JONA – Wirkung des Ausgespuckten

JONA – Wirkung des Ausgespuckten

Hallo,

heute sind wir schon bei Teil drei unserer Themenreihe über den Propheten Jona. Und vielleicht sagst du ja: „Ach, die Geschichte von Jona kenne ich schon in- und auswendig.“ Dann möchte ich dich trotzdem ermutigen, wenn du die letzten Male nicht dabei sein konntest, noch mal in die vergangenen beiden Lichtblick-Gottesdienste reinzuhören. Denn ich glaube, dass wir gerade weil wir die Geschichte so gut zu kennen glauben, manche Dinge einfach übersehen, die sie uns sagen will.

Vielleicht sagst du aber auch: „Jona, wer soll das denn sein? Kenn ich nicht.“ Dann macht das gar nichts. Ich fasse die Geschichte noch mal kurz zusammen, damit du weißt, worum es eigentlich geht:

Jona ist ein Mann aus dem Volk Israel, der von Gott den Auftrag bekommt, zu den schlimmsten Feinden des Landes, nämlich den Assyrern, zu reisen. Und in der Hauptstadt Ninive soll er sagen, dass Gott der Grausamkeit der Assyrer nicht länger zuschauen wird. Jona aber beschließt genau in die entgegengesetzte Richtung zu fliehen. Dazu schifft er sich Richtung Spanien ein. Auf dem Weg dahin lässt Gott einen Sturm aufkommen, so dass das Schiff fast untergeht. Als die Seeleute mitbekommen, dass Jona der Grund für das Unwetter ist, schlägt Jona vor, dass man ihn über Bord werfen soll. Und nach einigem Zögern willigen die Seeleute ein. Jona landet im Wasser. Der Sturm legt sich. Gott schickt einen großen Fisch, der Jona lebendig verschluckt. Nachdem Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Tieres verbringt und Gott darin für seine Rettung dankt, wird er wieder an Land gespuckt. Und hier beginnt das dritte Kapitel.

1 Und es geschah das Wort des Herrn zum zweiten Mal zu Jona: 2 Mach dich auf, geh in die große Stadt Ninive und predige ihr, was ich dir sage! 3 Da machte sich Jona auf und ging hin nach Ninive, wie der Herr gesagt hatte. Ninive aber war eine große Stadt vor Gott, drei Tagereisen groß.
(Jona 3,1-3; LUT)

Eigentlich hätte die Geschichte von Jonas Wirken auch mit diesem Kapitel beginnen können. Wenn da nicht stehen würde, dass Gott „zum zweiten Mal“ zu Jona spricht, hätten wir keinen Grund anzunehmen, dass vorher irgendwas Wichtiges passiert wäre. Aber natürlich ist das, was vorher passiert ist, ganz entscheidend für diese Geschichte. Wir wissen, dass es überhaupt nicht selbstverständlich ist, dass Jona sich nach Ninive aufmacht. Wir wissen, dass es sehr viel „Überzeugungsarbeit“ gebraucht hat, damit er diesen Weg einschlägt. Und zwar einen gewaltigen Weg.

In meiner Vorstellung war das ja immer so, dass der Fisch Jona direkt vor den Toren Ninives ausgespuckt hat. Also, der musste vom Strand nur schnell duschen gehen und dann in die Stadt reinlaufen und loslegen. Als ich mir die Lage von Ninive aber mal auf der Karte angeschaut habe, ist mir aufgefallen: Nininve liegt gar nicht an der Küste. Und zwar überhaupt nicht. Da ist in einem Umkreis von 500 Kilometern nichts, was man im entferntesten als Meer bezeichnen könnte. Ok, es könnte sein, dass der Fisch vom Mittelmeer einmal ganz nach Westen, an der Meerenge von Gibraltar vorbei, Richtung Süden, einmal um den ganzen afrikanischen Kontinent, vom Atlantischen Ozean in den Indischen, an der arabischen Halbinsel vorbei, und dann noch 1000km den Tigris stromaufwärts geschwommen ist, um Jona dann drei Kilometer vor den Toren Ninives auszuspucken. Aber ich habe so meine Zweifel, dass der Fisch das in drei Tagen geschafft hat.

