Wenn wir aufhören, daran zu glauben

Wenn wir aufhören, daran zu glauben

Liebe Gemeinde, liebe Kinder, eigentlich würde ja heute unser Rudi von der Regebogenstraße hier sein. Und heute ist ja bekanntlich Nicolaus. Und der Nicolaus hat uns heute schon ein schönes Gedicht gebracht.

Der Eine oder Andere wird sich noch an die Regenbogenstraße vom letzten Jahr um diese Zeit erinnern. Könnt Ihr Euch noch erinnern Kinder, was da war? Da wollte unser lieber Rudi nämlich rausbekommen, wie die Schokolade in seinen Stiefel kommt. Rudi hat was dazugelernt, aber das Rätzel konnte er noch nicht lösen. Rudi wird sicherlich dieses Jahr wieder versuchen, es raus zu bekommen, denn dass der alte Bischhof Nicolaus lange nicht mehr lebt, weiss er schon. Rudi und die ganze Regenbogenstraße können heute leider nicht hier sein, deshalb hab ich mal meinen alten Stiefel zu Anschauung mitgebracht. Den stellen wir mal heute raus.

Nun, eigentlich wünsche ich dem Rudi gar nicht, dass er das Rätzel um den Nicolaus und die Schokolade in seinen Stiefel lösen kann. Ihr Erwachsenen erinnert Euch vielleicht wie das bei Euch war, als Ihr rausbekommen habt, was hinter dem Nicolaus oder hinter dem Weihnachtsmann wirklich steckt. Aber nicht den Kindern verraten….

Wenn schöne Kinderträume sich in Luft auflösen, wenn Illusionen sterben. Ihr könnt Euch nicht mehr so recht daran erinnern, wie das war? Zu lange her? Dann will ich mal versuchen, Euch eine andere Illusion nehmen.

(50 Euro Schein raus) Was ist das? —— 

Das ist nicht mehr als bunter Papierschein. Das sind 50 Euro? Ja und, was sind die wert? Das jetzt geht mal an die Erwachsenen, das müsst Ihr Kinder noch nicht verstehen: Fakt ist, dass Präsident Nixon 1971 die Bindung des Dollars an Gold aufgehoben hat und spätestens 1976 der internationale Währungsfond seinen Mitgliedern die Aufhebung der Goldbindung empfohlen hat. Bargeld hat keine Goldsicherung mehr. Zwar sollen seit der letzten Bankenkriese pro Kunde und Bank 100.000 Euro geschützt sein. Das muss ich jetzt mal so glauben. Zum Glauben kommen wir noch. Und vor Inflation schützt der Einlagensicherungsfonds aber auch nicht. Ein Beispiel:

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portoliste

Bild Briefmarken Porto Inflation. 

Wer aufmerksam den letzten Kirchenboten gelesen hat, dürfte mitbekommen haben, dass ich Briefmarken sammle. Immer noch. Am 24.11.1923 erfolge die Ausgabe dieser Briefmarke in Deutschland für 50 Milliarden Mark. Ihr Kinder, könnt ihr schon so weit zählen? Nein. Ihr könnt mal mit Euern Eltern die Nullen an dieser gigantischen Zahl zählen.  Am 26.11.1923 – 2 Tage später – musste man allerdings schon 80 Milliarden Mark für ein Briefporto bezahlen. Das war das Ende der Hochinflationszeit. Doch schauen wir uns mal den Anfang der Spirale an… da ging es von 10 Pfennig 1906 bis auf 60 Pfennig 1921 und dann 1922 auf 2 Mark. Wenn wir unsere heutigen 80 cent in DM umrechnen liegen wir auch schon bei 1,60 Mark. Die Euro Einführung hat die Inflationszahlen nur um 10 Jahre zurückgeworfen. Da kann jeder mal selber drüber nachdenken.

Nun, wahrscheinlich kann ich Euch den Glauben an die 50 Euro einfach nicht zerstören. Aber eines steht fest, der bunte Schein ist nur so lange etwas wert, wie alle daran glauben. Und die Euros auf der Bank sind im schlimmsten Falle nur noch elektromagnetische Speicherpunkte. Ich schmeiss den 50 Euro Schein mal mit in den Nicolausstiefel. 

Okay ich will als letztes Beispiel in dieser Reihe den Wirecard – Finanzskandal erwähnen. Da haben auch viele geglaubt, ihr Geld ist in guten Händen. Hier war tatsächlich von vorn bis hinten alles Schwindel. Und das Geld weg. Nicht der Erste und mit Sicherheit nicht der letzte Finanzschwindel seiner Art.

Da sind schon viele Illusionen gestorben – ob am Nicolausstiefel, ob an der Inflation, die meine Oma noch erlebt hat, ob anderer Sicherheiten. Und da werden noch einige Illusionen sterben. Das wollen wir uns heute bewusst machen. Irdische Sicherheiten? Meist große Enttäuschungen.

