2. Advent (Oßling)

2. Advent (Oßling)

Offb. 3, 7 – 9.11-12                                                          2. Advent – Oßling, am 08.12.2019

Dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf. Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet. Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme! Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes.“ 

Liebe Gemeinde am 2. Advent! >Baugenehmigung< Baugenehmigung erteilt! Ohne diesen Bescheid geht nichts. In unserem Predigttext erteilt die oberste Behörde einer Gemeinde die Baugenehmigung. „Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen.“ Den Vergleich vom Bauen gibt unser Predigttext selber vor, die Bilder darin: Schlüssel, Tür, Pfeiler, Tempel, neue Stadt. Dass Bauen eine große, manchmal zu groß erscheinende Herausforderung sein kann, wissen wir. Nun muss ich uns nicht erklären, dass der Bau oder die Renovierung unsrer Gebäude nicht unsere Kernaufgabe ist, sondern nur so etwas wie die äußere Schale. Wir bauen, wir mühen uns, ja. Worum? Um Gemeinschaft, Glaube, Versöhnung, Hoffnung … und … Wir bauen Gemeinde. >Bauplan<Baupläne für Gebäude sind oft nicht leicht zu lesen. Deshalb dürfen wir nicht erwarten, dass ein Bauplan für Gemeinschaft, Glaube, Versöhnung, Hoffnung ein kleiner Handzettel mit fünf Strichen ist. Wie mühsam um gelingende Gemeinschaft gerungen werden muss – das wissen wir im Kleinen wie im Großen. Deshalb klingt der Bauplan Gottes nicht einfach, weil es eben nicht einfach ist: „Dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf: Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet … Siehe, ich komme bald, halte was du hast, dass niemand deine Krone nehme! Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes …“ >Baugrund< Was das Bauen anbetrifft, denken wir fundamental. Gut muss es sein, das Fundament. Was nützen alle hochfliegenden Pläne, wenn sie nicht auf festem Grund stehen – wir nennen solche Pläne: Verführungen. Wer sich solch großen Projekten wie Gemeinschaft, Glaube, Versöhnung und Hoffnung stellt, von dem möchte ich bitte vorher wissen, worauf er baut. Sonst mache ich nicht mit. Auch die oberste Behörde nicht. Damals hat die Gemeinde in Philadelphia das JA Jesu, die offene Tür bekommen: „Ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen.“ Was findet bei Jesus so hohe Anerkennung, dass er zum Schlüsselbund greift? Eines – wenn seine Leute den richtigen Baugrund nehmen, ein sicheres Fundament legen. Die Begründung für die Baugenehmigung damals hieß: 1. hast du mein Wort bewahrt 2. meinen Namen nicht verleugnet. Der innere Gehalt einer Gemeinde, ihre Kraft, ist das Wort Jesu. Die äußere Gestalt einer Gemeinde, ihre Schönheit, ist das Bekenntnis zu Jesus. So allein finden Glaube und Gemeinschaft dauerhaft Stand: In der Treue zu Jesus und in dem Bekenntnis für Jesus. So kurz und knapp wird das Fundament für Gemeindeleben beschrieben: „Du hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ Besonders griffig und sympathisch bei diesem großen Vorhaben klingt der benötigte Einsatz: Dazu reicht eine kleine Kraft. Genau das haben wir schon erfahren, ebenso unsere Glaubensväter von Bonhoeffer bis Paulus, die schlicht sagen: Gott gibt die Kraft nicht im Voraus, aber er gibt sie. Und Gottes Kraft ist durch die Schwachen wirksam. Also auch durch uns. Und eben auch durch die wenigen Christen in der Wirtschaftsmetropole Philadelphia: „Du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ >Bauzeichnung< Ich verstehe Bahnhof, wenn ich in statische Berechnungen und Zeichnungen schaue. Ähnlich rätselhaft, aber eben mit Sinn und Wichtigkeit für den Gemeindebau, sind die Bilder in unserem Predigtwort, nennen wir es die Bauzeichnung. Was bedeuten sie für Glaube und Gemeinschaft, diese Bilder: Engel, Schlüssel Davids, Versuchung und Krone, Säule im Tempel? Versuchen wir eine Deutung: Engel, das könnte Ermutigung bedeuten, eben Gott hilft; Schlüssel Davids, dass Jesus in Gottes Plan die Schlüsselfigur ist; Versuchung und Krone, naja, dass Glauben auch Kämpfen heißt und dass es ein Königreich zu gewinnen gibt. Und die Säule im Tempel – spricht uns dieses Bild eine tragende Funktion in Gottes Welt zu? Was hören wir für uns in diesen Bildern? Würdigung, Wertschätzung? >Baumaterial< Sicher ist deutlich geworden: Gottes Plan heißt: „Der neue Himmel und die neue Erde“, und dass wir hier schon daran mit bauen. Würde Gottes Reich erst nach dem Weltgericht gebaut, dann wäre aller Einsatz vergebliches Tun. Das Heil, die Krone, haben wir schon hier. Hier empfangen wir Gnade und geben sie weiter. Kurz: Gott baut mit uns Menschen, wir sind sein Baumaterial, seine lebendigen Steine. Nun wird den Christen in Philadelphia zugesagt: Ihr sollt ein Pfeiler, eine Säule sein. Nicht zufällig heißt Philadelphia „Bruderliebe“. Freunde sucht man sich, Brüder hat man. Ob es in dieser Gemeinde so war, dass jeder akzeptiert wurde, aus Respekt vor Gott, weil Gott jeden gleich liebt. Das ist ja „Bruderliebe“: Jeden Menschen wertschätzen, ihn als von Gott geliebt sehen und so behandeln. Bruderliebe ist dort, wo jedem uneingeschränkt zugesprochen wird: Du bist von Gott geliebt. Der Schluss liegt nahe zu sagen: Wo Gottes Liebe Raum bekommt, den Raum, der ihr zusteht, also allen Raum, dort werden Menschen ein Teil von Gottes Kunstwerk. Eine Säule werden, eine tragende Rolle haben, eine lebendige Stütze sein – das kann nur eine Gemeinschaft, geht nur miteinander. >Baufinanzierung< Wer unter uns fühlt sich angesprochen, berührt, ja inspiriert von der Botschaft unseres Predigttextes: Ich bin ein lebendiger Baustein in Gottes Plan. Ich soll mit andern eine lebendige Stütze sein, mit bauen an Gottes neuer Welt. Wohin – das soll sich jeder fragen – gehöre ich? Zu denen, die sagen „man müsste“, oder zu denen die beten: Hier bin ich, Herr!? Zögert um gotteswillen nicht, euch freudig und entschlossen auf die Seite derer zu stellen, die das Lob ihres Herrn bekommen: „Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ Amen.

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