Ich glaube, dass Jona ziemlich lange nach Ninive unterwegs war. Von der Mittelmeerküste nach Ninive grob 750 km, also mindestens dreißig sportliche Tagesreisen. Und das, obwohl er da eigentlich gar nicht hinwill. Ich kann mir gut vorstellen, wie Jonas Dankbarkeit für seine spektakuläre Rettung auf See in diesem Monat doch wieder immer mehr dem Unmut gewichen ist. Gott hat ihm ja eigentlich keine Wahl gelassen, oder? Seine Entscheidung, diesen Auftrag abzulehnen, wurde ja eindrücklich unterbunden. Und jetzt soll er sich voller Begeisterung für den Trip nach Ninive entscheiden? Wie soll das denn gehen? Man kann sich doch nicht enthusiastisch für Gottes Plan entscheiden, wenn man gar nicht wirklich die Möglichkeit hat, sich auch dagegen entscheiden zu können.

Ich möchte diese Problematik in dieser Geschichte nicht einfach so ignorieren. Denn sie skizziert die Grundlinien eines Gottesbildes, das sehr leicht überzeichnet werden kann. Und wenn wir nicht aufpassen, haben wir am Ende das Bild eines tyrannischen Gottes, der die Wünsche und Entscheidungen des Menschen komplett ignoriert und seinen Stiefel durchzieht. An dieser Stelle können wir diesem Aspekt aber auch nicht gänzlich die Zähne ziehen: Gott ist souverän. Er hält an seinem Plan fest. Und wenn er jemanden zu einer Aufgabe beruft, dann revidiert er diesen Auftrag nicht einfach, nur weil diese Person darauf gerade kein Bock hat.

Ich habe eine zweijährige Tochter. Momentan gehen ihre Vorstellungen und meine über ihren Entscheidungsspielraum zeitweise etwas auseinander. Zum Beispiel beim Thema Zähne putzen. Nun bin ich nicht Gott, der die Möglichkeit hätte, aus der Badewanne einen Fisch herbeizurufen, der sie verschluckt, bis sie doch Bereitschaft signalisiert, sich die Zähne putzen zu lassen. Aber ganz ehrlich: der Gedanke war da. Kurzum: Es gibt Situationen, in denen ich sehr bewusst eine Entscheidung für meine Tochter treffe. Und oft habe ich auch die Verantwortung, die Befugnis und die Möglichkeiten, diese dann auch durchzusetzen. Bedeutet das, dass ich meine Tochter tyrannisiere und ihr keine Entscheidungsmöglichkeiten gebe? Nein. Es ist aber ein Aspekt meiner Vaterschaft, dass ich das manchmal tue. Auch gegen ihren Willen. Aber im Grunde doch in ihrem Interesse. Vielleicht hinkt der Vergleich und „Zähne putzen“ hat mit „Ninive Gottes Gericht ankündigen“ lediglich gemeinsam, dass man für beides den Mund aufmachen muss. Aber vielleicht ist es zumindest ein Gedankenansatz, diesen Aspekt von Gottes Unnachgiebigkeit hier zu verstehen.

Jona kommt auf jeden Fall jetzt in Ninive an. Und der Text betont noch mal, dass Ninive eine wirklich große Stadt ist. Die Zürcher Bibelübersetzung wählt sogar die Worte „Ninive aber war selbst für einen Gott eine große Stadt.“ Man brauchte drei Tage um sie zu durchqueren.

4 Und als Jona anfing, in die Stadt hineinzugehen, und eine Tagereise weit gekommen war, predigte er und sprach: Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen.
(Jona 3,4; LUT)

Jona geht also in die Stadt rein und fängt an zu sprechen. Und das, was er zu sagen hat, ist… nicht viel. Keine 10 Worte. Eine 5-Sekunden-Predigt. Und der Inhalt: „In 40 Tagen geht eure Stadt unter“ Kein Aufruf, dass die Bewohner ihr Leben ändern sollten. Keine Aufzählung der zahlreichen Gräueltaten, die zu diesem Urteil Gottes geführt hätten. Und schon gar nicht wird irgendeine Chance in Aussicht gestellt, dass dieses Urteil irgendwie abgewendet werden könnte.

