Palmsonntag

Palmsonntag

Jesaja 50, 4-9                                                                     Palmsonntag – Großgrabe/Oßling, am 14.04.2019

„Gott der Herr hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Alle Morgen weckt er mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück. Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel. Aber Gott der Herr hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden. Darum habe ich mein Angesicht hart gemacht wie einen Kieselstein; denn ich weiß, dass ich nicht zuschanden werde. Er ist nahe, der mich gerecht spricht; wer will mit mir rechten? Lasst uns zusammen vortreten! Wer will mein Recht anfechten? Der komme her zu mir! Siehe, Gott der Herr hilft mir; wer will mich verdammen? Siehe, sie alle werden wie Kleider zerfallen, die die Motten fressen.“

Liebe Gemeinde am Palmsonntag! Das sind Geschenke! Also wirklich: Eine Zunge, wie sie Jünger haben. So eine Gabe zu bekommen. Hilfe zum Leben haben für Lebensmüde. Das rechte Wort zur rechten Zeit. Wie sehen unser Gebete aus? Was erbitten wir von Gott? Ich erbitte mir vom Herrn die Gabe der Labsal: Heilende, trostvolle, sanfte, wahre Worte für die erschöpften Seelen. Zeit haben, sich Zeit nehmen, die Weisheit des richtigen Zeitpunktes. Solche Menschen sind Friedenstauben und Brückenbauer. Im Himmel haben sie einen Ehrentitel. Jesus verspricht ihnen: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Mt 5,9) Das sind Geschenke, ein Ohr, wie ein Jünger zu hören: Menschen, die zuhören. Wie sehen unsere Gebete aus? Was erbitten wir von Gott?  Ich erbitte mir vom Herrn die Gabe der Wortschatzbewahrung. Gelingende Kommunikation. Hören, Zuhören. Verstehen, bewahren. Geheimnisse schützen, pflegen: „Alle Morgen weckt er mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet.“ Heilende Zunge, hörendes Ohr. So entwickeln sich gelingende Beziehungen. In dieser Weise beschreiben wir tiefe Begegnungen. Wachsendes Einverständnis mit mir finden – durch begleitende Worte, barmherzige Ohren -, meinen Weg erkennen, die Lebensumstände der Menschen um mich. Ein Ja zu allem, das große Ja finden zum Lebendigen. Die Sehnsucht nach Bejahung wohnt in und um uns. Du kannst zu einem Menschen reifen, der bejaht, sich, andere, Gott und seine Geheimnisse. Du könntest einer werden, der den Nöten, dieser Sehnsucht nach Bejahung,  Haus und Heimat gibt. Doch ist dieser Weg schwer. Und lang. Dazu mühsam. Du wirst leiden, nicht wenig. Wer diese Zunge für die Müden will und das wertvoll-seltene Jüngerohr  –  der darf vor Gott nicht zurückweichen. Wir sagen dazu auch: Gehorsam. Hast du gelernt, was das ist: Gott gehorsam sein? Der Herr kennt den Weg, nicht du. Was willst du also auf selbsterdachten Pfaden? Bist du einer, der den Herrn um Segen bittet für die eignen Wege? Oder hast du im Herzen erkannt, dass dir das gar nicht zusteht. Wenn es um Segen geht, dann beginnt Gehorsam mit der Bitte: Herr, segne mich so, dass ich deine Wege erkenne. Und gib mir die Kraft, sie gehorsam zu gehen. Willst eine Zunge haben will, wie sie Jünger haben, und ein Ohr, wie Jünger hören – dann musst du auch ein Jünger sein. Also, dich rufen lassen und dem Herrn nachfolgen. Die schweren, eben seine Wege erfragen und erkennen und erklimmen. Zuerst geht es um Leidensbereitschaft. Für Gottes Sache etwas auf sich nehmen, erdulden: Weil Frieden etwas kostet. Und Versöhnung eben teuer ist. Und weil es eben sehr mühsam ist, nicht auf seinem Recht zu bestehen. Und dem andern nicht ständig seine Schuld nachzutragen. Sich auf die Seite des Gemobbten zu stellen. Dem Machtmenschen, der andere bedrückt, die Meinung geigen. Alle, also jegliche Angst vor Menschen ablegen. Diese destruktive Energie, die wir Menschenfurcht nennen, die den kindlichen Glauben an Gott zertrampelt. Demut lernen. Die Sache mit der andern Wange wagen. Die Spirale der Gewalt links liegen lassen. Mut zur Wahrheit finden. Sich nicht für Ideologien instrumentalisieren lassen. Beten. Gott die Ehre geben. Gottes Wort höher stellen als die eigne Weltsicht. Das ist Nachfolge. Nachfolge beschreibt Jesaja so: „Ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.