Mit hoher Segenwahrscheinlichkeit

Mit hoher Segenwahrscheinlichkeit

4Mo 6, 22-27                                                                 Trinitatis – Oßling/Großgrabe, am 07.06.2020

„Der Herr redet mit Mose und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: Der Herr segne und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Denn ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.“

Liebe Gemeinde! >Du wirst gesegnet< Das haben wir schon einmal gehört. Worte, die sehr oft den Gottesdienst beschließen. Ein Zuspruch, ein Wunsch: „Der Herr segne dich.“ Ein Wunsch, von dem es heißt, dass Gott ihn selbst erfüllt. „Ihr sollt meinen Namen auf die Menschen legen, damit ich sie segne.“ Sagt Gott, der Herr. Gott segnet die Menschen. Wir sollen darauf vertrauen. Es geht also um unser Gottvertrauen. Vertrauen, sehr wichtig, nicht selbstverständlich. Lebenselixier: Lebenskraft „Vertrauen“. >Lebenselixier Vertrauen< Wo Vertrauen wachsen kann, ist Leben, Familie und Arbeit einfach schön, selbst wenn´s schwer wird. Vertrauen empfangen. Vertrauen geben. Wir sind vorsichtig. Zu recht, nicht jedem kann man vertrauen. Und unserm Vater im Himmel? Ganz am Anfang, da heißt es: Gott schuf die Menschen. Er schuf sie zu seinem Bilde. Er sah, dass es gut war. Und er segnete sie. Segnen heißt: Gott spricht den Menschen alles zu, was sie brauchen. Er spricht das Leben und er spricht die Menschen gut. Das kann man noch im Lateinischen sehen, wo segnen bene-dicere heißt: Gut sagen. >Gute Worte tragen Segen, Gutes< Gott überträgt etwas von seiner Kraft, besser Liebe, auf die Menschen, damit sie das Leben leben können. Und wir wissen, da kommen dann zum Guten auch ganz schnell Schweiß und Angst und Tränen. Der Mensch will selbst entscheiden; das kann er auch um Gottes Willen, aber da geht dann eben auch manches schief im Leben. Ganz klar. Blut und Angst und Tränen eben. Und wenn es so kommt, gerade dann brauchst du viel Kraft. Dann brauchst du Segen. >Jeder braucht Segen<  Da reichen kluge Gedanken alleine nicht. Dann brauchst du die Berührung aus der anderen Dimension, Himmel, Kraft vom Herrn. Wie willst du sonst überleben? „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ (1Mo 12) Auch das hat Gott gesagt. Ursprünglich zu Abraham, dann zu seinen Nachkommen, über Jesus bis zu uns. Und da sehen wir schon, Segen läuft, fließt. Segen kann man weitergeben. Man kann auch andere gut reden. Man kann auch alles schlecht reden: Verfluchen, böse reden, andere schlecht machen. Aber das muss ja nicht sein. Und man ist auch nicht dazu verpflichtet. Man kann auch gut reden: „Du bist ein Segen“ „Danke für alles!“ Oder: „Gott behüte dich!“ Segen fließt. In uns und auch durch uns. Diesen Zuspruch festhalten, im Herzen, in den Gedanken: >Ich bin Segensträger< Ich bin Segensträger. Einige haben mir erzählt, dass sie besonders wegen des Segens am Schluss zum Gottesdienst kommen. Die warten darauf, dass die Person in Schwarz die Arme hebt und die alten Worte freilässt: „Der Herr segne dich und behüte dich …“. Dieser uralte Segen. Aus Zeiten, die für uns nicht mehr greifbar sind. Das sind Worte, die die Welt verändert haben. Und bis heute verändern. Worte, die so alt sind, dass der Kraftzufluss von ganz alleine kommt. Uralte Worte, die nicht nur geheimnisvoll klingen, sondern ein Geheimnis tragen. Werden sie Menschen zugesprochen, verändert sich etwas zum Guten. >Im Segen klopft Gott bei uns an> So, als würde mit dem Aussprechen Gott  vorsichtig, aber bestimmt eingreifen oder sich der Sache besonders annehmen. Als würde mit dem Segensspruch Gott durch meine Haustür treten und sagen: Danke für die Einladung! Und wenn der Herr da ist, stehen die Aktien gut. – >Segen gegen die Angst< Mutti, Mutti, unter meinem Bett ist ein Wolf! Ich hatte tatsächlich erst ein Geräusch gehört und ein Vieh unter meinem Bett gesehen. Ich war wohl vier oder fünf. Ein Kind kann nicht schlafen. Es hat Angst vor der Dunkelheit. Das hat nichts mit Denken zu tun. Die Angst kommt einfach. Die Mutter sagt, da ist nichts im Zimmer. Auch kein Monster. Guck doch. Sie macht das Licht an. Da ist nichts. Als das Licht wieder aus ist, weint das Kind erneut. Irgendwann weiß die Mutter nicht mehr, was sie tun soll. Oh Gott, was kann ich noch machen? Erklären