Weinstock und Reben

Weinstock und Reben

Joh 15, 1-8                                                                       Jubilate – Großgrabe/Oßling, am 03.05.2020

„Jesus sprach zu seinen Jüngern: Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.“

Liebe Gemeinde! >Guter Wein< Ein edler Tropfen. Dafür arbeitet der Winzer. Es muss nicht unbedingt „Château Pétrus“ sein. Dieser Wein gehört zu den teuersten der Welt: 14.990€ kostet eine Flasche Jahrgang 1961. Edler Wein. Jesus bezeichnet seinen Vater als Weingärtner. Also – wir beobachten Gott bei der Arbeit. Gott als Gärtner am Anfang der Bibel: „Und Gott, der Herr, pflanzte einen Garten in Eden.“ >Ansehen bei Gott< Heute sehen wir ihn im Weinberg. Er schaut nach seinen Pflanzen. Er sieht sie an, sie bekommen durch ihn „Ansehen“. Er arbeitet aber weder für ein schönes Aussehen des Weinstocks, noch für den Boden und die Trauben. Sondern er möchte einen guten Jahrgang im Keller. Das ist des Winzers Ehre – ein guter Tropfen. >Des Winzers Ehre< Beim Weinstock und den Reben geht es folglich um die Ehre Gottes. Jesus, sich selbst nennt er Weinstock, ehrt seinen Vater. Indem er sich für den gewünschten Ertrag zur Verfügung stellt, sich hingibt, in die Erde pflanzen lässt. Wir erinnern uns: Jesus erniedrigte sich selbst und wurde ein Mensch, ein Erdling. Gepflanzt in den Boden, tut das Gewächs sein Werk. Durch sich hindurch lässt der Weinstock die Kraft der Erde, Mineralien, Wasser und Aromen strömen, sammelt und filtert. 20m tief kann seine Wurzel reichen. >Der edle Weinstock< Wie der Weinstock wurzelt und wächst, so müht sich Jesus um die Ehre Gottes. Indem er dient, und seinen Jüngern Kraft zuströmen lässt. Dadurch wachsen Reben und Trauben. All diese Mühe, Hingabe und Arbeit haben das eine Ziel: die große Freude, das fröhliche Hochzeitsfest im Himmel. Dorthin sind wir unterwegs. Der Wein, das Traubenprodukt, gibt uns den Hinweis wofür: Antwort: Alles für den Himmel. Wein steht ja für Freude, Genuss, Fest, Eleganz und Tradition. >Komm nicht mit leeren Händen< Und da wir im Weinstockbild als Reben und Trauben bezeichnet werden, liegt es nahe: Aus Trauben wird Wein. Jeder soll ein paar Flaschen edlen Wein mit zur Feier bringen. Komm nicht mit leeren Händen. Dass die Früchte, die wir durch Jesus bringen, verwandelt werden in etwas Wertvolles, wie Trauben in Wein, verstehen wir – da ist ja von unser Bestimmung die Rede. >Deine Bestimmung – deine Verwandlung< Du bist 1. Von Gott bestimmt, dass du etwas sein sollst – wachsen und reifen, eben schöne Trauben. Du bist 2. Von Gott bestimmt, dass du und dein Leben verwandelt wirst ins Ewige, wie Trauben in guten Wein. Das macht der Winzer, Gott, deine Früchte in etwas Edles, was im Himmel Freude macht, zu verwandeln. Dich selbst und dein Tun in Jesus. Doch den ersten Teil deiner Bestimmung, etwas für Gott zu sein, kannst du nur, das meint nur, erfüllen durch und in Jesus, der sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ >Verwachsen bleiben< In Jesus bleiben. Das musst du. Wie du eben auch atmen, essen, trinken und schlafen musst, um am Leben zu bleiben. Das sind schlicht unsere Lebenszusammenhänge. Und unsere Glaubenszusammenhänge? Leg darum diese Frage in die Mitte deiner Person, in dein Herz: Hänge ich am Weinstock, bin ich fest mit Jesus verwachsen? Gute Früchte, Trauben will der Weingärtner, keine Trockentrauben. Hier steht nicht, Gott ist ein Stollenbäcker und braucht Rosinen. Gott ist Winzer. Und wir sollen Trauben bringen, gute Früchte. Um also den ersten Teil deiner Bestimmung zu erfüllen, musst du „in Jesus“ bleiben. Wie? Der Weinstock steht hier bildlich für das, woher uns alle geistliche Kraft, alle Gnade Gottes zuströmt: das Kreuz Jesu. >Alles auf eine Karte setzen< Setz also all dein Hoffen, Glauben und Beten auf das Kreuz. Vertraue allein auf Gottes Wort und die Vergebung durch Jesus. Setze täglich auf seine Auferstehung, Gnade und Verheißung. Dort bleibe. Bei Jesus, in Jesus. Bleibe fest. Fest verwachsen. Fall nicht ab. Bleibe fest. Bleibe treu. So strömt dir Kraft zu, dass aus deinem Leben das wird, was Gott gebrauchen kann. Was also soll durch die lebendige Verbindung mit