Konfirmation

Konfirmation

Sprüche 3, 1 – 8 
Konfirmation – Oßling, am 09. Juni 2019

Vom Segen der Gottesfurcht und Weisheit

1 Mein Sohn, vergiss meine Weisung nicht, und dein Herz behalte meine Gebote, 
2 denn sie werden dir langes Leben bringen und gute Jahre und Frieden; 
3 Gnade und Treue sollen dich nicht verlassen. Hänge meine Gebote an deinen Hals und schreibe sie auf  die Tafel deines Herzens, 
4 so wirst du Freundlichkeit und Klugheit erlangen, die Gott und den Menschen gefallen. 
5 Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, 
6 sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen. 
7 Dünke dich nicht, weise zu sein, sondern fürchte den HERRN und weiche vom Bösen. 
8 Das wird deinem Leibe heilsam sein und deine Gebeine erquicken. 

Liebe Konfirmanden! Liebe Eltern und Paten, liebe Gemeinde! Dieses Wort klingelt in meinen Ohren. Bedeutet es: Wer an Gott glauben will, muss seinen Verstand an der Garderobe abgeben? Hier steht´s, im Vers. 5: „Glaube an Gott und verlass dich nicht auf deinen Verstand.“ Verlass dich nicht auf deinen Verstand. Das klingt herausfordernd. Es sind ja nicht Worte eines Spinners oder Betrunkenen. Die Bibel redet hier. Und dieses Buch hat Autorität. Zig Generationen vor uns haben nach den Werten und Normen der Bibel ihr Miteinander gestaltet. Auch unsere Gesetzgebung hat sich an ihr z. T. ausgerichtet. Die meisten Menschen in unserm Land, ob Christen oder nicht, sind der Auffassung, dass die Bibel ein ernstzunehmendes Buch ist. Deshalb kann ich bei diesem Wort nicht einfach abwinken und meinen: ja, ja, red` du nur. – Wir haben hier vor uns den typischen Klopfeffekt der Bibel. Sie klopft bei Menschen an. Sie klopft das Leben ab. Manchmal ist es ein leises, zartes Geräusch. Hier nicht. Ich höre in dem Wort: „Verlass dich nicht auf deinen Verstand“, etwas so Provozierendes, dass ich aus meinem Schneckenhaus herausschaue, und verblüfft frage: Wie bitte? Mir hat dieser Bibeltext ein Gespräch aufgenötigt. Und jeder unter uns, der auch gefragt hat – wie bitte? Verstand abschalten? – hat auch diese Herausforderung verstanden und ist mittendrin in einer Auseinandersetzung, mit dem Anspruch dieses Bibelwortes. – Ein Stück bin ich diesem Wort auf die Spur gekommen, als ich mich gefragt habt: wer spricht zu wem? In welcher Situation werden diese Worte geredet? Es ist – so wurde mir klar – ein Gespräch zwischen Tür und Angel. Vielleicht, wie heutzutage, an der Haustür, Autotür und am Bahnsteig, eine noch offene Zugtüre. Loslassen, Abschied prägen den Charakter dieser liebevollen Ermahnungen. Ja, sie sind so persönlich, dass nur der Schluss bleibt: Mutter und Vater umarmen ihr Kind und flüstern in drei, vier Sätzen nochmals das Wichtigste ins Ohr. Liebende Eltern zittern hier um ihr Kind, das in die Welt, richtiger, in die Fremde geht. Dem Kind ist das Herz leicht, den Eltern ist es schwer. Doch Loslassen, Stück für Stück in die Eigenverantwortung entlassen, fordert das Leben. Wahre Liebe kann loslassen.An dieser Stelle sehen wir, dass dieser 3000 Jahre alte, bewährte Text eure innere Situation, liebe Konfirmanden und eure, liebe Eltern, widerspiegelt und zur Sprache bringt. Dieser Tag erinnert uns an gerade stattfindende Veränderungen in unserer Familie. Unser Kind ist noch da und doch schon unterwegs. Diesen Umbruch in der Eltern-Kind-Beziehung erleben wir oft als Entscheidungsnot: Was kann ich meinem Kind erlauben, was nicht? Ihr Lieben! Sicher spürt ihr, dass wir in einem angeregten Gespräch mit unserem Predigtwort sind. Erst war dieses provozierende Anklopfen. Und nun erkennen wir in unserem Gesprächspartner mehr und mehr stolze, liebende, sich Sorgen machende Eltern, wie wir. Ich höre, was diese ihren Kindern von Herzen wünschen. Da steht: Ich wünsche dir ein langes Leben, gute segensreiche Jahre, inneren und äußeren Frieden, Gnade bei Gott, treue Menschen um dich, ein Herz voller Freundlichkeit, liebevolle Mitmenschen, Klugheit und Lebensweisheit. Ja, Gesundheit und vollkommenes Wohlergehen. – Besser kann ich es auch nicht ausdrücken. Genau das wünsche ich meinem Kind, wenn es sein eignes Leben aufbaut. Aber das sind Blütenträume. Die Realität, im rauhen Wind des Alltags, sieht anders aus. Kein