Ewigkeitssonntag

Ewigkeitssonntag

Mk 13, 31 – 37               Ewigkeitssonntag/Totensonntag – Großgrabe/Oßling, am 24.11.2019

„Jesus sprach zu seinen Jüngern: Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. Seht euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Wie bei einem Menschen, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinen Knechten Vollmacht, einem jeden seine Arbeit, und gebot dem Türhüter, er solle wachen: so wachet nun denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen, damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt. Was ich euch aber sage, das sage ich allen: Wachet!“

Liebe Gemeinde am Ewigkeitssonntag ! Heute gedenken wir besonders innig unserer Lieben, die verstorben sind. Unsere Gedanken wandern in vergangne Zeiten.  Tage stehen uns vor Augen, wo wir uns hier hatten. Dieses Zurückdenken hat den Namen “ Totensonntag “ geprägt. Unsere Gedanken wandern zurück, Erinnerungen. Daneben stellt sich unser Glaube. Glaube ist die uns geschenkte Kraft, auf Gott, nach vorn zu blicken. Glaube ist schlicht Vertrauen auf Gottes Wort. Ich vertraue – Gottes Wort öffnet Wahrheit, auch wenn es um mich, den Menschen geht. Der Mensch, so wird uns ans Herz gelegt, ist zuerst für die Zeit, dann für die Ewigkeit bestimmt. Deshalb heißt dieser Sonntag auch “ Ewigkeitssonntag „. Unser Predigttext spricht so von der Zeit und der Ewigkeit: “ Jesus sprach zu seinen Jüngern: Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht.“ Was tauchen da für Bilder auf, wenn Jesus vom Ende der Zeit spricht? Ein kosmisches Chaos: Himmel und Erde werden vergehen? So, wie es in vielen Büchern und Filmen zum Thema “ Weltende “ beschrieben und gezeigt wird? Jesus meint: Wenn alles nicht mehr da ist, sind meine Worte immer noch da, d.h. in Geltung, meine Botschaft hat sich dann nicht erledigt. Vorstellen kann ich mir das nicht recht, aber ich bin dankbar, dass Jesus es so klar sagt: Alles vergeht, ich bleibe ewig. Damit steht uns deutlich vor Augen: wer Ewigkeit will, muss Jesus wollen. Aber mir ist das doch zu unbegreifbar, zu groß, Ewigkeit – davon weiß ich nichts, dass der Himmel und Erde einstürzen, ich will keine Katastrophenfilme in meine Phantasie und Seele malen lassen. Ich will mir keine schrecklichen Bilder vorstellen. Und ich bin erleichtert, dass Jesus so etwas auch nicht will. So was wollen nur Leute, die mit Angst und Schrecken Geld scheffeln. Jesus sagt: Spekuliert nicht darüber, wann und wie es geschehen wird, ich tue es auch nicht und will es auch nicht wissen. Es liegt in der Hand des Vaters. Ihm vertraue ich: “ Himmel und Erde vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Von dem Tag aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.“ Die Weltzeit läuft ab, wie gesagt, schwer zu denken. Leichter begreife ich dies, wenn ich kleiner fasse: Meine Zeit läuft ab, den Himmel den ich sehe, werde ich bald nicht mehr sehen. Mein Stückchen Erde, das ich liebe, wo ich wohne, wird mir bald vergehen. Ob es fünf vor zwölf für die Erde ist, weiß ich nicht. Aber dass meine Zeit kurz ist, das steht mir sehr deutlich vor Augen. Ich schlage diesen Bogen vom Welthorizont zu meinem, weil Jesus das so tut. Er spricht nur kurz von Himmel und Erde – sie haben ihre Zeit. Das ist Fakt. Dann wendet er sich an seine Zuhörer, damals, und hier in diesem Gottesdienst und sagt: Nutzt eure kurze Zeit: “ Seht euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.