Was erwartest du von Jesus?

Was erwartest du von Jesus?

Mt 8, 5-13                            3. Sonntag nach Epiphanias – Großgrabe/Oßling, am 23.01.2022

„Als Jesus nach Kapernaum hineinging, trat ein Hauptmann zu ihm; der bat ihn und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen. Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem andern: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er´s. Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden! Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern. Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.“

Liebe Gemeinde! Liebe Schwester, lieber Bruder! Wie steht es um deinen Glauben? Wie ich das meine? Na, was erwartest du von Jesus? Diese Frage richtet das heutige Predigtwort an uns, wenn wir hörend das Geschehen betrachten. Da rechnet ein römischer Centurio, aus jüdischer Perspektive ein Heide, in einer geradezu verblüffenden Gewissheit mit der Macht Jesu über die Kräfte der Zerstörung. Seine Gewissheit hat etwas kämpferisches, Jesus herausforderndes. Jesus fragt: Wie? Ich soll kommen, ihn heilen? Kein Jude – so war es zu Jesu Zeiten – betritt das Haus eines Heiden. Das weiß der Hauptmann. Erkennt es an, aber lässt nicht locker: „Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“ Diese Glaubensgewissheit ist hier das eigentliche Wunder. Jesus wundert sich. Der römische Militärattaché macht an seiner Dienstordnung deutlich, wie er die Macht Jesu glaubt: Eine seiner Hundertschaften marschiert, ein Befehl ertönt an einen Einzelnen, bald wird er melden: Befehl ausgeführt. Siehst du, Herr, so ist das bei uns im Militär. Es ist bei dir nicht anders. Du sprichst ein Wort. Daraufhin geschieht es. Dein Wort ist Kommando. Du hast Befehlsgewalt. – Aber worüber denn? Über alles. Auch über die, über das, was Leben gefährdet, zerstört; alles, was mit dem Konflikt zwischen Gott und seiner Schöpfung zu tun hat. Über alles, was aus seiner Schöpfungsordnung ausgebrochen ist. Jesus hat Befehlsgewalt über die Natur, über Teufel und Dämonen, Krankheit, Tod und Sünde. Er hat Heil und Heilung in seiner Macht. Ist das unsere Erwartung an Jesus? Kann sich unser Glaube so erwartungsvoll aufschwingen? Oder führt unser Glaube ein verschämtes Dasein? Der Centurio – das machen seine Worte deutlich – ist voller Erwartung. Er sieht Jesus als den Herrn. So spricht er ihn auch an: „Kyrios! Herr!“ Schauen wir auf diesen Mann mit Helm, Rüstung und Schwert. Er glaubt. Aber für einen anderen, für dessen Heilung. Sollte es so sein, dass einer für den andern glauben kann? Am Ende sagt Jesus zu ihm: „Dir geschehe, wie du geglaubt hast.“  Aber ihm selber geschieht es nicht, sondern seinem Knecht: „Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.“ Hier haben wir einen Beleg für stellvertretenden Glauben. Einer bittet für einen andern. Weil der Betende glaubt, wird einem andern geholfen. Wie weit einer für den andern glauben kann, wird hier nicht erörtert. Nur dieses: Glaube kennt nicht nur die eigenen Nöte, sondern bringt Nöte anderer wie eigene vor Gott. Glaube tut Fürbitte. Aber nicht darüber wundert sich Jesus, sondern über die Glaubensgewissheit des Hauptmanns. Glaube: ist ein Geheimnis und eine Kraft; ein „sichere-Schritte-tun“, obwohl kein Weg zu sehen ist; ein Hoffen, obwohl es aussichtlos ist; ein Nichtverzweifeln, obwohl es verzweifelt steht; ein „Grund-unter-den Füßen-haben“, obwohl man ins Bodenlose tritt. Von außen betrachtet scheint Glaube ein waghalsiges Spiel mit dem Unerklärlichen, eine Ungewissheit. Der Glaubende selber sieht das nicht so. Denn der, an den er glaubt – Jesus – ist ihm alles Zutrauen wert. Auch in Krisen weiß der Glaubende seine Sache, sein Leben bei Jesus aufgehoben. In dieser Glaubensgewissheit wird uns hier der römische Hauptmann vorgestellt. Er glaubt Jesus, hat aber nichts in der Hand. Er spricht nur von der Not seines Burschen und von der Macht, die Jesus dagegen einzusetzen hat. Nichts macht der Hauptmann für sich geltend – außer dies beides: das, was ihn bedrückt; und das, was er Jesus zutraut. Wir werden hier erinnert, was uns von Gott her zusteht: nichts! So zu beten ist rechter Glaube: „Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst.“ Wir haben keine Ansprüche anzumelden. Aber wir dürfen in der Gewissheit zu Jesus kommen, dass er sich für uns stark macht. Ich darf um Jesu willen hoffen. Und brauche mich nicht mit der Frage herumzuschlagen, ob mein Glaube denn auch ausreicht und durchhält. Ich brauche, wie der Hauptmann, überhaupt nicht an mich zu denken. Sondern nur an das, was Jesus kann und will: „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“ Unser Predigtwort berichtet, dass Jesus die Begegnung mit dem römischen Centurio  richtungsweisend für die Zukunft verstanden hat, als ein Zeichen, was Gott tun wird. Er wendet sich an seine jüdischen Zuhörer: „Schaut, ihr von Gott erwählten Israeliten, hier hat einer von den Nichterwählten, den Heiden, Glauben gezeigt. Ihm wird so Heil und Heilung zugesprochen. Dieser Römer ist nur der Anfang. Ein unüberschaubarer Zug vieler Völker werden einen Platz im Paradies finden. Dorthin deutet Jesu Wort: „Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tische sitzen.“ Das ist die Situation: ein Heide glaubt Jesus als Herrn. Jesus wundert sich, nimmt diesen Glauben an und lässt ihn gelten. Wendet sich an die Umstehenden mit den Worten: „Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden.“ Wie bitte? Wir Israeliten – so die Erwiderung – wir haben einen Bund mit Gott, sind seine Kinder, haben seine Zusagen und Verheißungen. Was ist mit uns? Jesu Antwort an sie ist ein hartes, sehr dunkles Wort: Diese werden „im Himmelreich zu Tische sitzen. Aber die Kinder des Reiches werden hinausgestoßen in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern.“ Gerade von Israel hatte Jesus Glauben erwartet. Sie wussten Bescheid, hatten eine lange Geschichte mit Gott. Aber sie glaubten nicht. Nun, das lässt sich leicht sagen, wenn es andere oder vergangene Generationen betrifft. Wir hören das dunkle Wort Jesu vom „hinausgestoßen-werden“ aber erst recht, wenn wir es auch auf uns und die Kirche heute beziehen. Bei uns wohnt doch der Herr, wie er zugesagt hat, mitten unter uns zu sein. Was bleibt uns, wenn wir ihn offen oder heimlich verachten, nämlich durch Unglauben. Deshalb stand anfangs die Frage: Wie steht es um deinen Glauben? Was erwartest du von Jesus? Was erwarte ich von Jesus? Dass er mir Sünder gnädig ist. Ich erwarte, dass er auch an mich sein Wort richtet: „Geh hin, dir geschehe, wie du geglaubt hast.“ Amen.

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