Weihnachtstag

Weihnachtstag

Kol 2, 3-10                                                       2. Weihnachtsfeiertag – Großgrabe, am 26.12.2022

„In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis 4Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden. 5Denn obwohl ich leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch und freue mich, wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus sehe. 6Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so lebt auch in ihm, 7verwurzelt und gegründet in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und voller Dankbarkeit.Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, die der Überlieferung der Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus. 9Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, 10und ihr seid erfüllt durch ihn, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

Liebe Gemeinde! Ich mag diese Ruhe am Weihnachtstag in der Frühe. Es ist still. Viel stiller als sonst. Die Rastlosen dürfen endlich ruhen. Kein Rechnen und Rennen mehr. Die Ente schmorgelt schon in der Röhre. Dieser Duft. Schön essen. Mittagsruhe. Auch wir haben uns hier in Ruhe versammelt. Wegen dem Weihnachtswunder. Wollen es betrachten. „Da liegt es das Kindlein“. Und hören: Mensch. Menschlich wird Gott. Menschenskind. Der unfassbare Gott ein kleines Baby. Wunder. Ja. Geheimnis. Wir sehen einen schlafenden Säugling im Stroh und hören über dieses kleine bündel geheimnisvolle Worte: „in ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis.“ Dass Eltern über ihr Neugebornes so einen schönen Satz sage, das kann ich noch verstehen. Wie sie glücklich in die Wiege blicken und der Vater Mutter ins Ohr flüstert: Schau, da liegt alles, was wir haben, alle Liebe, unser größter Schatz. Aber das Weihnachtsgeheimnis wird hier viel umfassender beschrieben. Für alle Menschen, für alle Zeiten liegen in diesem Kind verborgen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis. Von dem Jesuskind – jetzt geht es um die Machtfrage – heißt es dann sogar: In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid erfüllt durch ihn, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.“ Es klingt, als würden sich alle Menschengeschicke und –schicksale bei Jesus wie in einem Punkt treffen und entscheiden. Das ist ein sehr großer Gedankenhorizont. Für mich zu groß. Ich kann zwar drüber philosophieren, aber bekomme das nicht ins Herz. Wie soll ich denn die Schicksale aller Menschen verstehen, erfassen können. Aber sich dort bergen, in diesem Geheimnis, das geht. Halt darin finden, Kraft und Trost in dem Krippenkind, das wird mir möglich gemacht. Aber nicht einfach, einfach so. Ich soll auf Spurensuche gehen, die wahren Schätze des Lebens finden und Erkenntnisse über die Liebe gewinnen. Dass allein die Liebe Himmel und Erde, Galaxien und Atome zusammenhält. Die Spurensuche des Glaubens wird immer von den drei Fragezeichen begleitet: ungeklärte Geheimnisse, ungelöste Rätsel und spezielle Fragen aller Art. Hast Du ein Rätsel des Glaubens und der Liebe gelöst, stehst du vor zwei neuen. Spurensuche des Glaubens – da musst du ganz dabei sein. Das ist hier die Voraussetzung. Mit ganzem Herzen, allen Sinnen. Der Herr will, dass wir ihm auf die Spur kommen. Da bin ich jetzt als Prediger auf Schatzsuche so etwas wie ein „heiliger Detektiv“. Mag sein. Wir betrachten den „Tatort“: Stall, Krippe, Kind. Das war´s vorerst. Die großen Dinge, die über diesem Kind gesagt werden, sind noch nicht zu sehen, sie brauchen noch Zeit. Das hier in Bethlehem ist ein Anfang. Erste Spur. Ich halte fest: Die Sache mit Gott und mir braucht Zeit. Aber ein Anfang ist gemacht. Mir kommt Neujahr 1959 in den Sinn, meine Taufe. Ein Anfang ist gemacht. Damit sind wir fündig geworden, haben eine erste Spur: Gott hat mit mir angefangen. Die drei Fragezeichen als ständige Begleiter „Wie? – Warum? – Wohin?