Konfirmationsgottesdienst in Oßling

Konfirmationsgottesdienst in Oßling

Psalm 23                                                                       Pfingstsonntag/Konfirmation – Oßling, am 04.06.2017

Liebe Konfirmanden! Liebe Eltern, Großeltern und Paten! Liebe Gemeinde! In unseren Herzen schwingen heute Freude, Wehmut und viele gute Wünsche für unsere Kinder. Viel Glück wünschen wir euch und alles Gute. In kleinen Münzen ausgedrückt meint das: einen guten Schulabschluss, gute Kameraden und Freunde, eine solide Berufsausbildung, einen ordentlichen Verdienst. In 10 oder 15 Jahren dann Haus und Familie, zwei, drei gesunde Kinder, das wäre wunderbar. Hinter unseren Erwartungen und Wünschen verbergen sich zwei Beweggründe: Liebe und Sorge. Ihr, als Eltern, werdet heute erinnert – bald gehen unsere Kinder eigene Wege. Das ist auch gut und richtig so. Es ist der Lauf des Lebens. Die Liebe zu meinem Kind möchte, dass alles gut, sehr gut wird. Ein Teil dieser Liebe ist auch Sorge – das Wissen, es läuft nicht alles glatt. Das Beste wäre es, wenn ihr Lebenslauf so verliefe wie in diesem Bibelwort: „Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.“ Bilder eines behüteten Weges, eines erfüllten Lebens. Tief im Herzen wissen wir auch und haben es längst selbst erfahren: gelingendes Leben hängt nicht allein davon ab, dass äußerlich alles klappt mit Schule und Beruf. Die guten Wünsche für die, die wir lieben, sind tiefgehender. Sie sollen nicht nur Glück haben, sondern glücklich werden. Ja, und andere glücklich machen. Zu Menschen sollen sie reifen, die lieben und geliebt werden. Die nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich den rechten Weg finden. Es sind Wünsche liebender, sorgender Eltern für die Seelen ihrer Lieblinge. Mögen sie aufrichtig und treu sein, ernsthaft und doch getragen von Leichtigkeit mit einem heiteren Sinn. Sie sollen weinen und lachen können, trösten und getröstet werden, verstehen und verstanden werden. Und sich selbst annehmen, so, wie sie sind. Auch diese guten Wünsche berührt unser Bibelwort. Es spricht vom Reifen und Ringen der Menschenseele: „Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.“ – Wenn ihr bei diesen Worten ein wenig nachdenklich werdet, hat das seinen Grund. Es ist der leise Gedanke: Zu glatt, Herr Pfarrer, zu salbungsvoll. Unser Leben sieht doch wahrlich etwas anders aus. Die Realität ist härter. Das ist richtig. Wir haben doch so oft mit Nöten und Ängsten zu tun, Sorgen und Geldsorgen inmitten von Über-fluss. Im Alltag gibt es Druck und Konkurrenzdenken. Da ist so viel Kälte und seelische Armut. Unsere guten Wünsche und Träume in allen Ehren. Jetzt messen wir einmal dieses Bibelwort mit unserm Leben. Wir legen unsere Lebenserfahrung und –sicht der Dinge neben den Psalm 23. Wie viele Menschen in unserem Land, Hand aufs Herz, unter uns, könnten es bejahen und nachsprechen: Der Herr ist mein Hirte, ja, Gott führt mich. Ich treffe nicht wenige, die bewusst oder unbewusst fragen: Wo ist Gott denn? Was nützt er mir in meinen Alltagsproblemen? Spürt ihr, sobald wir dieses Bibelwort vergleichend neben unsern Alltag legen, kommen Fragen und Widerspruch. „Mir wird nichts mangeln.“ Wir wüssten sehr viel, was uns und andern mangelt, hier, in unserm Land und auf unserm Planeten. Es mangelt doch sehr an Herzenswärme, Verlässlichkeit, Treue und Gemeinschaft, füreinander einstehen. Es mangelt an der Kraft, auch mal auf Rechthaben zu verzichten um des Friedens willen. Mangelerscheinungen unter uns zeigen sich in Neid, Missgunst und der Angst zu kurz zu kommen. Die grüne Aue, das frische Wasser, die Erquickung der Seele, die rechte Straße – viele suchen danach – ein Zeichen, dass sie´s nicht haben. Die Bilanz unseres Nachsinnens über dieses Bibelwort lautet bis hier: Sehr schöne Worte, doch fernab unserer Lebenswirklich-keit. Wer dieser Bilanz zustimmen kann, ist auf dem besten Wege, die Kraft und Wahrheit dieses Bibelwortes für sich zu gewinnen. Gottes Wort, auch der Psalm 23, will für uns keine Bildergalerie sein, die wir anschauen und beurteilen mit: sehr hübsch, oder, nicht mein Geschmack. Gottes Wort ist eine gute, deftige Mahlzeit. Ich habe uns jetzt zuerst den Tisch gedeckt, indem ich aufzeigte: Zwischen dem Bibelwort und unseren Erfahrungen klafft ein breiter Abgrund. Es wäre paradiesisch, wenn nichts mangelte, frisches Wasser für unsere Seelen und grüne Aue da wären. Aber dem ist nicht so. Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Ich kann vom Tisch aufstehen und entscheiden: ich habe Hunger nach wahrem Leben, aber es gibt nichts. Also: das mit der Bibel und dem lieben Gott ist mir zu weltfremd. Das passt nicht für meine Zeit, in meine Erfahrungen. Die andere Möglichkeit besteht darin, zu suchen und nachzufragen. Seit 3000 Jahren haben Unzählige jeder Generation aus Gottes Wort Lebenskraft und Orientierung geschöpft, Sicherheit und Zuversicht, Trost und Hoffnung gewonnen. Unsere Ahnen und Altvorderen. Sollte ich leer ausgehen? Bleiben wir noch im Bild vom gedeckten Tisch. Vielleicht ist die Stärkung, die ich brauche greifbar? Der Tisch steht nur im Nebenzimmer? Damit meine ich: Vielleicht habe ich nur falsche Vorstellungen von Gott, etwa – er würde wie ein Automat reagieren, der meine Wünsche erfüllt. Als Bezahlung ein Gebet und dann müsste, wenn es „diesen da“ gibt, das Gewünschte kommen. Aber Gott ist anders, als wir denken. Das wird im nächsten Vers des Psalms 23 deutlich: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal.“ Jetzt erst hören wir, dass dieser glaubende Beter in vergleichbaren Lebensumständen wie wir lebte. Er kannte zwar kein Internet, I-Phone oder Flugzeug. Aber seine Dunkelheit, durch die er sich sorgend tastet, ist heute dieselbe: menschliche Kälte, Lebenskampf, Existenzsorgen, Krankheit. Das Spannende für uns daran ist: Wie kann dieser Mann, der so im Dunkeln geht, anfangs solche Worte – „mir wird nichts mangeln“ – sagen? Lügt er sich selbst in die Tasche oder hat er ein Licht, eine Brücke gefunden, eine Brücke zwischen Glauben und Leben? Es würde bedeuten, dass es auch für uns, für unsere Kinder, einen Zugang gibt. Sprach ich anfangs von unsern guten Wünschen, sind wir doch nüchtern genug und einzugestehen: keinem bleibt der harte Lebenskampf erspart. Wir wünschen unsern Lieben in Wahrheit doch nicht, dass alles glatt geht. Sondern die Kraft, immer wieder aufzustehen, nicht zu resignieren. Dazu brauchen wir aber in uns eine Kraft, die mehr ist, als unsere Fähigkeit und Gaben. Eine Kraft, die größer ist als unsere Lebensumstände. Wir brauchen Glauben. Die Brücke von meiner Lebenserfahrung zu Gott ist das Vertrauen. Glaube, Vertrauen, brauche ich am Anfang eines Weges. Vertrauen will ausgesprochen sein. Der Beter des Psalms 23 hat Gott sein Vertrauen ausgesprochen und so Kraft empfangen. Er wird nicht vor schweren Erfahrungen und Kämpfen bewahrt, sondern durch sie hindurchgeführt. Glaube ist die Kraft seiner Schritte im Dunkel. Uns sind diese Worte als Wegzehrung mitgegeben: als Bekenntnis gegen die Sorge, als kraftvolle Antwort gegen die Angst. „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“, ist nicht die Beschreibung meiner Lebensumstände, sondern die Ermutigung, getröstet und mutig durch sie hindurch zu gehen. Setzt euer Vertrauen auf die Zusage unseres großen Herrn. Vertraut Jesus, dem guten Hirten. Durch Vertrauen zu Jesus wird euch die Wahrheit dieser Worte zur Kraft im Alltag, zum Licht auf euern Weg, zur Hoffnung für eure Zukunft. So wünsche ich euch mehr als Glück und alles Gute. Ich wünsche euch Vertrauen zu Jesus Christus. Öffnet euer Herz und verinnerlicht diese Worte als Zusage Gottes für euern Weg: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße, um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir. Dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“  Amen.

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