Pfingsten

Pfingsten

Apg 2, 1-18                                                          Pfingstsonntag – Oßling/Großgrabe, am 31.05.2020

„Als aber der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht alle diese, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? Párther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadózien, Póntus und der Provinz Asien, Phrýgien und Pamphýlien, Ägypten und der Gegend von Kyréne in Líbyen und Einwanderer aus Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber; wir hören sie in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden. Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßem Wein. Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; sondern das ist´s, was durch den Propheten Jóel gesagt worden ist: „Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen.“ Lasst uns beten: (Sprachengebet …)

>In fremden Sprachen< Pfingsten – da heißt es: „sie fingen an zu predigen in anderen Sprachen.“ Liebe Gemeinde! Pfingsten ist heute! Damals begann es. Heute geschieht es. Menschen werden erfüllt mit dem Heiligen Geist. Können etwas, was sie sonst niemals fertigbringen würden. Hörbar damals: Die Jünger lobten Gott in Sprachen, die sie nie gelernt hatten. Heute habe ich zu Beginn das Sprachengebet benutzt. Damit wurdet ihr in die Geschichte von damals versetzt, in die Rolle der Zuhörer. >Ratlosigkeit und Entsetzen?< Von ihnen wird uns berichtet: einige sind entsetzt und ratlos und fragen: Was soll das denn werden? Andere spotten: Zu tief ins Glas geschaut. – Was habt ihr gedacht, als ihr mein Gebet in einer euch fremden Sprache gehört habt? – Pfingsten – da kommt Überraschendes, Fremdes Geschenke, Fehldeutungen … >Ein persönliches Pfingsten< 1988 begann ich den Dienst als Pfarrer. Bald häuften sich Erfahrungen, die sich in Form von Fragen nach oben drängten: Wie soll ich das Evangelium verkündigen? Den Alten und Jungen beistehen? Wie ein glaubwürdiger Zeuge sein? Bin ich nicht zu jung? Ich bat um Weisheit und Kraft. Auch um die Gabe zu beten, besonders um das Sprachengebet. Als ich eines Nachmittags etwas gebeugt betend an meinem Schreibtisch saß, war es wieder meine Bitte: Herr, was hindert´s? Gib mir Kraft zu beten, schenke mir die Gabe der Zungenrede, beschenke mich. Da geschah, was hier bezeugt ist: Ich begann, in einer neuen Sprache zu reden, zu beten. Und fühlte neben der Unsicherheit über das Neue, nur Freude und Dank. >Pfingsten geschieht heute< Deshalb ist Pfingsten heute. Seit über 30 Jahren gebrauche ich diese Gabe und erlerne den rechten Umgang mit ihr. Es ist eine der neun Geistesgaben, so wie es im 1Kor 12 steht. Da der Gebrauch in der jungen Christenheit zum Glaubensalltag gehörte, lesen wir darüber auch viel im NT. >Alltag in der jungen Christenheit< Dort wird bezeugt: Das Sprachengebet ist eine Wortgabe. Wer sie gebraucht, stärkt sein Vertrauen zu Gott und erbaut sich selbst (1Kor 14,4). Auch tut er einen Dienst für Gott, spricht für Gott seine Geheimnisse in diese Welt hinein (1Kor 14,2), tut Gottes Willen (Joh 4,24). Wer in Sprachen betet, dem wird immer klarer: der Heilige Geist wohnt in mir. Was für eine Vergewisserung! Auch setzt – so 1Kor 14,22 – wer in Zungen betet, ein Zeichen für die Ungläubigen. >Gebet ohne Grenzen< Und nicht selten geschieht es mir, dass ich, wie in Röm 8,26, die Nöte anderer so vor Gott bringe. In bestimmten Momenten wusste ich, dass Gott mein Gebet will. Ich begann in Sprachen zu beten und dabei wurde mir klar: ich halte gerade Fürbitte – für Menschen, die ich gar nicht kenne, und für schwerwiegende Dinge, die ich gar nicht wissen soll, damit sie mich nicht belasten. Da dankte ich dem Herrn, dass er mich gebraucht, weit über mein Wissen, meine Kenntnis und Kraft anderen auf dieser Welt und seinem Reich zu dienen. Der Herr weiß um alles< Woher soll ich denn die Nöte, Ängste und Bindungen der Menschen um mich und in meiner kennen, für die ich täglich Fürbitte halte. Gott aber kennt sie gewiss. Dafür sucht er Menschen die bereit sind zu beten. Die als Haushalter, Austeiler