Heiligabend (Großgrabe)

Heiligabend (Großgrabe)

Lk 2, 1-20                                                                       Heiliger Abend – Großgrabe, am 24.12.2018

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auf auch Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum, dass er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn umleuchtete sie und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilends und fanden beide, Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.“

Liebe Gemeinde am Heiligen Abend! Jetzt sind sie fort. Joseph, Maria, die Könige, der Legionär. Alle zum Stall. Einer steht noch da, der Centurio. Der tut seine Pflicht, sieht nix, hört nix vom Weihnachtswunder. Alle weg. Und irgendwie fehlen sie uns. Heilig Abend ohne Maria und Krippe? Wir laufen auch hin, zum Stall, schauen zum Fenster rein, als Zaungäste. Dort steht der Legionär (Legionär nimmt Aufstellung)Warum der so perplex ist, sag ich gleich. Aber dieser Soldat von römischen Gnaden steht heute für alle an der Krippe, für die das Leben nur arbeiten und funktionieren ist. Anweisung, Sachzwänge, Geldnöte. Wer unter uns meint: mir geht es ähnlich, da könnte ich mich dazustellen? Ist Leben wie Militärdienst? Leben im Hamsterrad. Viele in 2018 sind ziemlich fertig. Aber unser braver Römer ist ausgebrochen. Umgekehrt. Er hat es gewagt. Zur Krippe kommen, zu Jesus, braucht das. Im Hamsterrad kann der Mensch nur rennen, nicht lieben. Jesusglaube geht nicht ohne Umkehr, Ausbruch und Wagnis. Der Mann in römischer Uniform spitzt Herz und Ohren. Er lauscht. Die Hirten berichten mit leuchtenden Augen. (Hirten stellen sich auf)Was sehen wir an den Hirten? Wen sehen wir? Sie führen uns das raue Leben und die Fürsorge vor Augen. Rau, weil sie Tag und Nacht wachen und behüten, ihr Leben einsetzen müssen. Fürsorge, weil sie Verantwortung für jedes Schaf haben. Die Hirten stehen für alle, die in ähnlicher Lage sind: Unternehmer, Politiker, Verantwortungsträger. Es geht rau zu im Lebenskampf. Hirten, da sehen wir Mütter und Väter, manchmal allein erziehend. Wer würde sich zu den Hirten stellen, sagen: das ist meine Position? Im Hüten und Erziehen, in der Fürsorge und Verantwortung, ist es manchmal wie auf den Feldern Bethlehems. Man sitzt auf dunkler Flur und wünscht sich einen Stern, ein Zeichen, Wunder – einen Sinn, Liebe. Dass Gott eingreift. So, wie die Hirten von den Engeln erzählen: Wir saßen im Dunkel und es wurde Licht. Hörten mit Engelszungen: der Retter ist da, das Wunder. Lauft hin, dort ist Liebe und Sinn. Erfüllt von der Botschaft – verkünden sie die Botschaft. Was sie gehört und gesehen haben: „Euch ist heute der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr.“ Jetzt betreten die Könige den Stall. (Könige stellen sich auf)An ihnen sehen wir Suchen. Lange Wege. Suchen. Sie haben nur gehört, dass da ein Retter kommen soll. Und suchen. Menschen suchen nach Gott. Da muss es doch mehr geben, als geboren werden, leben, Schicksal, sterben. Ist da ein Gott unterm kalten Sternenzelt? Kennen wir solche Zeitgenossen? Zählen wir uns selber dazu? Heute, am Heiligen Abend, erhalten die Gottsucher eine Verheißung: Suchet, und ihr werdet finden. Ihr werdet Jesus finden. Ihre königlichen Geschenke – Gold, Weihrauch und Myrrhe – stehen für unser Herz, unser Leben, das wir Jesus schenken … ( Der Blinde stellt sich auf)Der Blinde hat kein Augenlicht, aber sein Herz ist voll: neben seinem Leidensdruck, der unbändige Wunsch nach Licht. Nicht mehr im Dunkel sein. Wer so einen Wunsch in sich trägt, der sollte seinen Platz neben ihm suchen. Jesus rettet aus Finsternis und Blindheit, wie es in Psalm 146,8 angekündigt wird: „Der Herr macht die Blinden sehend.“ (Maria und Joseph kommen)Zwischen den Gästen die Hauptpersonen dieser Nacht, Maria und Joseph. Joseph, der nicht recht weiß, was hier passiert. Sein Kind ist es definitiv nicht. Ein Engel sagte, es wäre von Gott. Und befahl ihm, Maria und das Kind zu schützen, zu sorgen. Das war´s. Wer erlebt, dass Gott Dinge tut, die ihm etwas zu hoch sind, kann sich getrost neben Joseph positionieren, da steht er goldrichtig. Und Maria: Sie hat empfangen. Über Bitten und Verstehn. Gott hat um ihre Hand angehalten, durch den Engel Gabriel. Und ihre schlichte, machtvolle Hingabe: Ja, ich gehöre Gott. So trägt Maria Christus aus, den Retter, in die Welt. Bist du schon jemand, der sein Leben Gott geweiht hat? Der Jesus als seinen Retter in sein Herz aufgenommen hat? Bist du ein Menschenkind, durch welches Jesus in die Welt anderer kommt? Wenn du von dir sagst: Ich bin eine Dienerin, ein Diener Jesu, dann ist neben Maria dein Platz. Zuletzt das Geburtstagskind. Dazu brauchen wir die Krippe. Da Gott für seine Pläne nicht nur den Kaiser Augustus gebraucht, sondern ziemlich viele, die nicht an ihn glauben, geschweige denn ihn kennen, bekommt jetzt der Centurio seinen Auftritt. Er kann diesen Sehnsuchtsort, den wir Krippe nennen, aufstellen. (Hauptmann stellt Krippe in die Mitte)Auch er kann sich entscheiden: Ist er ein wenig neugierig, kann er sich mit an die Krippe stellen. Hat er nur sich, Geld, Gehorsam und die anderen Bretter, mit denen wir vernagelt rumlaufen, im Sinn, kehrt er der Krippe den Rücken zu. Was meinst du, Centurio? – Nun hat es an der Krippe keinen Pfarrer gegeben. Da ich aber hier rede und verkündige, übernehme ich die Rolle des Engels. Dazu passt kein schwarz. Deshalb, bevor ich euch Christus verkündige, kleide ich mich in weiß. (Alba überziehen)Und lege – als Zeichen des Auftrages und Amtes – die Stola um. (Ich nehme eine große Kerze und entzünde sie)Und nun zu euch, die ihr auf dieser friedlosen, dunklen Erde seid, auf dem Feld eures Lebens: „Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden. Die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen und die Klarheit des Herrn umleuchtete sie und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“ Jesus ist auch dein Herr. Er wurde für dich geboren. Er hat für dich hier auf Erden gelebt und gelitten. Am Kreuz opferte er sein Leben für dich, bezahlte im Himmel damit alle Sünden. Auch deine. Am dritten Tag stand er von den Toten auf und lebt ewig. Er hat ewiges Leben, Anfang und Ende, Sinn und Zuhause in seiner Macht. Für dich. Er will, dass kein Mensch umkommt in Sünde, Tod und Verdammnis. Jeder soll gerettet werden. Ins Licht, ins ewige Leben. Gottes Herrlichkeit ist das Ziel der Lebensreise. Nur allein Jesus kann es dir schenken: So du willst. Und dich und dein Leben ihm anvertraust. Wer sein Leben Jesus anvertrauen will, darf an die Krippe treten. Auch für dich ist der Heiland geboren. Amen.