Man muss sich die Frage stellen: Was soll denn das? Was soll denn ein Bürger dieser Stadt mit dieser Predigt anfangen? Die logischste Reaktion wäre, Jona einfach als Spinner abzutun. Oder ihn direkt aus der Stadt zu prügeln. Und selbst wenn jemand der Botschaft Glauben schenken würde: Es gibt doch gar keinen konstruktiven Ansatz, darauf zu reagieren. Sie ist doch pure Panikmache. Ich weiß nicht, wie du darauf reagiert hast, wenn in den letzten Jahren immer mal wieder Menschen behauptet haben, dass an diesem oder jenem Datum die Welt untergehen würde. So was nimmt man doch nicht ernst.

Das, was Jona hier vom Stapel lässt, ist womöglich die schlechteste Predigt, die jemals jemand gehalten hat. Einzig guter Punkt: Sie war kurz. Es steht nicht explizit da. Aber ich kann den Worten Jonas schon fast die Überdrüssigkeit des Predigers abspüren. Jona rotzt die Worte einfach nur so hin. Er hat überhaupt kein Bock auf diesen Sch***job. Hauptsache, die Botschaft ist überbracht. Der Auftrag ist erfüllt. Koffer packen. Stadt verlassen. Feierabend.

Doch dann passiert das Unfassbare:

5 Da glaubten die Leute von Ninive an Gott und riefen ein Fasten aus und zogen alle, Groß und Klein, den Sack zur Buße an.
(Jona 3,5; LUT)

Jeder engagierte Prediger steht beim Lesen dieser Geschichte mit offenem Mund da. Wie kann das sein? Man selbst redet sich vielleicht Woche für Woche den Mund fusselig, ohne dass auch nur eine Person anfängt, sich für Gott zu interessieren. Und da tritt einer auf mit dem Enthusiasmus einer faulenden Birne und die Leute sind wie vom Donner gerührt. Die fangen an, an Gott zu glauben. AN Gott. So, wie es hier in den Urtexten formuliert ist, meint das mehr als ein „für wahr Halten einer göttlichen Existenz“. Die fangen wirklich an, diesen Gott und das, was er sagt, ernst zu nehmen. Und sie fangen an zu fasten. Und zwar alle. Groß und Klein. Und selbst damit nicht genug. Sie legen auch äußerlich allen Glanz ab und ziehen sich Säcke zum Zeichen ihrer Reue an. Es ist nicht zu fassen, was hier passiert.

Wie kann man das erklären? In einigen Bibel-Kommentaren wird darauf hingewiesen, dass eine der bedeutendsten Gottheiten der Assyrer die Gestalt eines riesigen Fisches hatte. Wenn also Jona hier auftritt, der drei Tage und drei Nächte in einem riesigen Fisch verbracht hat, dann hat das sicherlich Eindruck auf die Leute gemacht. Aber selbst damit ist diese krasse Kehrtwende der gesamten Bevölkerung doch nicht zu erklären.

Nun sind wir in unserer Gesellschaft sehr erfolgsorientiert. Wir legen an alles menschliche Handeln einen Maßstab an und bewerten dann anhand dessen die Wirksamkeit. Wenn wir also hier den Maßstab anlegen, wie viele Menschen sich aufgrund einer Predigt Gott zuwenden, dann wirkt Jona auf uns in diesem Moment unglaublich erfolgreich. Und wir fragen uns: Wie hat er das geschafft? Was hat er richtig gemacht? Wie kann das auch bei uns und unserem Umfeld funktionieren? Und es ist in diesem Fall schon fast komisch so zu denken. Denn in der bisherigen Geschichte hat sich Jona ja nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Und jetzt soll uns ausgerechnet seine Geschichte irgendwie Anhaltspunkte geben, wie man Menschen wirkungsvoll mit Gottes Botschaft erreicht?

Ok, versuchen wir’s. Seine innere Einstellung kann es schon mal nicht sein. Seine Rhetorik auch nicht. Ja, wie wir das letzte Mal gesehen haben, nicht mal seine Theologie. Es gibt hier lediglich eins, was seiner Botschaft diese Wirkung verliehen hat. Und zwar, dass es gar nicht seine Botschaft war. Jona hat sich widerwillig und leidenschaftslos dazu bewegen lassen, die Botschaft auszuspucken, die Gott ihm aufgetragen hat. Und man, wie hat das reingehauen. Jesaja schreibt an anderer Stelle:

11 Genauso ist es mit dem Wort, das ich spreche: Es kehrt nicht unverrichteter Dinge zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und führt aus, was ich ihm auftrage.
(Jes.55,11; GNB)

Die Botschaft Gottes hat eine lebensverändernde Wirkung. Selbst die Härte der Botschaft und die Schwäche Jonas kann diese Wirkung nicht mindern. Gottes Wort verändert Leben. Es muss nur ausgespuckt werden.