“ bleiben bestehen. Damit ist gemeint: ich erkenne etwas, aber bei weitem nicht alles. Aber, immerhin, wir sind Weihnachten auf der Spur. In Jesus, geboren in Bethlehem, hat Gott einen Anfang gemacht mit den Menschen. Fassbar wird es, wenn ich bekenne: er hat mit mir einen Anfang gemacht. Wird Gott, was er anfängt, auch zu Ende bringen? Wohl her nicht. Gott bringt seine Angelegenheiten nicht ans Ende, sondern zur Vollendung. Neue Frage, neue Fährte: Wie hat er denn Jesus vollendet? Zuerst hat er seinen Sohn ganz Mensch sein lassen, lassen müssen. Maria musste den Neunjährigen auch manchmal streng anschauen. Und dem Joseph ist schon mal die Hand ausgerutscht. Da hat der Sohn Gottes eine gedachtelt bekommen. Und Zimmermann musste er lernen, jeder in der Familie musste halt mit ran. Ob Jesus sich anfangs dapsch angestellt hat, weil er religiöse Flausen im Kopf hatte? Und die Mädchen? Ist er rot geworden bei einem verstohlenen Blick der hübschen Magdalena, Nachbars Jüngste? Ganz Mensch sein, mit beiden Beinen im Leben stehen, das waren Jesu Lehrjahre. Das ist eine nächste Spur. Gott will, dass wir ganz Mensch sind. Mit beiden Beinen im Leben stehen. Wie Jesus das Leben lernen. Und wir ahnen schon, dass unsere Suche nach dem Weihnachtsgeheimnis jetzt die Lebensberichte über Jesus, die Evangelien durchblättert. Und sicher sollen wir dabei ein wenig staunen, was aus einem Kind alles so werden kann. Wie Jesus sich hat rufen lassen in seinen einzigartigen Dienst. Seht ihr, schon finden wir eine weitere Spur, der wir folgen können: Schau dich an, was aus einem Kind alles so werden kann. Auch du bist einzigartig. Und jeden ruft der Herr in eine besondere Aufgabe, die nur er tun kann. Ich frage: wie und wann hat mich Gott gerufen, berufen? Er hat es jedenfalls getan. Weitere Spuren Jesu: Karfreitag und Ostern. Da steht das Kreuz. Jesu Tod. Unsere Erfahrung ist: Der Tod trennt Menschen, voneinander, vom Leben. Jesu Tod bewirkte das Gegenteil. Sein Tod führt Menschen und Völker zusammen und in den Himmel. Karfreitag ist die vollkommene Sühne aller Sünden, die heilige Reinwaschung. Sie ist gültig im Himmel für ewig. Wenn du dich auf Jesus Kreuz berufst, erkennt das Gott an. Im Kreuz sehen wir etwas von den Schätzen der Weisheit und Erkenntnis Gottes. Die Liebe gibt sich für den Sünder in den Tod. Im Kreuz liegt der Schatz „Frieden mit Gott“, Vergebung, Versöhnung. Und schließlich der Urknall des Christentums: Ostern. Bei gott ist kein Tod. Jesus hat dem Tode die Macht genommen. Deshalb trägt Jesus den Namen: „Haupt aller Mächte und Gewalten“. Wegen dem Kind bist du mit dabei, beim großen Fest des Lebens im Himmel. Und ich auch. Wegen Jesus, von dem uns glaubhaft versichert wird: „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig und in dieser Fülle habt ihr Teil in ihm, der das Haupt ist aller Mächte und Gewalten.“ Damit sind wir wieder beim Kind im Stall, betrachten das Geheimnis und lauschen dem Zeugnis Tersteegens, der überwältigt schreibt (EG 41): „Sehet dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget; sehet die Liebe, die endlich als Liebe sich zeiget! Gott wird ein Kind, träget und hebet die Sünd; alles anbetet und schweiget. Hast du den Höchster, auch meiner noch wollen gedenken? Du willst dich selber, dein Herze der Liebe, mir schenken. Sollt nicht mein Sinn innigst sich freuen darin und sich in Demut versenken?! Amen.

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