Wenn du mit deinem Munde bekennst…

Wenn du mit deinem Munde bekennst…

17. Sonntag nach Trinitatis – Großgrabe/Oßling, am 18.09.2016

„Wenn  du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. Denn die Schrift spricht: `Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.´Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. Denn `wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll errettet werde.´Wie sollen sie ihn aber anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht: `Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!´Aber nicht alle sind dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht: `Herr, wer glaubt unserm Predigen?´So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“ (Röm 10, 9-17)

Liebe Schwester, lieber Bruder! Wie hast du denn das erfahren? Woher weißt du, ich meine, die Sache mit Jesus? Von Gott und seiner grundlosen, glühenden Liebe. Vom Kreuz, wo der Gottessohn für deine Sünde vor Verlassenheit schrie? Dass du rein, heilig, gerecht vor deinem Schöpfer bist durch das Blut Jesu. Du vom Leben ins ewige Leben darfst, im Himmel wohnen für immer. Woher weißt du? – Vom Hören. Kenntnis kommt von Bekenntnis. Einer hat erst gehört und dann erzählt. So keimte das Wunder des Glaubens. Predigt und Credo, Hören und Sagen: Der Glaube kommt aus dem Hörensagen. Beim Hörensagen sind wir im Gegenüber. Hier und da ist ein Mensch. Einer bekennt, der andere hört. Beim Hörensagen geht es vom Mund ins Ohr. Das Bekenntnis hat immer zwei Seiten: eine mündliche und eine herzliche. Eine mündliche – ich rede. Da sind Inhalte in Worte gefasst. Eine herzliche – ich glaube. Da sind Kräfte, die zur Wirkung kommen, Fundamente, was mich trägt. Der Inhalt des Bekenntnisses ist Gottes Liebesgeschichte mit seinen Menschen. „Gott liebt diese Welt, und wir sind sein eigen.“ (EG 408) Das ist die mündliche Seite, davon ist die Rede. Dann wird Gottes Liebesgeschichte zu meiner Herzensangelegenheit. Das ist die herzliche Seite des Bekenntnisses. Glaube ist mein Glaube. Er wohnt im Herzen. Deutlicher gesagt: Christus wohnt in meinem Herzen. Er selber, der Auferstandene, Lebendige. Geheimnis Liebe. Da Liebe Herzenssache ist, kann es auch gar nicht anders sein. Christus will im Menschenherzen wohnen, also in der Mitte unserer Person. Dringt dann das Evangelium von der Hingabe Christi an mein Ohr. Ich vernehme die Botschaft meiner Rettung aus Sünde, Tod und Teufel – sollte ein „zur Kenntnis nehmen“ mit frommen Augenaufschlag reichen? Dass ich allein im Verstand bejahe? Liebe ist Hingabe. So wie sich Christus mir ganz hingibt, will er auch alles von mir, mein Herz. Liebende tauschen ihr Herz, alles andere gilt nicht. Deshalb gilt dir heute der Ruf: Öffne dein Herz. „Von Herzen glauben“ bedeutet doch schlicht: dem andern ganz vertrauen. Ganze Hingabe. Schenke Jesus dein Herz. Er ist dein. Bist du sein? Der Kopf kann vieles aufnehmen. Das Herz nur Wesentliches. Durch den Kopf schwirrt  vieles, ins Herz gehört nur Liebe. Deshalb ist es seine Wohnung, Jesus in uns. Wenn Jesus dein Herz betritt und du ihn bittest, der Herr zu sein und ihm alles überlässt und übergibst – dann erhälst du das Geschenk des Glaubens. Du erfährst zuerst, wie nüchtern Glaube ist, wie fest und klar. Der Glaube besteht nicht zuerst aus Gefühl, sondern aus Sachverhalten: aus der Tatsache des Kreuzes, der Auferstehung und klaren Zusagen Gottes. Jesus legt sie als Vermächtnis in die Mitte deiner Person. Dort strahlen und wirken sie. Stillen Hunger und Durst nach Leben. Sind Licht im Dunkel, Worte gegen die Angst, Hoffnungsquelle. Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. So wächst aus dem Glauben wieder neues Bekenntnis. Denn wir können nicht schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben: „Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.“ Ich werde gerettet. Wie mich das trägt. Warum sollte ich mein bissschen Weltkenntnis und meine fünf Jahrzehnte Verstand für größer und wahrer halten als die Heilige Schrift? Sie ist doch schon Jahrtausende gewandert, altbewährt, immer noch lebendig, hat nichts an Trost und Lichtkraft verloren. Glaube ist nüchtern, setzt sein Vertrauen auf Bewährtes, auf die Schrift, auf Christus, alles Ewige. Der Glaube erhebt im Herzen gegen alle andere seine Stimme, ruft: vertraue Jesus, dem guten Hirten, am Ende wird alles gut. Der Glaube bekommt auch eine Stimme in der Gemeinde. Wir bekennen in jedem Gottesdienst, im Credo: „Ich glaube … an die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“ In solchem Bekennen, von Mund zu Mund, geben wir der größten denkbaren Hoffnung unsere Stimme. Wunderbare Aussichten. Der Glaube bringt sie zur Sprache, bekennt: am Ende wird alles gut. Und wenn noch nicht alles gut ist, ist auch noch nicht das Ende. Auferstehung. Ewiges Leben. Daran erinnern wir uns im Gottesdienst, ermahnen: Hauptsache es geht um die Hauptsache. Paulus fasst die Kerninhalte des Glaubens hier in zwei Worte – Gerechtigkeit und Rettung: „Wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.“ Bei „Rettung“ geht es um die Zeit. Jesus hat die Ewigkeit verlassen und den Zeitraum betreten. Hat die Verlorenheit der Menschen nicht auf die leichte Schulter genommen. Hat in der Zeit für alle eine Rettung aus Sünde und ewiger Verdammnis vollbracht. Auf Golgatha. An jeden ergeht der Ruf zu seiner Zeit: Lass dich retten. Nimm diese Gnade an. Himmel oder Hölle. Leben oder Tod. Darum geht’s bei Rettung: entweder oder. Jesus oder Finsternis. – Bei „Gerechtigkeit“ geht es um Ewigkeit. In der vollkommenen, heiligem, reinen Welt Gottes kann nur ewig leben, wer vollkommen, rein und heilig ist. Da kein Mensch das ist und vollbringen kann, ist diese Gerechtigkeit eine verliehene, geschenkte. Es ist die Gerechtigkeit, die Jesus hat, die vor Gott gilt. Jesus gibt uns seine Gerechtigkeit, sein weißes Gewand, das Hochzeitskleid, macht uns neu. Macht aus uns Leute, die Gott recht, vor ihm gerecht sind. Deshalb Jesus. Ohne ihn geht es gar nicht. Mit ihm ganz gewiss. In Jesus bietet dir Gott das „DU“ an. So sind wir Menschenkinder gerufen, von dieser unfassbaren Demut Jesu und der unendlichen Liebe Gottes zu reden, Jesus als Herrn auszurufen. So werden wir Jesus übereignet. So eignen wir uns Glauben an. So geschieht Übergabe. So vollzieht sich Hingabe: Im Bekenntnis, das Glauben bewirkt. Im Glauben, der zum Bekenntnis wird. Im Hörensagen. Jeder Christ ist deshalb eine Predigt auf zwei Beinen, selbst mit Rollator: „Wenn du mit dem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.“  Amen.