Was bedeutet das für uns? Zunächst mal haben auch wir eine Botschaft von Gott für diese Welt. Und unsere zentrale Botschaft ist nicht ein drohendes Weltuntergangszenario. Das kommt erst später. Unsere Botschaft ist erst mal, dass Jesus gekommen ist, um Verlorene zu suchen und zu retten (Lk.19,10). Was für eine wunderbare Botschaft. Und wenn du das bisher noch nicht gehört haben solltest, und dich gerade sehr verloren fühlst, dann darf ich dir sagen: Diese Botschaft gilt auch dir.

Zum Anderen bedeutet es aber leider nicht, dass die Menschen in unserem Umfeld zwangsläufig so aufgeschlossen auf diese Botschaft reagieren, wie die Leute von Ninive. Das hat auch gar nicht unbedingt was mit uns zu tun. Dass Menschen diese Botschaft ablehnen, das haben Jesus, Paulus, alle Apostel und zahllose Pastoren, Evangelisten, Prediger, Jesusnachfolger durch die Kirchengeschichte hindurch erfahren müssen.

Und ich glaube, es hängt auch mit dieser Erfahrung zusammen, dass wir an manchen Stellen sehr zögerlich geworden sind, diese Botschaft weiterzutragen. Entweder wir haben Gegenwind erfahren oder Gleichgültigkeit. Und weil wir mit dieser Botschaft so wenig „Erfolg“ gesehen haben, haben wir es vielleicht ganz aufgegeben. Oder wir haben uns so sehr unter Druck gesetzt, dass wir diese Botschaft doch auch möglichst ansprechend transportieren  und sozi-gruppenorientiert verpacken müssen, bis wir uns am Ende mehr Gedanken über den Rahmen als über die Botschaft gemacht haben.

Und ich spreche da auch zu mir selbst. Aber auch zu uns als Gemeinde. Ja, es ist etwas wunderbares, wenn wir mit allen Gaben, die wir haben, aller Kreativität und aller Vielfalt, mit guten Konzepten und viel Feingefühl die Botschaft von Jesus leidenschaftlich an den Mann (und die Frau) bringen. Dazu hat Gott uns geschaffen.

Aber ich kenne auch diesen Druck, es besonders gut machen zu wollen, so dass wir mit der Botschaft auch wirklich Erfolg haben. Ich kenne auch die Resignation, wenn dieser Erfolg ausbleibt. Und ich kenne die Leere, wenn die Botschaft vor lauter Form verloren geht.

Jonas Beispiel zeigt uns auf skurrile Weise, wie anders Gott manchmal wirkt. Er hat sich mit Jona einen Propheten für diese Erfolgsstory ausgesucht, der uns weder durch seine innere Einstellung, sein äußeres Auftreten, seinen Charakter oder seine Fähigkeiten unter geistlichen Druck setzen würde. Gottes Wort ist die Kraft in dieser Geschichte. Sie allein. Der Ausgespuckte hat’s lediglich ausgespuckt. Vielleicht nehmen wir uns das als „Erfolgsrezept“ mit, was auch später Paulus in seinem Brief an die Römer schreibt:

16 Zur Guten Nachricht bekenne ich mich offen und ohne Scheu. In ihr ist die Kraft Gottes am Werk und rettet alle, die der Botschaft glauben und sie im Vertrauen annehmen.
(Röm.1,16a; GNB)

Ja, das wäre ein gutes Schlusswort. Aber das Kapitel geht noch ein bisschen weiter. Und wenn ihr noch könnt, würde ich nochmal zurück zur Geschichte gehen:

6 Und als das vor den König von Ninive kam, stand er auf von seinem Thron und legte seinen Purpur ab und hüllte sich in den Sack und setzte sich in die Asche 7 und ließ ausrufen und sagen in Ninive als Befehl des Königs und seiner Gewaltigen: Es sollen weder Mensch noch Vieh, weder Rinder noch Schafe etwas zu sich nehmen, und man soll sie nicht weiden noch Wasser trinken lassen; 8 und sie sollen sich in den Sack hüllen, Menschen und Vieh, und heftig zu Gott rufen. Und ein jeder kehre um von seinem bösen Wege und vom Frevel seiner Hände! 9 Wer weiß, ob Gott nicht umkehrt und es ihn reut und er sich abwendet von seinem grimmigen Zorn, dass wir nicht verderben.
(Jona 3,6-9; LUT)

