Licht in der Dunkelheit

Licht in der Dunkelheit

2. Kor. 4, 3 – 6                                            2. Sonntag nach Weihnachten –  03.01.2021

„Ist aber unser Evangelium  verdeckt, so ist´s denen verdeckt, die verloren werden, den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes. Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist, wir aber Knechte um Jesu willen. Denn Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der Hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, das die Erleuchtung entstünde zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“

Liebe Gemeinde! Christen sind Fenster! Das Licht gibt diesen Öffnungen den Sinn. Für`s Licht sind sie gemacht. Christen sind Fenster im großen Weltgebäude. Das Evangelium von Christus muss durch sie hindurch. Das Evangelium von Christus – da denkt Paulus an das hellmachende Wort am finsteren Anfang: es werde Licht – und es ward Licht. Das Evangelium von Christus – da meint er den Gottessohn in der Krippe und am Kreuz und am Ostermorgen: Jesus, die Lichtquelle Gottes für alle Menschen: „Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“ Es ist nicht schwer zu verstehen, dass hier von der Gabe und Aufgabe der Kirche die Rede ist. Die Gabe ist Jesus, Quelle und Ursprung des Lichts. Die Aufgabe ist Licht sein. „er hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben.“ Transparent sein, eben, Christus verkündigen, dass durch uns „Erleuchtung“ entsteht. Wir dürfen uns getrost einmal der großen Würde bewusst werden, die uns damit verliehen wird. Indem wir die Botschaft durch uns hindurch lassen, verwalten wir, geben wir, was Gott am Wertvollsten ist: sein Licht. Verlassen wir dieses Bild vom Licht, sagen wir: seine Liebe. In Jesu erfahren wir Gottes Liebe, lassen seine Liebe, eben Jesus in unser Herz und dann zu andern. –  Ein Mensch zeigt sich als Mensch durch sein Gesicht. Dort wird er erkannt. Gott hat in Jesu Gesicht gezeigt, sein Antlitz. Und die Herrlichkeit Gottes, damit meint Paulus das Wesen Gottes, ist seine unergründliche (im doppelten Wortsinn: niemand kann sie ausloten, es gibt für die Liebe keine Begründung) Liebe. Wer liebt, strahlt. Liebe leuchtet, Liebe ist herrlich. Die Menschen sollen die herrliche Liebe Gottes entdecken durch uns: „dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“ Das muss die Kirche predigen: Gottes Liebe ist sichtbar in Jesus, dem Menschen Jesus, dem kleinen Kind in der Krippe, dem Heiler und Prediger, dem Verteidiger der Armen und Sünder, dem unter Folter und Qual Schreienden, dem Mann am Kreuz und dem Sieger über Tod und Sünde am Ostermorgen. Aber wer will das glauben? Dieser schlichten Predigt: Jesus ist der Herr! Schaut mal auf das mittlere Fenster im Altarraum. Das Licht wird durch das bunte Glas gedämpft und gebrochen. Aber durch das gebrochne Licht predigt das Fenster. So predige ich euch gerade. Durch mein schwaches Menschsein fällt gedämpft und gebrochen und doch völlig unversehrt diese Botschaft: Jesus ist der Herr. Ein Fenster will betrachtet, diese eine Botschaft geglaubt werden. Glauben ist hier, ein sich öffnen, sich transparent machen. Das Licht kennt zwar keine Ländergrenzen, aber Herzensgrenzen. Glaube ist Betroffenheit – nicht Gegenstand von Diskussion. Paulus musste sich mit Menschen auseinandersetzen, die Gott zum Objekt des Erkennens machen wollten. Er schreibt darüber: „Die Juden fordern Zeichen, die Griechen fragen nach Weisheit.“ (1. Kor. 1,22) Die einen also wollen Gott und seine Macht sehen, die anderen Gott denken, mit ihrem Verstand umfassen. Aber das Kind in der Krippe und den Mann am Kreuz – das lehnen sie als Offenbarung, Sichtbarwerden Gottes ab, zu schwach, zu wenig, sieht nicht göttlich genug aus. Anders aber als in Jesus will Gott nicht geglaubt werden. Wer sich Jesus nicht anvertraut, ihm nicht glaubt, der sieht nicht. Er mogelt sich ein Bild von Gott zurecht, wie er ihn gern hätte. Aber er hat Gott nicht, kein Licht, kein Leben, kein ewiges Leben. Keiner kann gelassen oder gar gleichgültig gegenüber der Botschaft von Christus bleiben, wenn er begriffen hat, was auf dem Spiel steht. Vers 3 spricht deutlich genug von der Möglichkeit, verloren zu gehen, in die Hölle zu kommen: „Ist unser Evangelium verdeckt, so ist`s denen verdeckt, die verloren werden.“ Glaube an Jesus nimmt die Decke weg. Durch Glauben entdecke ich Jesus als Weg, Wahrheit und Leben. Und dieser Glaube hält sich ans Wort. Im Glauben begegnet mir der Herr verborgen unter Brot und Wein. Aber wo das Evangelium verdeckt ist, ist noch Verlorenheit, sagt Vers 3. Vers 4 klingt fast noch beklemmender: „den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.“ „Der Gott dieser Welt“ – damit meint Paulus Satan, den gefallenen Engel „Luzifer“. Luzifer heißt Lichtträger. Als einer der hohen Engel hatte er die Aufgabe, Gottes Licht, seine Liebe zu tragen, besser – durchscheinen zu lassen. Über seinen Fall heißt es (Hes. 28): Da er so schön war, wurde er stolz. Anders – er war nicht mehr transparent, zeigte nicht mehr Gottes Herrlichkeit, sondern nur noch sich selber. Schließlich wollte und will er sogar angebetet werden. Luzifer, der große Blender, ist auch heute noch am Werk und will das Evangelium verdecken. Wenn Jesus zu seinen Jüngern sagt: ihr seid das Licht der Welt, meint er uns nicht als Lichtquelle und –träger, sondern: transparent für Gott sein. Unsere Glaubens- oder Unglaubensentscheidung fällt nicht auf neutralem Boden. Mit Jesu ins ewige Leben oder ohne Jesus in die ewige Verdammnis. Blender oder Fenster, einen dritten Weg gibt es nicht. Wie das Evangelium nicht verdeckt wird, zeigt Paulus auch: „Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist, wir aber eure Knechte (Fenster) um Jesu willen.“ Wo Evangelium gepredigt wird, weist die Predigt vom Menschen, auch vom frommen, weg zu dem, von dem das Heil kommt. Genauso ist mein Glaube auch ein Absehen von mir, dem Menschen, den ich wahrnehme und ein Hinblicken auf den, der für mich einsteht. Nicht mein Schein, sondern sein Licht – darum geht es. So, wie die Physik weiß, dass das Licht die einzige Konstante im Kosmos ist, an der sich alles festmacht – so weiß mein Glaube, dass Christus immer derselbe ist. Es ist sein Licht, was die Kirche und mich erhält und erhellt. Christen sind Fenster. Es sind Menschen, denen das Evangelium von Christus einleuchtet. Amen