie stritten, wie wir oft – und sie achteten einander nicht immer. Wie wir oft. Sie saßen beieinander, teilten das Evangelium und Brot und Wein miteinander. Im richtigen Leben aber arbeiteten sie sich auch aneinander ab, wie wir manchmal. Abendmahl ist das eine, die Kämpfe um die besten Plätze im Leben das andere. Glaube und Leben können kräftig auseinanderfallen. Vermutlich kennen das viele von uns. Wir dürfen uns aber nicht daran gewöhnen. Was immer wir voneinander denken, wie immer wir miteinander oder gegeneinander handeln: Wir sind, geistlich gesprochen, also vor Gott im Himmel, ein Leib. Wir sind ein Füreinander, nicht ein Gegeneinander. Wenn wir das Füreinander aufgeben, auch zwischen den verschiedenen christlichen Kirchen, glaubt uns kein Mensch mehr die Liebe Gottes. Darum muss unser Vertrauen heute Abend und bei jeder Abendmahlsfeier der Nähe Jesu gehören. Also, vertrauen: Er ist hier. Er verbindet uns. Auch wenn es uns schwerfällt zu vertrauen – die Schwere ist kein Grund, es nicht zu tun. Menschen, brauchen einander. Christen brauchen einander erst recht. Es darf keinen Grund geben, einander nicht zu achten, und einander nicht Hilfe anzubieten oder sie anzunehmen. Eine Christengemeinde wie in Korinth oder wie unsere ist eine Gemeinschaft der Fürsorglichkeit in der Nähe Jesu. Lasst uns in diesem Geist das Brot und den Wein teilen. – Wir halten es uns damit vor Augen: Zwei lebenserhaltende, tragende Elemente werden im Abendmahl zur Welt gebracht, gefeiert, besungen und in den Alltag getragen: Gemeinschaft und Einheit. Vers 16 – die Gemeinschaft: „Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist das nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?“ Gemeinschaft – da ist nichts dazwischen. Gemeinschaft mit Christus durch Kelch und Brot – da steht nichts zwischen uns und Christus, keine Sünde. Diese Gemeinschaft mit Christus ist der Humusboden zur Gemeinschaft untereinander, zur versöhnten Vielfalt. Jeder ist anders, aber jeder ist Mensch. Jeder verdient Respekt und Liebe. Denn jeden liebt und respektiert Gott. Deshalb sagt Jesus: Wenn ihr das Mahl haltet, erinnert euch, tut es „zu meinem Gedächtnis“: Gott respektiert und liebt euch. Teilt miteinander Liebe und Respekt. Jeder verdient diese Würde. Nehmt sie euch nicht gegenseitig, indem sich einer über den andern stellt, sondern vergebt einander. Jeder ist anders, aber jeder wird gebraucht. Wie die Glieder eines Leibes eben erst zusammen den Körper bilden. Paulus beschreibt das miteinander und füreinander als Gemeinschaft. Der höhere, tiefere Sinn dieses Miteinanders ist die Einheit, das Einssein. Am Bild des Körpers wird es anschaulich (V. 17): „Denn ein Brot ist´s: so sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.“ Aus der Gemeinschaft wird im Heiligen Abendmahl eine Einheit – durch das gemeinsame Essen von dem einen gesegneten Brot. – Einheit ist dort, wo viele gemeinsam an etwas Höherem teilhaben. Wir verstehen das an unserer  Muttersprache. Dem Kleinkind wird sie zugesprochen und es nimmt sie auf. So gewinnt das Kind Anteil an dieser Sprache und tritt in die Gemeinschaft derer, die sie sprechen. Indem wir Leib und Blut Christi aufnehmen, gewinnen wir Anteil am Leib Christi. Wir werden eins mit allen Christen vor und nach uns. – So seid ihr jetzt in die Gemeinschaft mit Christus gerufen, in die Gemeinschaft untereinander, in die Einheit des Leibes Christi. Wie geschrieben steht: „Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist´s: So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.“ Zu Tisch, liebe Leute! Amen.

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