Abschiedsgottesdienst Pfr. Nicolaus

Abschiedsgottesdienst Pfr. Nicolaus

Hiob 2, 1-13                                                                        Invokavit – Oßling, am 26.02.2023

„Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den Herrn traten, dass auch der Satan mit ihnen kam und vor den Herrn trat. Da sprach der Herr zu dem Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen. Der Herr sprach zu dem Satan: Hast du acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist seinesgleichen auf Erden nicht, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse und hält noch fest an seiner Frömmigkeit; du aber hast mich bewogen, ihn ohne Grund zu verderben. Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Haut für Haut! Und alles, was ein Mann hat,  lässt er für sein Leben. Aber strecke deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an: Was gilt´s, er wird dir ins Angesicht fluchen! Der Herr sprach zu dem Satan: Siehe da, er sei in deiner Hand, doch schone sein Leben! Da ging der Satan hinaus vom Angesicht des Herrn und schlug Hiob mit bösen Geschwüren von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel. Und er nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in der Asche. Und seine Frau sprach zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb! Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie törichte Frauen reden. Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? In diesem allen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.“

Liebe Gemeinde! Das muss man erst mal sagen: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“ Mit unserm Predigtwort haben wir einen Raum betreten, einen Erlebnisraum. Wo wir gerade sind? Wir besuchen einen Schwerkranken. Das ist nicht leicht. Starke Emotionen sind fühlbar. Die schweren, unsichtbaren Lasten ziehen auch den Besucher in ihr Kraftfeld. Davor haben wir Scheu, manchmal sogar Angst. Wir spüren das, wenn in der Nachbarschaft, dem Arbeitsumfeld ein schlimmes Unglück passiert. Dann hingehen ist nicht leicht. Was soll ich dann sagen? Gar nichts. Einfach da sein genügt erst mal. Sich schweigend neben den Leidenden stellen. Auf das Leid des andern zugehen ist das einzig Richtige. Die Lasten und Spannungen des Unsäglichen mit aushalten. Das ist ein seelsorgerlicher Rat. – Wir hören jetzt eine weibliche Stimme wimmern und schreien. Hiobs Frau. Auch sie hat nicht nur Hab und Gut, sondern auch ihre Kinder verloren. In ihrer Trauer hören wir den schweren Zorn auf das ungerechte, grausame Leben, ihr gebrochenes Herz  und Wut auf  „Den-da oben“. Er, wenn´s ihn gibt, hätte das unsägliche Unglück mit einem Wimpernschlag verhindern können. Hat er aber nicht, dieser … und sie betritt das Krankenzimmer und schreit ihrem Mann ins Gesicht: Und? Wo war dein Gott? Was nützt uns nun der Glaube? Wo ist denn deine Trauer, deine Wut? Liegst da, als wäre nichts passiert. „Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb!“ Wir sind erschüttert von dieser harten Rede. Aber wir haben hier mit dem Tod zu tun. Es geht um alles oder nichts? Da redet man Klartext. „Fluche Gott und stirb!“ Das ist doch in Wahrheit eine Frage. Sag Mann, was bleib mir und dir noch? Alles verloren. Unsere zehn Kinder tot. Alles dahin. Damit sagt sie die Wahrheit. Es ist die schonungslose Wahrheit, die den Besuch bei Leidenden so schwer aushalten lässt. Die Frau hat recht und stellt uns diese Frage. Du musst – ja, du musst darauf antworten. Dir selbst, denen, die du liebst: Was ist, wenn alles dahin ist? Wenn alle Hoffnungen zerbrochen sind, alle zeitlichen, meine ich. Du musst darauf antworten, weil auch dein Stündlein kommen wird. Solltest du die Strategie verfolgen „wird schon klappen – darüber rede ich erst, wenn´s soweit ist“ kann ich dir eines versichern: Es wird schrecklich. Weil du deinem Feind begegnen musst, dem Tod. Dann bist du mit deiner Klugheit und was du sonst noch hast am Ende. Auf diese, die bedeutsamste Stunde deines Lebens, musst du vorbereitet sein. An Hiobs Frau erkennen wir, dass sie nicht vorbereitet war. Ihr Weltbild hatte die Säulen: Wir glauben an den lieben Gott, tun unser Bestes, sind redliche Leute. Dann wird uns der Himmel bewahren, Glück und Wohlstand und einen guten Abgang schenken. Damit ging das Leben seinen Gang. Dann brachen alle Säulen. Auch der Glaube an einen Gott, der die Guten und Frommen belohnt, segnet und schützt.  – Was hast du denn für ein Bild von Gott? Was stellst du dir denn vor? Was betest du denn, wenn du´s tust? Gib dir darüber Rechenschaft! So beginnt die Vorbereitung auf dein Stündlein. Hier jedenfalls berichtet uns die Heilige Schrift, dass die Vorstellung von einem Schlaraffenlandgott scheitert. Wer bist du Gott? Wie soll ich dir begegnen? – Wir sind immer noch beim Krankenbesuch, schauen jetzt auf den totkranken Hiob. Es dreht einem das Herze um. Mitleid ist falsch, Mitgefühl ist gut und hilfreich. Hiob ringt. Hiob deutet sein Unglück. Sagt: mein Glaube ist kein Handel mit Gott. Dass ich ihm gebe, sei es Gebet, Barmherzigkeit mit den Armen, Güte und Nächstenliebe und dafür Lohn erwarte und Segen, nein. Mein Glaube ist nur Empfangen.  Alles kommt von ihm. Ich erniedrige Gott auch nicht, dass er meine Erwartungen doch bitte erfüllen soll und meine Pläne und Wege segnen und bejahen. Wer weiß, wie der Herr die Sache sieht, vielleicht ganz anders. Und so kann er unter Schmerz und Verzweiflung diesen Satz sagen. Besser, sich auf diesen einzigen Halt stellen: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“ Wir sehen: Da hat ein Mensch einen größeren Halt als sich selbst. Wie tröstlich. Das habe ich manchmal erlebt. Und bin, statt zu trösten, selber getröstet gegangen. Damit verlassen wir das Krankenzimmer „Hiob“. Wie weiter? Zu uns hier. Zu unserem Ernst des Lebens. Zuerst: Mut fassen! Und ein kleines Gebet: Gott, gib mir Mut zu mir selbst, an mein Ende zu denken und mich darauf vorzubereiten, amen. Jetzt kommt die Vorbereitung auf dein Stündlein. Frage: Hast du dieses in der Hand? Nein! Dann leg es jetzt ganz bewusst in die Hand, die dich im Tode halten kann. Aber sei dir bewusst, es geht im Tode immer um alles oder nichts.  Du kannst Gott nicht um Gnade bitte, ihn aber einen guten Mann sein lassen. Handle also nicht mit Gott. Gib alles, dann bekommst du mehr als alles. Gib ihm alles, also dein Leben, dein Herz, dein guten und bösen Stunden, Sünden und Sorgen, Mist und Moneten. Geh zu einem Seelsorger in die Beichte, leg mal eine Generalbeichte über deinem ganzem Leben. Beichte alles Schwarze ans Licht. Und lass dir die Gnade und Vergebung Gottes zusprechen. Richte deine ganze Mühe darauf, Frieden mit Gott zu finden, das ewige Leben zu ergreifen. Der Wochenspruch für diesen Sonntag weist dir den Weg: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“ Jesus, der, dein Weg. Der Sohn Gottes. Er allein kann dir helfen. Bedenke: durch seinen Tod am Kreuz hat er auch alle deine Sünden bezahlt. Du bist ein Freigekaufter für den Himmel. Nimm an! Die Werke des Teufels sind diese: Er verführt die Menschen zur Übertretung der Gebote. Das ist ihm gelungen, auch bei dir. Jetzt hat er ein Recht zur Anklage. Wird diese Anklage nicht null und nichtig, dann musst du in die Hölle. Der Tod, ein Diener Satans, hat Macht über alle Seelen, die mit Sünde beladen sind. Nimmst du aber das Werk Jesu für dein Leben in Anspruch, glaubst der Heiligen Schrift, dass Jesus für dich gestorben ist, bist du frei. Jesus, vom Tod auferstanden, ist dein Frieden, dein Schlüssel in den Himmel. Bestelle das Haus deiner Seele. Bekehre dich zu ihm. Das soll mein letztes Wort an dich sein – deine einzige Rettung ist: Jesus. Amen.

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