Liebe als Auftrag?!

Liebe als Auftrag?!

Joh. 15, 9 – 17  Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres – Oßling/Großgrabe, am 17.11.2019

„Jesus sprach zu seinen Jüngern: Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibet in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde. Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander leibt, wie ich euch liebe. Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Ich sage hinfort nicht, dass ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er´s euch gebe. Das gebiete ich euch, dass ihr euch untereinander liebt.“

>In Gott versteckt<

Liebe Gemeinde! Wo war ich 1807? Ich war in Gott versteckt. (Psalm 139) Ich war von Liebe gewollt, umhüllt, ummantelt. Dann bin ich sichtbar geworden, wurde geboren, ins Leben geschickt, immer begleitet von Liebe. Nie fallengelassen, nur losgelassen. Damit ich leben, wachsen konnte, Raum gewinnen, ausfüllen. Ich soll den Raum der Liebe ausfüllen. >Lebensraum Liebe< Leben braucht, wir brauchen Räume. Nicht nur Küche und Stube. Lebensräume sind, wo Leben geschieht. Arbeit ist ein Lebensraum, Freundschaft, Gemeinde ist Lebensraum. Die Liebe ist der weite Raum des Lebens. So jedenfalls beschreibt Jesus seinen Lebensraum: Mein Vater liebt mich. Genauso weist Jesus seinen Jüngern Lebensraum zu: Ich liebe euch, bleibt in meiner Liebe. Es sind kostbare, lebensbringende Worte an uns. „Jesus sprach: Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch: Bleibet in meiner Liebe!“>Liebe und Beliebigkeit< Manche meinen, das Gegenteil von Liebe ist Hass. Ist es nicht. Die völlige Verneinung von Liebe ist Beliebigkeit. Liebe ist Beziehung und Lebensraum. Beliebigkeit ist Beziehungs- und Grenzenlosigkeit. >Liebe und Gebot< Unser Leben wird von Ordnungen, Grenzen gehalten. Was wären wir ohne Tag und Nacht, Sommer und Winter, Arbeit und Ruhe. Was wäre das für eine Liebe ohne Schutz von Regeln? Wir leben eben nicht wie Robinson Crusoe, sondern in einer Gemeinschaft. Jeder soll leben und sein dürfen. So will’s die Liebe. Alles Leben hat ein Recht auf Leben, Lebensraum. Die Rose, der Knollenblätterpilz, das Rehkitz und die Vogelspinne und jeder Mensch. Deshalb gebietet die Liebe: Hab‘ acht auf die Lebensräume anderer. Wir dürfen sie wohl betreten, aber nicht zerstören. Ja, die Liebe braucht das Gebot. Beides bindet Jesus untrennbar zusammen: „Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibet in meiner Liebe. Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe.“ >Freude, wo bist du?< Jesus bindet an das Zweigespann Liebe und Gebot noch ein drittes: Freude. Wir dürfen getrost in Gedanken mal das Wort „Freude“ streifen: Wann habe ich mich das letzte Mal tief von Herzen gefreut? Was ist mit meiner Freude? Treffe ich viele Menschen, die von Freude erfüllt sind? Ich sehe nur – ein Überangebot an Freude gibt es nicht. Und Menschen voller Freude sind nicht so häufig anzutreffen. Aber die Sehnsucht nach Freude ist groß. >Mit sich und Gott im Reinen< Jesus redet hier wie nur einer reden kann, der mit sich und Gott im Reinen ist. Innerlich hat er ein ganzes JA zum Willen Gottes, ein ganzes JA zu sich und seinem Leben: „Ich halte die Gebote meines Vaters und bleibe in seiner Liebe.“Und daran muss die Freude gebunden sein, denn er fährt fort: „Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde.