Stationen zu Weihnachten

Stationen zu Weihnachten

Den König erwarten – Stationen zu Weihnachten
(Lk.2,8-20; LUT2017)

Letzten Sonntag saß ich mit ein paar Leuten aus unserem Hauskreis zusammen und wir haben Adventslieder gesungen… daran merkt man wohl, dass ich schon jenseits der 30 bin. Das, was andere auf dem Weihnachtsmarkt nur widerwillig in Kauf nehmen, das mache ich freiwillig.
Aber es gibt ein Weihnachtslied, das geht selbst mir auf die Nerven und ich meine ausnahmsweise mal nicht „Lars Krismes“, sondern „Alle Jahre wieder“. Acht Takte, die einem im Handumdrehen Weihnachten versauen können. Ich weiß ja nicht, wie es dir mit Weihnachten geht. Vielleicht bist du total der Weihnachtsfan und schon super in Stimmung. Aber ich denke eine Sache, die Weihnachten ganz leicht so unglaublich negativ anhaftet, ist dieses „Alle Jahre wieder“. Jedes Jahr das Gleiche. Alle Jahre muss das Christuskind auf die Erde kommen um ein paar Tage Besinnlichkeit zu verbreiten. Ich glaube nicht umsonst ist „Dinner for one“ so unglaublich beliebt an Silvester, so kurz nach Weihnachten. „Same procedure as last year, Mrs. Sophie?“ – „Same procedure as every year, James.“ Es ist wie eine Karikatur von dem gerade erst gefeierten Weihnachtsfest.
Geht’s dir da ähnlich?

Wenn du den Eindruck hast, dass Weihnachten irgendwie mit der Zeit seinen Reiz verloren hat, weil es doch immer nur dasselbe ist, dann lade ich dich ein, dass wir die Stationen dieser abgedroschenen Geschichte noch einmal betrachten. Und dann wollen wir schauen, ob wir dieses Weihnachten vielleicht mal nicht wie „Alle Jahre wieder“ feiern können.
Und ich lese aus Lukas 2, ab Vers 8:

8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

1. Station: Dunkelheit
Das ist Alltag. Da ist nichts spektakuläres dabei. Die Hirten machen halt ihren Job. Und sie haben halt Nachtschicht. So ist das nun mal. Wenn man alle Weihnachtspredigten, die jemals gehalten wurden, zusammennehmen würde,  würde bestimmt ein Wust an Interpretationen und Überlegungen über diese Hirten zusammenkommen. Ob sie im Volk verachtet waren oder nicht, ob sie auf den Retter Israels gewartet haben oder nicht, ob sie sich ein besseres Leben gewünscht haben oder nicht. Ich weiß es nicht. Hier steht nur, dass sie Hirten sind, ihren Job machen und dass es dunkel ist, weil Nacht.
Nun ist das ja so mit der Dunkelheit: Wenn plötzlich kein Licht mehr da ist, sieht man erst mal gar nichts. Aber wenn man, wie die Hirten lange genug in der Dunkelheit sitzt, ja sogar seiner Arbeit im Dunkeln nachgeht, gewöhnt man sich irgendwie dran. Wir Menschen haben die Fähigkeit uns an ziemlich viele Dinge gewöhnen zu können. Aber nur weil man in der Dunkelheit ganz gut zurechtkommt, heißt das noch nicht, dass man im Licht lebt.
Und diese erste Station stellt dir die Frage: Welche Dunkelheit gibt es in deinem Leben? Und hast du dich  bereits daran gewöhnt?
Vielleicht bist du unzufrieden mit deiner Job-, Ausbildungs- oder Schulsituation. Aber du hast dich halt daran gewöhnt, dass die Arbeitszeiten bescheuert, das Gehalt zu knapp, der Stoff langweilig oder zu kompliziert ist und du beißt dich halt so durch. Oder ist es der Streit in der Familie, der halt normal geworden ist? Ist es die bescheuerte Situation in deiner Klasse? Oder bist du mit dir selber immer wieder so unzufrieden, dass du dir häufig wünschst jemand anderes zu sein, aber dich mehr oder weniger damit abfindest, dass das halt nicht geht.
Das ist die erste Station. Die hat eigentlich noch gar nichts mit Weihnachten zu tun. Um durch das alles irgendwie durchzukommen und sich daran zu gewöhnen, braucht es Weihnachten nicht. Um einfach nur durch dieses Leben zu kommen, braucht es Jesus nicht.
Aber hier fängt die Geschichte für die Hirten an. Und hier kann die Geschichte auch für dich anfangen.