hilft nicht. Sie setzt sich einfach an das Bett und legt dem Kind die Hand auf die Stirn. Sie sagt nichts. Sie lässt nur die Hände liegen, die Kraft fließen und macht am Ende vielleicht noch ein kleines Kreuz. Das Kind seufzt einmal auf und schläft ein. Das deutsche Wort Segen kommt übrigens aus dem lateinischen, und zwar von signare. Das heißt mit einem Zeichen versehen und daher passt auch bekreuzigen. Ein Segen ist kein Schlafmittel. Es wirkt nicht wie eine Tablette. Kann gut sein: Auch am nächsten Abend wird das Kind wieder Angst haben. Aber nicht im Moment des Segnens. Dieser Moment hat wahr gemacht, was das Kind gebraucht hat: Du bist nicht allein. – >Die Liebe segnen< Das Brautpaar steht vor dem Altar. Freunde haben schon gute Wünsche vorgelesen. Jetzt ist der Pfarrer dran. Er legt dem Paar die Hände auf. Spricht Worte, die glauben machen, Vertrauen wecken, was von Gott gesagt wird: Er schützt die Liebenden. Es fließen ein paar Tränen. Die Worte gehen zu Herzen. Die Worte werden wahr. Ein Segen ist keine Zauberformel. Liebe ist und bleibt zerbrechlich. Aber auch deshalb wird sie gut gesprochen. Und wenn es einmal wahr ist, ist es grundsätzlich wahr und kann immer wieder wahr werden: Gott schützt die Liebenden. – >Segen empfangen in der Taufe< Heute standen die Eltern von Hermine Meta und ihre Geschwister am Taufstein. Manchmal hört man so: Was, ihr wollt euer Baby taufen lassen? Was soll das? Glaubt ihr, das hilft? Und überhaupt. Wartet doch wenigstens ein paar Jahre. Euer Kind kann doch später selbst entscheiden, ob es das will. Die Eltern haben sich dagegen entschieden. Nein, jetzt soll die Taufe stattfinden. Vielleicht kann man es mit klugen Worten gar nicht genau erklären. Aber, Jesus hat`s doch gesagt: „Taufet!“ Da liegt ein Segen drauf. Im Wasser und im Wort. Warum sollen wir warten? – Ein Segen ist keine Garantie, dass alles gelingt. Dass der Wind immer nur im Rücken ist und der Weg immer schön eben. So geht Leben nicht. Aber gerade, wenn es anders kommt, tut Segen gut. >Gesegnet ist, wer Gott wie ein Kind vertraut< Und wer das Reich Gottes nicht empfängt oder annimmt wie ein Kind, wird ja nicht hineinkommen, gibt Jesus zu bedenken. Wir kommen also gar nicht drum herum, sondern müssen sowieso werden wie die Kinder. Nicht kindisch, sondern dem Herrn so kindlich vertrauen, wie Hermine Meta ihrer Mama. – >Segen tröstet in schweren Zeiten< Auch der Tod ist Teil unseres Lebens. Auch in solchen schweren Momenten brauchen wir mehr als unsre eigne Kraft. Wie  oft habe ich mit den Trauernden am offenen Sarg gestanden. Der Verstorbene ein letztes Mal zum Greifen nah – aber irgendwie auch nicht mehr da. Bevor der Sarg beigesetzt wird, noch einmal die alten Worte: „Der Herr behüte deine Seele, er behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.“ Der Pfarrer schlägt ein Kreuz oder legt die Hand auf den Sarg. Die Familie schluckt. Einige weinen. Aber einen Moment lang fühlt es sich auch an wie Frieden. >Segen bringt Frieden< Ein Segen nimmt die Trauer nicht weg. Trauer ist ja nicht schlechtes. Ein gesprochener Segen kann nicht einfach wieder zum Leben erwecken. Das kann nur Gott selbst. Die Trauernden haben noch einen weiten Weg vor sich und manche Träne muss vielleicht auch noch geweint werden, bis wieder Hoffnung und Zukunft kommen. Aber der Segen kann helfen, loszulassen und den Verstorbenen ganz in Gottes Hand zu geben. >Nicht einfach alles gedankenlos segnen< Segnen heißt nicht, etwas gutreden oder gutheißen, was nicht gut ist. Segnen meint auch nicht absegnen wider besseres Denken und Wissen. Segnen heißt liebevoll ansehen. Den Menschen hinter der Angst, auf der Suche nach Liebe, in der Hoffnung auf Schutz, auf dem Weg aus der Trauer. Ihn liebevoll von Gott ansehen lassen. >Segen verleiht Ansehen< Das macht der Vater im Himmel, wenn sein Angesicht leuchtet oder sich über uns erhebt. Er sieht uns an, gibt uns Ansehen. Das hat Jesus gemacht, als er die Menschen gut- und starkgeredet hat. Und dass auch wir dazu fähig werden, das gibt der Heilige Geist. Du wirst gesegnet. Und wirst als Segensträger für andere zum Segen. >Zum Segen werden< Gott segnet, wir können weitergeben. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

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