Jesus in deinem Leben hervorkommen. >Gute Trauben< Ich lese im Galaterbrief von den Früchten: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit. (Gal 5,22) Das sind Früchte für einen ordentlichen himmlischen Tropfen. – Es wird hier weniger von der Qualität der Früchte gesprochen, sondern vorausgesetzt: Edler Weinstock, brauchbare Früchte. In Jesus wirst du gute Früchte bringen. Es wird aber gefordert, dass Früchte wachsen müssen. Und wo das geschieht, bilden der Weingärtner, der Weinstock und die Reben ein „fruchtbare Allianz“. – >In Jesus alles – ohne ihn nichts< Was ist dein Leben durch Jesus? Eine Fruchtexistenz. Was ist dein Leben ohne Jesus? Nichts! Ich muss dieses Wort wiederholen, damit wir in der Rede Jesu nicht nur den wunderbaren Zuspruch, sondern auch seinen ernstgemeinten Anspruch hören. Ja, damit wir diesen Anspruch als Prüfung und Warnung an unser Herz lassen. Jetzt kommt dieses Wort: Nichts! Nichts ist dein Leben ohne Jesus. Jesus versichert dir und mir: „Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen.“ >Der Weingärtner ist konsequent< Jeder Mensch lebt, was er glaubt. Traubenchrist oder Rosinenchrist? Das ist hier die Frage. Schon zu Beginn betont Jesus die Arbeit des Winzers als ein Richten, Zu-recht-bringen und Reinigen: „Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen.“ Tu Buße, kehr um, geh zurück in den Willen Gottes, verbinde dich mit Jesus und seiner Vergebung. Ansonsten ist deine Seele noch in Gefahr. – Der Winzer kennt zwei Rebschnitte. Der erste im Frühjahr. Da werden zahlreiche Triebe des Vorjahres, und alles sehr kurz geschnitten. Im 2. Schnitt werden die sogenannten „Geiztriebe“ abgeschnitten, Nebentriebe weggebrochen und Fruchttriebe gekürzt. Ganz klar – damit die Kraft des Weinstocks in die Trauben und nicht in weiteren Holzwuchs geht. >Gottes Geduld und sein Gericht< Wir hören hier den Gerichtston aus dem Lukasevangelium, wo Jesus den Weinbergbesitzer sagen lässt:„Ich habe drei Jahre Frucht an ihm gesucht und finde keine. Hau ihn ab, was nimmt er dem Boden die Kraft.“ (Lk 13, 6-9) Die Jünger werden Jesus betroffen, ja erschrocken angeschaut haben, als er die Arbeit des Winzers mit dem Gericht Gottes vergleicht. Schnitt, wegwerfen, trocknen und ins Feuer. „Herr“, so steht die Frage in ihren Augen, „werden wir auch verworfen?“ >Trost den Erschrockenen<  Deshalb gilt jetzt dieser Zuspruch Jesu nicht für die selbstsicheren Besser- und Genauerwisser, mit einem harten, unbußfertigen Herzen. Jesu Wort gilt allein den Erschrockenen. Den zutiefst Beunruhigten über dem Ernst und der Konsequenz des Weingärtners, der keine wilden Reben, sondern guten Wein will; der wegwirft ins Feuer. Den ernsthaft Erschrockenen macht er Mut und spricht: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.“ Wenn du nicht rein bist, oder dich fühlst – d.h. Zweifel dich plagen an Jesus und der Güte Gottes – stell dich unter Gottes Wort, geh dich sozusagen duschen. Das Wort Gottes hat reinigende Kraft. Nimm ein tägliches Bad. – Damit geht die Predigt jetzt in die letzten Meter: >Bleiben-Taufe-Abendmahl-Umkehr-Gebet< Da war also vom „Bleiben am Weinstock“ die Rede. Ob sich da mancher an die Verbundenheit mit Jesus durch seine Taufe erinnert hat? Von Trauben, die der Winzer veredelt zu gutem Wein hörten wir. Vielleicht war dabei der Gedanke präsent: Ach, wir müssten mal wieder das Heilige Abendmahl feiern. Oder du hast die leise Stimme Jesu vernommen: Tu Buße, kehr um zum Weinstock! Es kann sein, dass einer beim Hören des Predigttextes an die Kraft des Gebetes gedacht hat, als er das Versprechen Jesu hörte: „Dann werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ >Alle Schöpfung soll Gott ehren< Mir selbst hat sich dieses Wort geöffnet, als ich meine Aufmerksamkeit auf den Weingärtner richtete. Da verstand ich, worum es Jesus und seinen Nachfolgern geht, das Herz des Glaubens. Der Beter des Psalm 115 hat es als seine tiefste Sehnsucht beschrieben, wenn er bittet: „Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre um deiner Gnade und Treue willen.“ Wie Jesus leben – alles allein zur Ehre Gottes. Amen. 

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