und Verwalter über Gottes Geheimnisse, diese auch unter die Leute bringen. >Beten heißt: Gottes Gaben austeilen< So also nimmt der große Gott das kleine, tönerne Gefäß „Mensch“ und spricht auf seine Weise durch ihn hindurch. Gott ist gegenwärtig. – Damit in dieser Sache unser Verstehen wächst: Als Gott sprach: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“ (1Mo 1,26), schuf er den Menschen als Dreieinigkeit. Du und ich – wir sind drei in eins. >Dreieiniger Gott – dreieiniger Mensch< Drei sehr verschiedene und doch vollkommen eins. Dein Körper ist nicht deine Seele, und dein Geist ist nicht deine Seele. Und doch bist du vollkommen eins in Leib, Seele und Geist. Während in deiner Seele die Wirkkräfte deiner Persönlichkeit wohnen, die wir Wille, Verstand und Gefühl nennen, wohnt in deinem Geist die Wirkkraft, die wir mit „Glauben“ umschreiben. Wird ein Mensch mit dem Heiligen Geist erfüllt, dann nimmt er Wohnung in unserem Geist; nicht im Verstand, Willem oder gar im Gefühl. >Beten mit dem Verstand – beten im Geist< Deshalb unterscheidet das Zeugnis der ersten Christen zwei sehr verschiedene Arten zu beten: 1. Das Beten mit dem Verstand. Da bete ich in meiner Muttersprache und mit der Kraft meines Verstandes. Dazu 2. das Beten im Geist. Da benutzt der Heilige Geist nur meine Stimmbänder, Zunge und Lippen. Bete ich mit meinem Verstand, bete ich. Bete ich im Geist, betet Gottes Geist. >Was Gott tut ist immer größer, als unser Verstand< Dass dies über unseren Verstand geht, sollte uns nicht verwundern. Das ist bei allem, was Gott wirkt und tut so. Gottes Wirken ist zu groß für uns, aber teilhaben daran dürfen wir ausgiebig. Dass Gott die Welt geschaffen hat, ist uns viel zu groß. Aber in und von seiner  Schöpfung leben – ja. Die Auferweckung der Toten, ewiges Leben durch Jesus, ist dem Verstande unvorstellbar. Der Verstand ist ja auch nicht zum Glauben geschaffen, sondern mein Geist. Dort wohnt, gegen meinen Verstand, die Gewissheit: Ich weiß zwar nicht wie, bin aber gewiss, dass der Herr es tun, sein Wort halten wird. Und das pfingstliche Sprachengebet – dass ein Mensch in einer oder mehrere Sprachen betet ohne sie gelernt zu haben: Das ist für den Verstand weit hergeholt. Dass Gott aber alle Sprachen kennt und spricht, auch die alten, vergessenen, da stimmt der Glaube zu. Wie wunderbar, dass der Herr es durch einen Menschen hindurch tut. So jedenfalls bestätigt es uns unser Dokument des Glaubens, die Heilige Schrift. >Gottes Gaben sind für uns< Was uns hindert, diese Gabe zu empfangen und damit tätig zu werden sind nur Scham und Angst, die Skepsis, Gott die eigenen Sprachwerkzeuge zur Verfügung zu stellen. – Der Petrus an Pfingsten, vor ein paar Wochen noch hatte er Jesus verleugnet, verstummt und schämt sich nicht. Er tritt den Zweiflern, die alles nur mit ihrem eigenen Verstand messen, entgegen. Und auch den Spöttern, die nur glauben, was sie sich erklären können. Petrus predigt und verweist, während in fremden Sprachen geredet wird, auf die Bestätigung durch Gottes Wort: Wir sind nicht betrunken. Nein, sondern ihr werdet gerade Zeuge von Gottes Gegenwart und Handeln. Es erfüllt sich, was der Prophet Joel geweissagt hat: „Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben.“ Das ist der entscheidende Punkt: Bestätigt es die Schrift? Finden wir, was geschieht in Gottes Wort? Wenn ja, dann ist der  Weg gut. Und die Jünger werden sich an Jesu letzte Worte erinnert habe, als er sprach: „Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die glauben … sie werden in neuen Zungen reden.“ – >Pfingsten ist heute< Heute an Pfingsten werden wir an die Kraft des Heiligen Geistes gewiesen, du, ich, unsere Gemeinde, die Kirche. ER lässt Menschen über sich hinauswachsen. Angst, Resignation und Kleinmut verfliegen wie Spreu im Wind. Dir und mir werden diese Geschenke zuteil. Heute! „Komm, Heiliger Geist, und erfülle die Herzen deiner Gläubigen, und entzünde in ihnen das Feuer deiner göttlichen Liebe.“ Amen.

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