Ich möchte gar nicht im Detail darauf eingehen, was hier alles passiert. Es ist bemerkenswert, wie hier der König und die Minister auf die Situation reagieren. Eine Regierung, die sich mit allen Einwohnern unter die eigenen Anweisungen stellt und Buße tut. Das ist beeindruckend. Natürlich frage ich mich, wie das gegangen sein soll, selbst die Tiere nicht zu füttern und zu tränken. Aber sei’s drum. Fünf Verse wird hier ausführlich beschrieben, wie sich eine komplette Weltmetropole von allem Schlechten abwendet, tiefe Reue über das eigene Verhalten zeigt und sich Gott zuwendet.

Ich möchte mit uns vor allem den letzten Vers beleuchten. Nach allen Aufrufen zur Reue und zum Ausdruck der selbigen, schließt der König mit der einzigen Hoffnung, die er noch sieht. Jona hat das in seiner Predigt nicht in Aussicht gestellt: Aber allein der Hauch der Möglichkeit, dass Gott vielleicht doch gnädig sein könnte, das angedrohte Unheil nicht eintreten zu lassen und sie zu verschonen, ist der einzige Beweggrund für die ganze Aktion. Kein Plan B. Nur Gottes Gnade. Ich glaube, diese Haltung würde auch uns und unserem Land gut zu Gesicht stehen.

Aber als ob die Umkehr dieser Megastadt noch nicht Wunder genug wäre, schließt das Kapitel mit der wohl gewaltigsten Auswirkung dessen, was Jonas Auftrag und seine Predigt angeht:

10 Als aber Gott ihr Tun sah, wie sie umkehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn das Übel, das er ihnen angekündigt hatte, und tat’s nicht.
(Jona 3,10; LUT)

Der Gott, der an seinem Plan mit Jona so konsequent festgehalten hat, der ihn scheinbar unnachgiebig zu einem Auftrag getrieben hat, den Jona letztlich nur widerwillig erfüllt hat, der Gott von dem es heißt, dass ihn nichts gereuen kann (1.Sam.15,29), der bereut das angekündigte Übel und tut es nicht.

Vielleicht nehmen wir diesen Vers wie selbstverständlich hin, weil Gott in unserem Verständnis ja von seinem Wesen her gnädig sein muss. Wie passt das dann aber mit seiner Souveränität zusammen? Hat er nicht in der Geschichte mit Jona bisher eindrücklich gezeigt, dass das, was er sich vornimmt, auch zu Ende führt und ihn nichts davon abbringen kann? Ist das nicht auch ein Aspekt, den wir in unseren Lobpreisliedern noch heute besingen? Muss Gott nicht auch ein unbestechlicher Richter sein? Die Grausamkeit dieses Volkes, das für mehrere Genozide verantwortlich ist, das seine Feinde bei lebendigem Leibe hat häuten lassen, das mehr Kriegsverbrechen begangen hat, als man zählen kann… all das wird nicht geahndet, nur weil es ihnen leid tut?

Ich denke, wir stehen in der Gefahr, die Gnade Gottes als allzu selbstverständlich zu nehmen. Dass die Reue der Leute von Ninive ausreicht, um Gott von seinem angekündigten Urteil abzubringen, ist keine Lappalie, die wir wie selbstverständlich mit Gottes gnädigem Charakter erklären könnten. Nein, dieser Umstand ist skandalös. Und befreiend zugleich. Da kann man nur staunend oder verständnislos mit dem Kopf schütteln.

Das soll mal einer verstehen. Wenn es dir schwer fällt, das zu begreifen, darf ich dir sagen: Da bist du in guter Gesellschaft. Denn das ging Jona ganz genauso. Aber dazu mehr beim nächsten Mal im letzten Kapitel von Jona.

Amen.

Wenn du die Gedanken aus der Predigt in deinem Hauskreis oder deiner Kleingruppe vertiefen willst, findest du hier das passende Material.

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