einziges Menschenleben verläuft wie eine gerade Spur. Nein, da gibt es Höhen und Tiefen. Wünsche erfüllen sich nicht einfach, weil man es wünscht. Wünsche sind vergleichbar mit Zielen. Der Weg dorthin will gegangen sein. Leben will er-rungen sein. Was wünschen wir, wie sollen sie Leben erringen? Einen guten Schulabschluss etwa, einen guten Beruf, Freunde, gutes Geld verdienen, eine eigne Familie aufbauen u. a. m. – hinter diesen guten Wünschen steht nur ein Wunsch: Liebende Eltern wünschen ihrem Kind: Werde glücklich! Nun kommen wir zum Punkt: Unser Gesprächspartner „Wort Gottes“ ist der Auffassung: zum Glücklichwerden gibt es nur einen einzigen Weg, der heißt: Vertrauen. Vertrauen ist Beziehungssache. Beziehung hat man oder auch nicht. Beides hat Folgen. Der erste Satz unseres Textes wird missverstanden, wenn man meint,  der Sohn bekommt noch schnell eine Vorschriftenliste mit, wenn es heißt: „Mein Sohn, vergiss meine Weisung nicht, und dein Herz behalte meine Gebote …“Es heißt vielmehr: Lebe so, dass man zu dir Vertrauen entwickeln kann. Hier wird der Zusammenhang von Geboten und Vertrauen mehr als deutlich. Gebote sind nicht Moralregeln eines Gottes, der die Menschen rumkommandieren will. Nein. Sie sind schlicht und einfach das Fundament des Vertrauens: Ehre die alten Eltern, lebe nicht auf Kosten anderer, brich nicht die Ehe, lüge nicht, stiehl nicht, sei nicht neidisch – wer sich darum müht, ist ein Mensch des Vertrauens. Er wird glücklich werden in vertrauensvollen Beziehungen, die er so bekommt. Behalte meine Gebote – flüstert die Mutter ihrer Tochter ins Ohr – sie werden dir ein langes Leben, glückliche Jahre, inneren und äußeren Frieden bringen, Gnade und Treue. Kurz: Lebe so, daß man dir vertrauen kann!Das meine ich mit dem Wort: Leben will errungen sein – Vertrauen will errungen sein. Leben ist Vertrauen. Nicht nur in der Familie ist Vertrauen das Lebenselixier, sondern es ist im Alltag not-wendig, in der Schule, der Arbeitswelt, in meinem Umfeld. Ohne ein gewisses Maß an Vertrauen geht nichts. – Unser Zeichen, das Kreuz, erinnert uns, dass es zwei Vertrauensfelder gibt, wo sich  Leben entfaltet und erfüllt: Zwischen Menschen, die sich vertrauen und im Gottvertrauen. Der Querbalken mahnt: Ringe um ein vertrauensvolles Miteinander. Der Längsbalken spricht: Vertraue Jesus Christus, deinem Retter. – Und jetzt komme ich nochmals auf den Verstand zurück. Es heißt nicht: Gebrauche ihn nicht, sondern: Gebrauche ihn nicht an der falschen Stelle. Der Verstand kann nämlich das Vertrauen nicht ersetzen. Mal sagt uns der Verstand das richtige, mal das falsche. Er hat es schwer, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Er wird von unseren Wünschen und Gefühlen gelenkt. Derselbe Verstand, der einen Impfstoff zum Segen entwickelt, bringt auch eine biologische Waffe zum Fluch hervor. Dort, wo uns unser Verstand auffordert, gegen Gottes Gebot zu handeln, sollen wir uns nicht auf ihn verlassen. Deshalb die Aufforderung: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an Gott in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“ Mit dem Verstand sollen wir das „Wie?“ unseres Lebens beantworten.Das „Warum?“ und „Wohin?“ unseres Lebens, unser Sinn, Gottes Plan aber wird uns gezeigt, wenn wir Vertrauen üben und erlernen. Vertrauen zu Jesus Christus und Menschen.Und wenn wir einmal nicht weiterwissen und unser Leben an eine Gabelung gekommen ist, sollen wir einfach fragen: Durch welchen Weg wird Vertrauen zerstört, durch welchen gebaut. -Ihr Lieben! Wenn ich uns am Schluss dieses Wort lese, will es uns nur zu einem ermutigen:Vertrauen wagen: Vergiss nicht, was ich dir beigebracht habe; behalte meine Anweisungen im Gedächtnis! Dadurch sicherst dir du ein langes, erfülltes Leben. An Liebe und Treue zu andern soll es bei dir niemals fehlen. Schmücke dich damit wie mit einer Halskette! So findest du Beifall und Anerkennung bei Gott und den Menschen. Verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern setze dein Vertrauen ungeteilt auf den Herrn! Denk an ihn bei allem, was du tust; er wird dir den richtigen Weg zeigen.“ Vertrauen wagen, damit wir leben können. Amen.

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