“ Seine Leiderfahrungen in der Nachfolge so: „Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.“ Und Gottes Beistand in allen Nöten so: „Aber Gott der Herr hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden.“Und wie seine Belastbarkeit immer größer und fester wird, so: „Darum habe ich mein Angesicht hart gemacht wie einen Kieselstein; denn ich weiß, dass ich nicht zuschanden werden.“  Und unbedingt, unter und in allen Umständen daran festhalten: Gott ist der Herr. Sobeginnt die Nachfolge: Gott ist der Herr! Jesaja, Gottes Jünger, betont das ausdrücklich: In diesen fünf Versen sagt er es viermal: Gott der Herr hat mir eine Jünger-zunge gegeben. Gott der Herr hat mir ein Jünger-ohr gegeben. Gott der Herr hilft mir auf meinem Leid-lern-weg. Gott der Herr steht für ein, wenn es mit Menschen hart auf hart kommt. Auf Gott den Herrn kommt es an. Nicht nur die ersten Christen, sondern auch wir Heutigen sehen in diesem prophetischen Wort den Mann Jesaja. Von seiner Gabe und Aufgabe des Glaubens erzählt er. Zeigt uns die Geschenke von Gott dem Herrn  und die damit verbundene Last, sprich Verantwortung. Hinter Jesaja sehen wir Jesus. Jesaja redet von sich und ihm. Jesus wird 700 Jahre später kommen. Jesus, dem Zimmermann, wird hier prophezeit, welche Gaben Gott der Herr durch ihn manifestieren wird. Und wie teuer der Glaube an Gott für ihn werden wird. Die Worte Jesu waren tiefste Erquickung, für die an der Welt Verzweifelten. Und an sich und Gott Zweifel kultivierten. Diese schöpften in der Begegnung mit Jesus Selbstvertrauen und Liebe und Gottvertrauen. Jesus Worte und Taten veränderten nachhaltig, bis heute, die Welt. Und den Himmel. Der war damals noch leer war von Menschen, den Sündern und Verlornen. Er holte sie, das tut er bis heute, in Gottes Herrlichkeit, schenkte ihnen Ewigkeit. Wurde der große Todvernichter und Sündenreiniger. War Gott, seinem Herrn, gehorsam. Gehorsam bis zum Tode am Kreuz.Soerlöste er alle Verdammten. Auch dich und mich. Und das kostet die Nachfolge: Das Kreuz. So teuer musste unser Leben erkauft, bezahlt werden. So viel bezahlt die Liebe. Gibt Herzblut und Leben dran. Aus Liebe tat Jesus dies für uns. Nachfolge aus Liebe. Der Lohn für seine unendlichen Mühen: ewiges Leben für alle. Der Himmel ist in Jesus offen. In ihm ist unsere Lebens- und Ewigkeitsperspektive. Da Gott der Herr die Verlornen nicht vernichten, sondern  zurück gewinnen will, hat er seine, die Kirche Jesu, in der Welt. Die Kirche. Mindestens, also mindestens alle Getauften gehören dazu. Zugehörigkeit zur Kirche. Zugehörigkeit will reifen, größer, tiefer werden. Aus Dazugehörn soll Nachfolge keimen. Das Korn muss in die Erde. So bringt es Frucht. Dein Eigenwille gehört Gott dem Herrn. Wenn du das akzeptierst, beginnt deine Nachfolge. Vorher bist du ein Korn, das nicht in die Erde will. Was aus einem Korn ohne Erde einst wird, weißt du selbst. Es verleugnet seine wahre Bestimmung sich zu verwandeln und mehr zu werden in der Ähre, Mehl und Wasser und Hitze. Verwandelt zum Brot um Leben zu schenken. Allein, ohne Erde und Sterben hinein in den Willen Gottes, verschimmelt und vertrocknet es in Eigensinn und Sinnlosigkeit. Deine Bestimmung jedoch ist Nachfolge. Folge Jesus nach. Was dir geschieht darin, wie mühsam die Wege sind darin, in der Nachfolge, hast du gehört. Was Gott der Herr in der Nachfolge durch dich erreicht, wird nachhaltig, das heißt bei Gott,  ewig sein. Das ist meine Sehnsucht, mein Gebet: „Gott der Herr hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Alle Morgen weckt er mir das Ohr, das ich höre, wie Jünger hören. Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.“ Amen