“ Es ist lohnend, diesem Gedanken nachzusinnen und damit sein eignes Leben zu beleuchten: Diese tiefe Freude sprudelt aus einem Herzen, das JA zum Willen Gottes sagt. >Liebe und liebe< Der Wille Gottes besteht aus einem Wort: Liebe. Die Bedeutung entfaltet sich in der Groß- und Kleinschreibung. Liebe – groß geschrieben – Gott ist die Liebe, alles was er tut und will ist Liebe. Liebe – klein geschrieben – ist Gottes Wille an mich: liebe! Tust du diesen, seinen Willen, lockt es die Freude aus dem Versteck: Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe.“ In seiner Unterweisung ist Jesus damit bei Punkt vier:Erst Liebe (groß geschrieben), dann Gebot und Freude und liebe (klein geschrieben). Jetzt knüpft er an dieses sehnsuchtsvolle Wort „Freude“ an, und setzt ein „n“ hinter das „u‘“. Von Freude auf Freunde. Von der Kraft des Herzens auf Herzensbeziehung. >Liebe ist lebensgefährlich< Und spricht so plötzlich vom Tod: Liebe sei lebensgefährlich. Liebe hat die Kraft, alles zu geben. „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ Nur hier werden wir im Neuen Testament Freunde genannt, Jesu Freunde, Freunde des Allerhöchsten. Ein Freund weiß, was dem Freund fehlt. Weißt du, was Jesus fehlt? Jesus, unserem Freund, ist zuwenig Liebe in der Welt. Weißt du davon? Also – lieben die Freunde Jesu: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.“ Lieben. >Früchte< Die Ernte ist  eingebracht. Dieses Jahr war trocken, aber gar nicht so schlecht. Sehen wir vor uns noch die Kirschen, Pflaumen, Johannisbeeren, Birnen, die wogenden Getreidefelder, Kartoffeln, Rüben, Raps, Mais, Gerste und Hopfen, Nüsse, Gemüse und die schönen Weintrauben. Was Früchte sind, muss ich nicht erklären. Man erkennt sie am Aussehen und sie schmecken auch, geben dem Körper Aufbau- und Abwehrkräfte. Zum Erntedankfest preisen wir die Güte Gottes, weil sie sich in den Früchten spiegelt. >Der Sinn unseres Lebens< Mit „Frucht bringen“ zeigt Jesus, was sich Gott in seiner Liebe als Sinn des Lebens gedacht hat: Liebe und lieben, Gebot, Freude und Freunde – alles soll mehr werden, sich entfalten. Aus einem Apfelkern sollen hunderte, tausende Äpfel wachsen. Dazu ist dieser Kern bestimmt, in seiner DNA so festgelegt. Wir sollen Menschen sein, denen man nicht nur ansieht, dass sie herzerfrischend, stärkend und bekömmlich sind. Wir sollen tatsächlich andere an Leib und Seele erquicken, sie stärken, ihnen Aufbau- und Abwehrkräfte geben. Wir sind uns sicher schnell darüber einig – solche Leute braucht unsere Welt, unsere Gesellschaft. In Schulen werden sie gesucht und Parteien, im Krankenhaus und Seniorenhaus und nicht zuletzt in der Gemeinde. Wir beobachten einen beängstigenden Vitaminmangel der Seelen, besonders Vitamin C, Christus fehlt. Und nun seufzen wir ein wenig und denken: Ach, wenn wir nur solche wären, die das Leben gesund und genießbar machten … Jetzt holen wir erstmal tief Luft, ja, und hören Jesu Wort über uns: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt.  >Fruchtexistenzen< Habt ihr’s vernommen? Aus Früchtchen werden Fruchtexistenzen. Oder stellst du deine Gedanken über dich und andere, höher als Jesu Wort? Der Kern wird zum Baum. So ist es bestimmt. Jesus hat jeden dazu bestimmt Frucht zu bringen, aber nicht einzeln. Nicht „du“, sondern „ihr“ sollt Frucht bringen. Und das ist heute dein leichter, schwerer Auftrag: Ringe um diesen Glauben. Ringe um deine Erwählung. Bitte Gott, dass du glauben kannst, wozu du von ihm erwählt und bestimmt bist. Glaube was du bist. Jesus spricht über dir, uns: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt.“ Amen.

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