9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.
10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;
11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.

2. Station: Unterwegs
Eigentlich müsste man noch eine Station davor erwähnen, nämlich die Begegnung mit Gott, bzw. den Engeln. Das war ja schon mal ne krasse Vorstellung. Aber da haben die Hirten ja nun mal leider keinen Einfluss drauf. Und auch wir können eine Begegnung mit Gott nicht machen. Das Gute daran ist, dass Gott selbst diese Begegnung ermöglicht. Den ersten Schritt machen nicht die Hirten, indem sie Gott suchen, sondern Gott, indem er die Hirten sucht.
Was die Hirten tun, ist lediglich eine Reaktion auf diese Initiative von Gott. Und sie entscheiden sich dazu, das zu tun, was Gott ihnen gesagt hat. Sie machen sich auf den Weg. Diese krasse und beeindruckende Begegnung der Hirten mit den Engeln auf dem Feld, wäre allerdings bedeutungslos und komplett ohne Folgen geblieben, wenn die Hirten sich nicht auf den Weg gemacht hätten.
Wie sieht das bei dir aus? Hast du irgendwann in deinem Leben – ja vielleicht sogar schon mehrmals  -wirklich Gott erlebt. Ein Lobpreisabend, der dich total bewegt hat, eine Freizeit, eine Predigt, irgendetwas, wo du ein Stück von dieser Herrlichkeit Gottes erfahren und gemerkt hast: Hier spricht Gott. Vielleicht kein Engelschor, vielleicht weniger auffällig. Spielt auch keine Rolle. Eine Rolle spielt es aber, wie du darauf reagiert hast? War das einfach nur ein toller Moment oder hast du angefangen nach mehr von Gott zu suchen?
In den Sprüchen heißt es:

Ich liebe, die mich lieben, und die mich suchen, finden mich.
(Spr.8,17)

Gott begegnet dir, weil er dich liebt. Aber du wirst auf der ersten Station, in der Dunkelheit, sitzen bleiben, wenn du dich dadurch nicht aktivieren lässt. Befolgst du das, was Gott gesagt hat? Suchst du nach ihm in seinem Wort, im Gebet, zusammen mit anderen Christen? Weil wenn nicht, kann der Heavenly Angle Gospel Choir noch so oft vorbeischneien – „Alle Jahre Wieder“ – und es wird nie mehr als ein krasses Erlebnis ohne Folgen sein.
Warum tun wir uns mit dieser Station so schwer? Ich glaube, es hat viel damit zu tun, wie wir mit der ersten Station umgehen. Ich stell mir die Hirten vor, wie sie da beisammensitzen und wenigstens im Schein von einem kleinen Feuer irgendwie diese Dunkelheit ertragen. Und das, was sie an eigenen Hilfsmitteln gegen diese Dunkelheit aufbringen können, müssen sie jetzt aufgeben. Das Lagerfeuer können sie nicht mitnehmen, höchstens eine Fackel. Sie müssen auch ihren Job hinten anstellen, weil sie können nicht die ganze Herde mitten in der Nacht durch die ganze Dunkelheit führen.
Und so kann es auch für dich bedeuten, dass du manches aufgeben musst, von dem du dir in deinem Leben ein bisschen Licht versprochen hast, um ein viel größeres Licht, nämlich Gott selbst zu finden. Es kann eine Gewohnheit sein wie zum Beispiel dein Umgang mit Alkohol. Oder mit Computerspielen. Oder mit Sex. Es kann auch eine Beziehung sein, die dich, wenn du ehrlich bist, davon abhält nach Jesus zu suchen. Vielleicht auch dein Job oder deine Ausbildung, ich weiß es nicht.
Ich empfehle dir aber alles auf den Prüfstand zu stellen, von dem du denkst: Ohne das, oder den, oder die kann ich nicht leben.
Das ist ganz schön krass, ich weiß. Ich glaube, das ist die schwerste Station überhaupt. Aber es gibt keine dritte Station ohne, dass du dich auf den Weg machst.