“ Dem kann wohl jeder zustimmen: Wir wissen wohl, dass dieses, unser Stündlein  kommt, aber nicht wann und wie. Damit benennt Jesus die Herausforderung, besser, den Sinn jeden Menschenlebens: Gib deiner Zeit Wert und Sinn. Wenn Jesus so redet, dann meint er nur dies: Das Leben soll aus Gottes Sicht Sinn haben. Gott muss am Ende Ja sagen, sonst war alles umsonst. Um deutlich zu machen, was vor Gott Bedeutung hat, spricht er von einem Gutsbesitzer mit vielen Angestellten. Hütet das Haus, bestellt das Land, lasst mich alles zu meiner Zufriedenheit vorfinden, wenn ich wiederkomme: „… er verließ sein Haus, und gab seinen Arbeitern Vollmacht, einen jedem seine Arbeit …“ Es ist leicht einzusehen: Jesus meint sich, er geht zum Vater, seine Leute, das sind wir. Was ist nun das Eigentum Gottes, was er uns anvertraut hat? Die Erde? Es stimmt, wir sollen sie  bebauen und pflegen. Oder ist es die Kirche, die Gemeinde? Es stimmt, auch sie ist Eigentum Gottes. Wir sollen uns um sie sorgen. Wir sind der Frage auf der Spur: Was hat uns Gott anvertraut? Wissen wir das? Und jetzt eine sehr ernste Frage: Ist uns das wichtig? Diese Frage ist nur eine andere Übersetzung von dem Ruf Jesu: Wachet! Über etwas wachen ist dasselbe wie – etwas ist mir wichtig. Wem die Sache Gottes nicht wichtig ist, der wacht nicht, er schläft. 5x redet Jesus hier vom wachen, also: das Wichtigste muss euch das Wichtigste sein – die Sache Gottes. Hauptsache die Hauptsache. Es geht dabei nicht um die ganze Sache Gottes, um Himmel und Erde. Es geht nur um meinen Horizont. Jeder soll das Seine, ihm Anvertraute tun. Was aber ist das? Um unsretwillen und um himmelswillen ist es überlebenswichtig, das zu erkennen. Jesus sagt dazu: „… der Hausherr verließ sein Haus und gab seinen Knechten Vollmacht, einem jeden seine Arbeit…“ Christus kommt so gewiss wie jener Mensch, der sein Haus verlassen hat um über Land zu ziehen. Zwei Verantwortlichkeiten weist er seinen Leuten zu: Bewahren und wachen. Bewahren was der Herr anvertraut hat und ihm gehört. Wachen – alles so halten und tun, dass er jederzeit kommen kann. Hast du in deinem Herzen Klarheit, welche Vollmacht du von Gott bekommen hast? Was ist deine Arbeit, die du tun sollst? Verstehen  wir das große Zutrauen, was Gott in uns legt. Jeder hat Vollmacht bekommen. Wer nicht weiß, was seine Vollmacht ist und sie nicht ausübt, dem gilt Jesu Hahnenschrei: Wachet! Mit diesem Ruf schließt auch unser Predigttext: “ Was ich euch aber sage, das sage ich allen: Wachet!“ Ich will an dieser Stelle aber nur von mir, der ich auch ein Knecht Jesu bin, reden. Von der Arbeit, der Vollmacht, die er mir übergeben hat. Meine Vollmacht heißt: Barmherzigkeit. Dazu habe ich mein Leben bekommen. Ich soll dafür sorgen, dass dort wo ich bin, die Barmherzigkeit das Sagen hat. Zumindest das letzte Wort. Alles Lebendige soll Barmherzigkeit erfahren. Das ist Jesu Vollmacht für mich und damit meine Arbeit. Wenn der Hausherr wiederkommt, will er, dass durch sein Haus die lichtvolle, fröhliche Atmosphäre der Barmherzigkeit weht. Was meinst du, ist dem Hausherrn sonst noch wichtig? Was möchte er gerne noch vorfinden? Ach, noch etwas zu meiner Vollmacht, zu jeder Vollmacht, die in der Gemeinde gilt. Ich muss nicht perfekt sein, was meine Arbeit betrifft. Ich gebe nur etwas Vollkommenes weiter – die Barmherzigkeit Gottes. In seinem Leiden und Sterben hat uns Jesus die Barmherzigkeit Gottes gezeigt. Und so bezeuge ich euch die Vergebung eurer Sünden im Kreuz Jesu. Und ich bitte jeden, seinen Stolz abzulegen und alle Sünde unter das Kreuz zu tun. Das Kreuz Christi ist der Ort der Barmherzigkeit Gottes. Dorthin sind wir Sünder gerufen. Meine Vollmacht ist, jedem die Vergebung der Sünden zuzusprechen, die Gnade Gottes zu reichen. Ob du´s auch von Herzen begehrst? Ist dir das wichtig? Wer wach ist sieht – noch ist Zeit, in die Barmherzigkeit Gottes zu treten. “ Ihr wisst nicht „, sagt Jesus, „wann der Herr des Hauses kommt… damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt. Was ich euch aber sage, das sage ich allen: Wachet!“  Amen.

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