Ich setze jetzt bewusst noch einen drauf und ich sage das, obwohl meine Lieblingsschwiegermutter letzte Woche mit Corona gestorben ist, mein Schwiegervater auch positiv ist und meine Frau in Quarantäne muss:  Gemessen an dem, was in der Offenbarung als Gericht Gottes angekündigt wird, ist Corona bis jetzt ein Kindergeburtstag! Wir leben nicht in einer sicheren Welt. Gott schaut sich unseren modernen Turmbau zu Babel nicht ewig an. Das kann jeder in seiner Bibel mal selber nachlesen.

Die Gute Nachricht aber hat Magda letzte Woche schon mal gesagt. Und da möchte ich anknüpfen: Da ging es darum, das Weihnachten eingepasst ist in das große Ganze. Von der Schöpfung bis zum neuen Himmel und der neuen Erde. Von der Ankunftszeit – Advent – bis zur Geburt, die Lebenszeit Jesu bis seinen Tod am Kreuz. Deshalb gehört untrennbar zur Krippe auch das Kreuz. Das eine bedingt das Andere. Das eine macht nur Sinn mit dem Anderen. Ohne Geburt kein Tod am Kreuz für unsere Schuld. Ohne Kreuz eine Geburt ohne Erlösung. Weihnachten und Ostern kann man nicht trennen. Weihnachten wird der Retter geboren, der Ostern für unsere Schuld ans Kreuz geht.

Kann ich das Glauben? 

Ich habe irgendwann den Glauben an den Nicolausstiefel verloren. Da steckt schon seit vielen Jahren nix mehr in meinen Stiefel drin. Jeder von uns hat auf die Eine oder Andere Art den Glauben an etwas verloren in seinen Leben. Vertrauen ging verloren, Beziehungen zerbrachen, sicher Geglaubtes löste sich in Luft auf. Das haben wir doch alle erlebt.

Was ist mit unseren Glauben an Gott? Stellen wir den Stiefel noch raus? Glauben wir, dass Gott was reintun kann? Sieht der denn unseren Stiefel überhaupt?

Und mit diesen Fragen treffen wir auf den heutigen Predigttext:

„Wenn ihr dann zu mir rufen werdet, will ich Euch antworten: wenn ihr zu mir betet, will ich Euch erhören. Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden: ja wenn ihr ernsthaft mit ganzen Herzen nach mir verlangt, werde ich mich von euch finden lassen.“ Jeremia 29 12-14

Was für eine Zusage gibt Gott hier. Er verschließt seine Augen nicht vor uns, er verstopft seine Ohren nicht vor uns. Er versteckt sich nicht vor uns. Er will uns erhören, er will sich finden lassen.

Wie ist das nun mit unserem Glauben und Gott? Mit unseren Glauben an Gott? Wenn ich in meinen Stiefel gucke, liegt da der 50 Euro Schein drin. (Stiefel gucken) An den glauben wir doch auch. Wir glauben, dass dieser bunte Fetzen Papier – rechtlich entkoppelt jeder Wertbindung – reicht, um unseren nächsten  Wochenendeinkauf zu bezahlen. Also je nachdem, wieviel ich reinlade in den Korb.

An meinen Stiefel glaub ich nicht mehr. Aber Moment, haben die Kinder nicht alle gestern Abend ihre Stiefel rausgestellt in dem Glauben, dass da heute früh was drin steckt? Kinder, war da bei Euch was in den Stiefel drin heute früh? Wäre jetzt blöd, wenn einer Nein gesagt hätte.

Vielleicht können wir ja heute noch was lernen von unseren Kindern. 

„Wahrlich ich sage Euch: Wenn Ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“   Mt 18/3

Vielleicht ist mein Glauben an Gott ja so bissel wie mein leerer Stiefel hier. Wenn ich ehrlich bin, ich habe ihn ja gestern Abend auch gar nicht rausgestellt. 

„Wenn ihr dann zu mir rufen werdet…….. Wenn ihr mich sucht, ……..ja wenn ihr ernsthaft mit ganzen Herzen nach mir verlangt, werde ich mich von euch finden lassen.“ Jeremia 29 12-14

Okay, es geht also nicht ganz von alleine. Ich muss mich schon zu Gott hindrehen, ich soll nach ihm suchen, ich kann nach ihm rufen. Wie ich das mache? Wie Du das machen Kannst? Vielleicht mal wieder ein ernsthaftes Gebet. Vielleicht mal wieder im Wort Gottes lesen. Vielleicht mal wieder öfter in den Gottesdienst kommen, direkt oder auch online im Moment.

So wie die Kinder Nikolaus den Stiefel rausstellen, so können auch wir unserem Glauben eine reale Chance geben. Wir wagen einfach einen Schritt auf Gott zu und schauen, ob der Stiefel nicht doch gefüllt am nächsten Morgen vor der Tür steht.

„Wo ist unter Euch ein Vater, der seinen Sohn, wenn er ihn um Brot bittet, dafür einen Stein biete? …. Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euern Kindern gute Gaben geben könnt, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.“

Lukas 11 / 11 + 13

AMEN

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