16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.
17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.
18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten.
19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.

3. Station: Stall
Die Hirten finden Jesus also im Stall. Und irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass das, was sie da zu sehen bekommen, auch nur ansatzweise so imposant ist, wie die Engel auf dem Felde. Ganz im Gegenteil: Stall, Krippe, Baby. Vom ganzen Ambiente her nicht viel prickelnder als das Lagerfeuer, das sie verlassen haben um hierher zu kommen. Eigentlich eine Enttäuschung, oder?
Aber die Hirten sind nicht enttäuscht. Schließlich ist es genauso gekommen, wie die Engel es gesagt hatten. Und wenn Gott in diesem Punkt zu seinem Wort gestanden hat, sie das Kind tatsächlich in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend vorfinden, dann wird Gott auch weiterhin zu seinem Wort stehen. Das, was die Hirten hier erleben ist erst der Anfang der Erfüllung dessen, was Gott gesagt hat.
Und die Hirten sind quasi die ersten, die ihr persönliches Zeugnis erzählen, wie sie Jesus gefunden haben. Vor ein paar Wochen hatten wir hier die Themenreihe „Glaube – unplugged“, in der wir von verschiedenen Leuten gehört haben, wo sie Jesus wie begegnet sind. Und manche Begegnungen mit Jesus sind vielleicht äußerlich total unspektakulär. Ein Kind in einer Krippe in einem Stall. Nicht so phänomenal wie die Ankündigung der Engel. Aber die Hirten erzählen ihre Geschichte. Und offensichtlich sind die Leute, die dieses Zeugnis der Hirten hören, darüber erstaunt. Es lässt sie nicht kalt. Maria denkt darüber nach. Es bleiben nicht nur leere Worte.
Und das Gleiche gilt auch für dich: Ganz egal, wie unspektakulär du Jesus begegnet bist, erzähl es weiter. Erzähl davon, wie du von ihm gehört hast, erzähl davon, wie du dich auf den Weg gemacht hast und vielleicht auch, wie schwierig das war und erzähl davon, wie Gott zu seinem Wort gestanden hat.
Tja, und dann?

20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

4. Station: Ziel?
Interessanter Weise endet die Geschichte der Hirten nicht im Stall. Die Hirten kehren wieder um. Ja, sie gehen tatsächlich wieder zurück. Also, dahin, wo alles angefangen hat. Und wenn sie nicht ihren Beruf an den Nagel hängen, werden sie sehr wahrscheinlich wieder in der Nacht die Schafe hüten. Und man könnte sich fragen, was sich denn nun eigentlich geändert hat. Jesus sagt später:

Ich bin als Licht in die Welt gekommen, auf dass, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.
(Joh.12,46; LUT2017)

Nein, es ist nicht mehr dieselbe Situation wie vorher. Ja, es mag trotzdem Dunkelheit im Leben der Hirten geben, aber sie müssen nicht auf irgendwelche Hilfsmittel gegen diese Dunkelheit zurückgreifen, sie sind durch Jesus selbst zum Leuchtmittel geworden.
Und auch die Dunkelheit in deinem Leben wird sich nicht halten können, wenn Jesus, das Licht der Welt, hineinkommt.
Die Hirten haben das erlebt und so ist es ihre Entscheidung Weihnachten mit Lobpreis enden zu lassen. Nicht im Stall, sondern draußen in der Welt, wo’s dunkel ist.
Und das wünsche ich dir auch. Dass auch dein Weihnachten mit Lobpreis endet.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

Amen.

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